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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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all das einlassen.»
    «Wollen Sie nichts trinken?» fragte ich.
    «Nein», sagte Montoya, «ich muß jetzt gehen.» Er ging.
    Ich ging hinunter ins Freie und machte einen Spaziergang durch die Arkaden um den Platz herum. Es regnete immer noch. Ich sah ins Iruna hinein, aber meine Leutchen waren nicht da; dann ging ich weiter um den Platz herum und zum Hotel zurück. Sie aßen unten im Speisesaal zu Abend.
    Sie hatten einen großen Vorsprung, und es war unmöglich, sie noch einzuholen. Bill kaufte Schuhglanz für Mike. Ein Stiefelputzer nach dem andern öffnete die Tür, die von der Straße hereinführte, und Bill ließ jeden hereinkommen und Mike bearbeiten.
    «Dies ist das elfte Mal, daß meine Schuhe geputzt werden», sagte Mike. «Wahrhaftig, Bill ist ein Esel.»
    Die Stiefelputzer hatten anscheinend die Kunde verbreitet. Schon wieder kam einer.
    «Limpia botas?» sagte er zu Bill.
    «Nein», sagte Bill. «Für diesen Señor hier.»
    Der Stiefelputzer kniete neben dem, der gerade bei der Arbeit war, hin und fing mit Mikes freiem Schuh an, der in dem elektrischen Licht bereits strahlte und glänzte.
    «Bill ist zum Brüllen», sagte Mike.
    Ich trank Rotwein und war so weit hinter den anderen zurück, daß mir all dieser Schuhglanz ein bißchen unbehaglich war. Ich sah mich im Zimmer um. Am Nebentisch saß Pedro Romero. Er stand auf, als ich ihm zunickte, und bat mich an seinen Tisch, um mir einen seiner Freunde vorzustellen. Sein Tisch stand neben unserem, berührte ihn beinahe. Ich lernte den Freund kennen, einen Madrider Stierkampfkritiker, einen kleinen Mann mit einem verzerrten Gesicht. Ich sagte Romero, wie gut mir seine Arbeit gefallen habe, und er freute sich sehr darüber. Wir sprachen Spanisch, der Kritiker konnte auch ein bißchen Französisch. Ich langte auf unseren Tisch hinüber nach meiner Weinflasche, aber der Kritiker ergriff mich am Arm. Romero lachte.
    «Sie müssen bei uns trinken», sagte er auf englisch.
    Er war sehr schüchtern mit seinem Englisch, aber in Wirklichkeit war er stolz darauf, und als wir weitersprachen, benutzte er Worte, deren Bedeutung er nicht genau kannte, und befragte mich danach. Er wollte zu gern die genaue Übersetzung für corrida de toros wissen. Stierkampf erschien ihm verdächtig. Ich erklärte ihm, daß Stierkampf auf spanisch lidia de toros sei. Das spanische Wort corrida ist auf englisch das running of bulls, die französische Übersetzung lautet course de taureaux. Das flocht der Kritiker ein. Im Spanischen gibt es kein Wort für Stierkampf.
    Pedro Romero erzählte, daß er ein wenig Englisch in Gibraltar erlernt habe. Er war in Ronda geboren. Das liegt nicht weit oberhalb von Gibraltar. Er hatte in Malaga in der Stierkämpferschule gelernt. Er war drei Jahre dort gewesen. Der Stierkampfkritiker zog ihn wegen seiner vielen Malageser Ausdrücke auf, die er ständig benutzte. Er sagte, er sei neunzehn Jahre alt. Sein älterer Bruder begleitete ihn als Banderillero, aber er wohnte nicht im selben Hotel. Er wohnte mit den anderen Leuten, die im Dienst von Romero standen, in einem kleineren Hotel. Er fragte mich, wie oft ich ihn in der Arena gesehen hatte. Ich sagte ihm, erst dreimal. Eigentlich nur zweimal, aber ich wollte keine langen Auseinandersetzungen, nachdem ich einmal den Irrtum begangen hatte.
    «Wo haben Sie mich das andere Mal gesehen? In Madrid?»
    «Ja», log ich… Ich hatte die Berichte über sein zweimaliges Auftreten in den Stierkampf Zeitungen gelesen, also konnte mir nicht viel mit Madrid passieren.
    «Das erste oder das zweite Mal?»
    «Das erste.»
    «Ich war sehr schlecht», sagte er. «Das zweite Mal war ich besser. Erinnern Sie sich noch?» Er wandte sich an den Kritiker.
    Er war gar nicht verlegen. Er sprach von seiner Arbeit wie von etwas, was ganz gesondert von seiner Person existierte. Es war nichts Eingebildetes oder Prahlerisches in seiner Art.
    «Ich freue mich sehr, daß Ihnen meine Arbeit gefällt», sagte er. «Aber Sie haben noch nichts gesehen. Morgen will ich versuchen, Ihnen etwas zu zeigen, falls ich einen guten Stier bekomme.»
    Als er dies sagte, lächelte er besorgt, daß ich oder der Stierkampfkritiker ihn für einen Aufschneider halten mochten.
    «Ich bin sehr begierig darauf», sagte der Kritiker. «Ich würde mich gern überzeugen lassen.»
    «Er macht sich nicht viel aus meiner Arbeit.» Romero wandte sich an mich. Er meinte es ernst.
    Der Kritiker erklärte, daß er alles sehr gut gefunden hätte, es aber bisher

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