Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
unter ihm hindurch; er wusste genau, wenn er ihn versehentlich
durchbrach, würde ein Sensor den Temperaturunterschied registrieren, und er
würde den stillen Alarm nicht hören, der die Polizei alarmierte.
Er
ging weiter. Je mehr er sich der Tür näherte, hinter der Redman Internationals
riesige Computeranlage verborgen lag, desto schwieriger wurde es, dem Wirrwarr
der Lichtstrahlen zu entkommen. Einmal musste er sogar auf dem Bauch kriechen.
Kurz darauf musste er zweimal in
die Höhe springen und sich dann abrollen. Vielleicht
habe ich den Alarm ja schon ausgelöst und weiß es nur nicht , dachte er. Der
Nervenkitzel, den er durch diese Unsicherheit spürte, erregte ihn.
Jetzt
war er an der Tür. Spocatti wusste, dass sie von mindestens acht Zentimeter
dickem Stahl verstärkt war. Ryan hatte ihm gesagt, dass unten an der Tür ein
kleiner Ziffernblock angebracht war, in den man einen sechsstelligen Code
eingeben musste, woraufhin sich nicht nur die Tür öffnen ließ, sondern was auch
gleichzeitig die gesamte Überwachungsanlage abschalten würde.
Er
kniete sich nieder, fand den Ziffernblock – und sah, dass er von einem
Bündel Lichtstrahlen geschützt war, die kreuz und quer vor ihm hin- und
herliefen. Er fluchte verhalten und schaute erneut auf die Uhr. Zehn Minuten
waren vergangen. In dreißig Minuten will
ich hier weg sein.
Er
beobachtete die Strahlen. In schrägen Winkeln reichten sie vom Boden bis zur
Decke und bildeten ein gitterförmiges Muster, das so klein war, dass seine
Finger bei dem Versuch, den Code durch die winzigen rautenförmigen Lücken
einzugeben, mit ziemlicher Sicherheit den einen oder anderen durchbrechen
würden. Er brauchte etwas Langes und Dünnes, das er durch die Lücken hindurch
stecken und mit dem er dann den Code eintippen konnte. So was wie einen
Bleistift. Oder einen Kugelschreiber. Aber er hatte weder das eine noch das
andere. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Er sah sich in dem Raum um, aber er
fand nichts, was er hätte verwenden können; und das machte ihn wütend. Er war
so dicht am Ziel.
Und
dann hatte er eine Idee. Der Schlüssel zu seinem Problem saß auf seinem Kopf.
Er
nahm die Brille ab und betrachtete die Bügel, die an dem grünen Rahmen
befestigt waren. Sie waren lang und dünn und am Ende gebogen. Einer von
ihnen würde hervorragend durch die
winzigen Lücken passen. Er brach einen Bügel ab. Während er sich die Brille mit
einer Hand vor die Augen hielt, machte er sich mit der anderen vorsichtig ans
Werk.
Bald
war es geschafft. Er gab den Code ein, den Ryan ihm gegeben hatte, die roten
Strahlen erloschen, und die Tür, die in den Computerraum führte, ging von ganz
alleine auf.
Spocatti
zog seine Waffe aus dem Halfter. Er durchforschte den Raum mit einem schnellen
Blick und sah, dass er außer einer Unzahl an Computern nichts enthielt.
Er
ging zu ihnen hin und wusste, dass er in Schwierigkeiten war, sobald er einen
von ihnen eingeschaltet hatte. Als der Bildschirm zu flackern begann, fiel ihm
an der Vorderseite des Computers ein beleuchteter Schlitz auf, der etwas anders
aussah als der von der Systemsteuerung im Fahrstuhl. Und dann erschienen die
folgenden Wörter auf dem Schirm: ZIEHEN SIE BITTE IHRE ZUGANGSKARTE DURCH.
Die
einzige Karte, die Ryan ihm gegeben hatte, war die vorprogrammierte Karte, die
er für den Fahrstuhl benutzt hatte. Er entnahm sie seiner Jackettasche, zog sie
durch und wartete. Der Bildschirm schaltete sich ab. Kurz darauf erschien eine
neue Nachricht: ZUGANG VERWEHRT.
Und
das war’s – Ryan hatte es vermurkst. Er hatte ihm nicht die richtige
Karte gegeben. Spocatti fühlte einen Schwall von Wut in sich aufsteigen, aber
er unterdrückte ihn. Er konnte in
den Computer eindringen, aber die Zeit war zu knapp. Er stellte den Computer ab
und sah sich im Raum um. Es gab keine Aktenschränke, nur Schreibtische mit
abgeschlossenen Schubladen; er glaubte nicht, dass Redman irgendetwas Wichtiges
darin aufbewahrte. Spocatti wusste, dass alles, was er brauchte, in diesen
Computern zu finden war ... oder sicher verwahrt in Redmans Büro.
Er
schaute auf seine Uhr. Er hatte noch zwanzig Minuten, bevor er wieder im Foyer
sein wollte. Ryan hatte ihm gesagt, dass Redmans Büro im dritten Stock seines
Triplexes war.
Wenn
er sich beeilte ...
KAPITEL 5
Hoch
über Redman International stand Leana Redman in dem Triplex ihrer Eltern am
Ende eines langen Flurs an einem Fenster. Unter ihr nahm sie den nie
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