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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Stiere nicht herrlich? Magst du sie nicht, Bill? Warum sagst du denn nichts, Robert? Sitzt doch nicht alle da wie bei einem Begräbnis. Und wenn Brett schon mit dir geschlafen hat? Sie hat mit ganz anderen Leuten geschlafen als mit so einem wie du.»
    «Halt den Mund», sagte Cohn. Er stand auf. «Halt den Mund, Mike.»
    «Ach, steh nur nicht so auf und tu so, als ob du mir ein paar runterhauen wolltest. Das ist mir ganz egal. Sag mal, Robert, warum läufst du wirklich Brett wie ein armer, idiotischer Ochse nach? Merkst du denn nicht, daß du unerwünscht bist? Ich weiß, wenn man mich nicht haben will. Warum weißt du nicht, wenn man dich nicht haben will? Du bist nach San Sebastian gekommen, wo man dich nicht haben wollte, und du bist Brett wie ein dämlicher Ochse immer nachgelaufen. Hältst du das für richtig?»
    «Halt den Mund, du bist betrunken.»
    «Vielleicht bin ich betrunken? Warum bist du nicht betrunken? Warum betrinkst du dich nie, Robert? Du weißt ja, du hast dich in San Sebastian nicht amüsiert, weil keiner unserer Freunde dich zu irgendeiner Gesellschaft einladen wollte. Ich finde, man kann ihnen daraus kaum einen Vorwurf machen. Nicht wahr? Ich bat sie darum. Aber sie wollten nicht. Man kann ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Nicht wahr? Antworte doch. Kannst du ihnen daraus einen Vorwurf machen?»
    «Scher dich zum Teufel, Mike.»
    «Ich kann ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Kannst du ihnen daraus einen Vorwurf machen? Warum läufst du Brett die ganze Zeit über nach? Hast du denn gar keine Manieren? Hast du schon mal überlegt, wie mir dabei zumute ist?»
    «Du bist gerade der Richtige, um über Manieren zu reden», sagte Brett. «Du hast ja so fabelhafte Manieren.»
    «Komm, gehen wir, Robert», sagte Bill.
    «Warum läufst du ihr immer nach?»
    Bill stand auf und hakte Cohn unter.
    «Bleibt hier», sagte Mike. «Robert Cohn wird uns eine Runde spendieren.»
    Bill ging mit Cohn hinaus. Cohns Gesicht war wächsern. Mike redete weiter. Ich saß da und hörte eine Weile zu. Brett sah angeekelt aus.
    «Weißt du, Michael, nun hör schon mit deinen verdammten Dämlichkeiten auf», unterbrach sie ihn. «Dabei will ich nicht sagen, daß er nicht recht hat», wandte sie sich an mich.
    Mike verlor seinen erregten Ton. Wir waren jetzt unter uns: Freunde.
    «Ich war gar nicht so schlimm besoffen, wie es klang», sagte er.
    «Ich weiß», sagte Brett.
    «Keiner von uns ist nüchtern», sagte ich.
    «Ich hab kein Wort gesagt, das ich nicht gemeint hätte.»
    «Aber es war so schlecht formuliert», lachte Brett.
    «Aber er ist doch ein Idiot. Er kam nach San Sebastian, wo wir ihn wirklich nicht gebrauchen konnten. Er lief immer hinter Brett her und hat sie unentwegt angestiert. Das war zum Kotzen für mich.»
    «Ja, er hat sich sehr schlecht aufgeführt», sagte Brett.
    «Weißt du, Brett hat auch vorher Männergeschichten gehabt. Sie erzählt mir immer alles. Sie hat mir die Briefe von diesem Knaben Cohn zu lesen gegeben. Ich hab sie aber nicht gelesen.»
    «Fabelhaft edel von dir.»
    «Nein, Jake, hör mal zu. Brett ist schon mit allerhand Männern gereist. Aber es waren keine Juden, und sie haben einen nachher zufriedengelassen und sind ihr nicht nachgelaufen.»
    «Verdammt nette Kerle», sagte Brett. «Das ist ja Quatsch, daß man darüber redet. Michael und ich, wir verstehen uns.»
    «Sie hat mir Robert Cohns Briefe zum Lesen gegeben. Ich hab sie aber nicht gelesen.»
    «Du liest doch überhaupt keine Briefe, mein Engel. Du liest ja nicht mal meine.»
    «Ich kann keine Briefe lesen», sagte Mike. «Komisch, nicht?»
    «Du liest überhaupt nichts.»
    «Nein, das stimmt nicht. Ich lese schon. Ich lese, wenn ich zu Hause bin.»
    «Nächstens wirst du Schriftstellern», sagte Brett. «Also los, Michael. Damit mußt du dich abfinden. Die Sache mußt du jetzt durchhalten. Er ist nun mal hier. Verdirb uns nicht die Fiesta.»
    «Schön, sag ihm, daß er sich benimmt.»
    «Er wird sich schon benehmen, ich werd mit ihm sprechen.»
    «Sag du’s ihm doch, Jake. Entweder soll er sich benehmen oder machen, daß er wegkommt.»
    «Ja», sagte ich, «wird höchst erfreulich für mich sein, ihm das zu sagen.»
    «Weißt du, Brett, erzähl doch Jake, wie Robert dich nennt. Das ist einfach einzig, weißt du.»
    «Nein, das kann ich nicht.»
    «Los. Wir sind doch unter uns. Sind wir nicht gute Freunde, Jake?»
    «Ich kann’s ihm nicht erzählen. Es ist zu lächerlich.»
    «Dann werd ich’s ihm sagen.»
    «Laß das,

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