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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hatte: «Guter Wein 30 Centimos á Liter.»
    «Da gehen wir hin, wenn Ebbe in der Kasse ist», sagte Brett.
    Die Frau, die in der Tür der Weinhandlung stand, sah uns an, als wir vorbeigingen. Sie rief jemand im Haus, und drei Mädchen kamen ans Fenster und starrten heraus. Sie starrten Brett an.
    Am Tor des Corrals nahmen zwei Männer den hineingehenden Leuten die Billetts ab. Wir gingen durch das Gitter. Drinnen standen Bäume und ein niedriges weißes Steinhaus. Am hintersten Ende sah man die Steinwand der Corrals mit Öffnungen, die wie Schießscharten um die ganzen Corrals herumliefen. Eine Leiter führte bis auf die Mauer, und die Leute kletterten die Leiter hinauf und verteilten sich auf den Mauern, die die beiden Corrals voneinander trennten. Als wir über das Gras gingen und uns der Leiter unter den Bäumen näherten, kamen wir an den großen graugestrichenen Käfigen, in denen die Stiere waren, vorbei. In jeder Reisekiste war ein Stier. Sie waren mit der Eisenbahn von einem Stiergestüt in Kastilien gekommen und waren von den flachen Wagen auf der Station abgeladen und hierhergebracht worden und sollten aus den Käfigen in die Corrals gelassen werden. Jeder Käfig trug den Namen und das Zeichen des Stierzüchters eingebrannt.
    Wir kletterten hinauf und fanden einen Platz auf der Mauer, von dem aus man in den Corral sehen konnte. Die Steinwände waren geweißt, auf der Erde lag Stroh, und an den Wänden entlang standen hölzerne Futtertröge und Wassermulden.
    «Seht mal dort», sagte ich.
    Jenseits des Flusses erhob sich das Plateau der Stadt. Überall an den alten Mauern und Befestigungswällen entlang standen Menschen. Die drei Befestigungslinien waren drei schwarze Linien Menschen. Über den Wällen sah man viele Köpfe an den Fenstern. Am entferntesten Ende des Plateaus waren Jungen auf die Bäume geklettert.
    «Die müssen sich doch viel versprechen», sagte Brett.
    «Die wollen die Stiere sehen.»
    Mike und Bill standen auf der anderen Mauer jenseits des Corralgrabens. Sie winkten uns zu. Leute, die spät gekommen waren, standen hinter uns und drängten gegen uns, wenn andere Leute sie stießen. «Warum geht’s denn nicht los?» fragte Robert Cohn.
    Ein einzelnes Maultier wurde zu einem der Käfige gezerrt und zog ihn bis zum Tor in der Mauer des Corrals. Ein paar Männer schoben und hoben ihn dann mit Brechstangen in die richtige Lage zum Tor. Auf der Mauer des Corrals standen Männer, die darauf warteten, das Tor zum Corral und dann die Tür des Käfigs zu öffnen.
    Am äußersten Ende des Corrals trotteten zwei Ochsen mit schaukelnden Köpfen, ihre mageren Lenden schwingend, herein. Sie standen zusammen am äußersten Ende, die Köpfe gegen das Tor gerichtet, durch das der Stier hereinkommen mußte.
    «Sehen nicht gerade glücklich aus», sagte Brett.
    Die Männer auf der Mauer legten sich zurück und zogen das Tor des Corrals herauf. Dann zogen sie die Tür des Käfigs auf.
    Ich beugte mich ein ganzes Stück vornüber, um in den Käfig hineinsehen zu können. Es war dunkel. Irgendwer klopfte mit einer eisernen Stange an den Käfig. Drinnen schien etwas zu explodieren. Der Stier, der mit seinen Hörnern einmal rechts und einmal links gegen das Holz stieß, machte einen Höllenlärm. Dann sah ich eine dunkle Schnauze und den Schatten eines Horns. Dann hörte man Trampeln auf dem Holz der hohlen Kiste, der Stier stürmte vor und hinaus in den Corral, rutschte mit seinen Vorderhufen im Stroh, als er stehenblieb, den Kopf in der Luft, der große Muskelberg im Nacken stark angeschwollen, alle Körpermuskeln erregt zitternd, als er zu der Menge auf den steinernen Mauern emporsah. Die zwei Ochsen zogen sich mit gesenktem Kopf an die Mauer zurück; ihre Augen beobachteten den Stier.
    Der Stier sah sie und griff an. Ein Mann brüllte hinter einer Kiste hervor und schlug mit seinem Hut auf die Planken, so daß sich der Stier, bevor er die Ochsen erreichte, umwandte, zusammenriß und seinen Angriff auf die Stelle richtete, wo der Mann gewesen war, und ihn mit einem Halbdutzend schnellen, suchenden Stößen seines rechten Horns hinter den Planken zu erreichen suchte.
    «Mein Gott, ist er nicht schön?» sagte Brett. Wir sahen direkt auf ihn herab.
    «Sieh mal, wie der seine Hörner zu benutzen versteht», sagte ich. «Er hat einen Rechten und einen Linken wie ein Boxer.»
    «Nein, wirklich?»
    «Sieh nur hin.»
    «Es geht zu schnell.»
    «Wart nur. In einer Minute kommt ein neuer.»
    Man hatte einen anderen

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