Fiesta
unterbrichst du mich in einem fort? Glaubst du, daß du besser Spanisch sprichst als ich?»
«Hör schon auf, Mike! Kein Mensch hat dich unterbrochen.»
«Nein? Das möchte ich doch gern klargestellt haben.» Er wandte sich von mir ab. «Glaubst du, daß du das geringste taugst, Cohn? Glaubst du, daß du hier zu uns gehörst? Zu Leuten, die sich amüsieren wollen? Um Himmels willen, Cohn, mach nicht solchen Lärm.»
«Ach, Mike, laß es gut sein», sagte Cohn.
«Glaubst du, daß Brett dich hier gern sieht? Glaubst du, daß du was zum Vergnügen bei – Warum sagst du denn nichts?»
«Alles, was ich zu sagen habe, habe ich neulich gesagt, Mike.»
«Ich bin keiner von euch Literaturpinseln», sagte Mike, stand unsicher auf und lehnte sich gegen den Tisch. «Ich bin nicht gescheit. Aber ich weiß, wenn man mich nicht haben will. Warum merkst du nie, wenn man dich nicht will, Cohn? Geh weg, geh schon weg, um alles in der Welt – geh weg. Laß dein trauriges jüdisches Gesicht verschwinden. Hab ich nicht recht?»
Er sah uns an.
«Gewiß», sagte ich. «Kommt, wir wollen rüber ins Iruna gehen.»
«Nein. Findet ihr nicht, daß ich recht habe? Ich liebe diese Frau.»
«Ach, fang nicht wieder damit an. Laß schon gut sein, Michael», sagte Brett.
«Jake, findest du nicht, daß ich recht habe?»
Cohn saß noch immer am Tisch. Sein Gesicht hatte den gelben, bleichen Ausdruck angenommen wie immer, wenn er beleidigt wurde, aber irgendwie schien es ihm angenehm zu sein. Das Kindische, Trunken-Heroische daran. Er hatte eine Affäre mit einer adligen Dame gehabt.
«Jake», sagte Mike. Er weinte beinahe. «Du weißt, daß ich recht habe. Paß mal auf.» Er wandte sich wieder an Cohn. «Mach, daß du fortkommst. Mach, daß du fortkommst.»
«Aber ich denke gar nicht daran, Mike», sagte Cohn.
«Ich werde dir schon helfen.» Mike ging um den Tisch herum auf ihn los. Cohn stand auf und nahm seine Brille ab. Er stand abwartend da, mit bleichem Gesicht, seine Hände ziemlich tief haltend, stolz und aufrecht auf den Angriff wartend, bereit, sich für seine Herzensdame zu schlagen.
Ich packte Mike. «Komm rüber ins Café», sagte ich. «Du kannst ihn doch nicht hier im Hotel verprügeln.»
«Stimmt», sagte Mike. «Gute Idee.»
Wir gingen los. Ich sah zurück, sah, wie Mike die Stufen rauf stolperte und wie Cohn sich seine Brille wieder aufsetzte. Bill saß am Tisch und schenkte sich noch ein Glas Fundador ein. Brett saß da und sah starr vor sich hin, ohne etwas zu sehen.
Draußen auf dem Platz regnete es nicht mehr und der Mond versuchte durch die Wolken zu dringen. Der Wind blies. Die Militärmusik spielte, und die Menge drängte sich auf dem entfernt liegenden Teil des Platzes, wo der Feuerwerksspezialist und sein Sohn sich mühten, feurige Ballons in die Luft steigen zu lassen. Einzelne Ballons stiegen schließlich ruckweise ganz schräg auf, wurden dann aber vom Wind erfaßt oder gegen die Häuser auf dem Platz getrieben. Manche fielen auch in die Menge. Das Magnesium flammte auf, und die Feuerwerkskörper explodierten und jagten in dem Gewühl hin und her. Jetzt tanzte niemand mehr auf dem Platz. Der Kies war zu naß.
Brett kam mit Bill heraus und auf uns zu. Wir standen in der Menge und sahen zu, wie Don Manuel Orquito, der Feuerwerkskönig, der auf einer kleinen Plattform hoch über den Köpfen der Menge stand, die Ballons sorgsam mit einem Stock in Bewegung setzte, um sie gut vom Stapel laufen zu lassen. Der Wind wehte sie alle herunter, und Don Manuel Orquitos Gesicht schwitzte im Licht seiner komplizierten Feuerwerkskörper, die in die Menge fielen und sprühend und krachend zwischen den Beinen der Leute losgingen und herumsprangen. Die Leute schrien bei jeder neuen Papierblase, die kenterte, Feuer fing und herabfiel.
«Die machen Don Manuel die Hölle heiß», sagte Bill.
«Woher weißt du, daß er Don Manuel heißt?» fragte Brett.
«Sein Name steht auf dem Programm: ‹Don Manuel Orquito, der pirotecnico von esta ciudad.›»
«Globos illuminados», sagte Mike. «Eine Sammlung von globos illuminados, laut Reklame.»
Der Wind wehte die Militärmusik hinweg.
«Wißt ihr, ich wünschte, einer würde richtig aufsteigen», sagte Brett. «Dieser Don Manuel-Mann kriegt die helle Wut.»
«Vielleicht hat er wochenlang gearbeitet, damit sie ‹Heil San Fermin› an den Himmel schreiben», sagte Bill.
«Globos illuminados», sagte Mike. «Ein ganzes Bündel verflixter globos illuminados.»
«Kommt
Weitere Kostenlose Bücher