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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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unvollständig sei.
    «Warten Sie nur bis morgen. Wenn ein Guter rauskommt!»
    «Haben Sie die Stiere für morgen gesehen?» fragte mich der Kritiker.
    «Ja, ich sah, wie sie ausgeladen wurden.»
    Pedro Romero beugte sich vornüber.
    «Was halten Sie von ihnen?»
    «Sie sind gut», sagte ich. «Ungefähr 26 Arrobas. Sehr kurze Hörner. Haben Sie sie denn nicht gesehen?»
    «O doch», sagte Romero.
    «Werden nicht 26 Arrobas sehr schwer sein?» fragte der Kritiker.
    «Nein», sagte Romero.
    «Sie haben Bananen an Stelle von Hörnern», sagte der Kritiker.
    «Sie nennen das Bananen?» fragte Romero. Er wandte sich an mich und lächelte. «Sie würden das doch nicht Bananen nennen?»
    «Nein», sagte ich. «Sind schon ganz richtige Hörner.»
    «Sie sind sehr kurz», sagte Pedro Romero. «Sehr, sehr kurz. Aber doch keine Bananen.»
    «Hör mal, Jake», rief Brett vom Nebentisch, «du läßt uns ja schön im Stich.»
    «Nur zeitweilig. Wir sprechen über Stiere», sagte ich.
    «Hab dich man nicht so.»
    «Sag ihm, daß die Stiere keine Hoden haben», schrie Mike. Er war betrunken.
    Romero sah ihn fragend an.
    «Besoffen», sagte ich. «Borracho! Muy borracho!»
    «Du könntest uns mit deinen Freunden bekannt machen», sagte Brett. Sie hatte Pedro Romero keinen Moment aus den Augen gelassen. Ich fragte sie, ob sie ihren Kaffee mit uns trinken wollten. Sie standen beide auf. Romeros Gesicht war sehr braun. Er hatte sehr gute Manieren.
    Ich stellte sie allen vor, und sie wollten sich hinsetzen, aber es war nicht genug Platz, darum zogen wir alle an den großen Tisch an der Wand hinüber, um unseren Kaffee dort zu trinken. Mike bestellte eine Flasche Fundador und Gläser für alle. Es wurde viel besoffenes Zeug geredet.
    «Sag ihm, daß ich Schreiben verächtlich finde», sagte Bill. «Los, sag’s ihm. Sag ihm, daß ich mich schäme, daß ich Schriftsteller bin.»
    Pedro Romero saß neben Brett und hörte ihr zu.
    «Los, sag’s ihm schon», sagte Bill.
    Romero sah lächelnd auf.
    «Dieser Herr», sagte ich, «ist ein Schriftsteller.»
    Romero schien das zu imponieren. «Der auch», sagte ich und zeigte auf Cohn.
    «Er sieht wie Villalta aus», sagte Romero, indem er Bill ansah. «Raffael, sieht er nicht wie Villalta aus?»
    «Ich seh’s nicht», sagte der Kritiker.
    «Aber wirklich», sagte Romero auf spanisch. «Er sieht Villalta sehr ähnlich. Und was macht der Betrunkene?»
    «Nichts.»
    «Trinkt er darum?»
    «Nein. Er will diese Dame hier heiraten.»
    «Sag ihm, daß die Stiere keine Hoden haben», brüllte Mike sehr betrunken vom anderen Ende des Tischs.
    «Was sagt er?»
    «Er ist betrunken.»
    «Jake», rief Mike, «sag ihm, daß die Stiere keine Hoden haben.»
    «Verstehen Sie?» fragte ich.
    «Ja.»
    Ich war überzeugt davon, daß er nichts verstanden hatte, also war alles in Ordnung.
    «Sag ihm, daß Brett zusehen will, wenn er seine grüne Hose anzieht.»
    «Halt den Mund, Mike.»
    «Sag ihm, daß Brett wahnsinnig neugierig ist, wie er in diese grüne Hose reinkommt.»
    «Halt den Mund.»
    Währenddessen hatte Romero mit seinem Glas gespielt und sich mit Brett unterhalten. Brett sprach Französisch, und er sprach Spanisch und ein bißchen Englisch und lachte.
    Bill füllte die Gläser.
    «Sag ihm, daß Brett gerne – »
    «Um Gottes willen, Mike, halt den Mund.»
    Romero sah lächelnd auf. «Halt den Mund, das verstehe ich», sagte er.
    In dem Moment kam Montoya ins Zimmer. Er wollte mir gerade zulächeln, aber da sah er Pedro Romero, mit einem großen Glas Cognac in der Hand, lachend zwischen mir und einer Frau mit nackten Schultern an einem Tisch mit lauter Betrunkenen sitzen. Er nickte nicht einmal.
    Montoya ging aus dem Zimmer. Mike war aufgestanden und brachte einen Toast aus. «Laßt uns alle auf – » fing er gerade an. «Pedro Romero trinken», sagte ich. Alle standen auf. Romero nahm es sehr feierlich, und wir stießen an und tranken aus, und ich beschleunigte die ganze Sache, weil Mike sich Mühe gab, allen klarzumachen, daß das gar nicht das gewesen war, worauf er hatte trinken wollen. Aber auch dies ging gut vorüber, und Pedro Romero schüttelte jedem einzelnen die Hand, und er und der Kritiker gingen zusammen hinaus.
    «Mein Gott, ist das ein Prachtkerl», sagte Brett. «Und wie gern ich zusehen würde, wenn er in seine Kleidung steigt. Er muß einen Schuhanzieher dazu benutzen.»
    «Ich wollte es ihm gerade sagen», sagte Mike. «Aber Jake hat mich die ganze Zeit über unterbrochen. Warum

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