Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
enden
wollenden Verkehr auf der Fünften wahr.
Sie
war schon dreißig Minuten zu spät für die Party. Ihre Eltern waren bestimmt
verärgert, und die Presse würde sich fragen, wo sie abgeblieben war –
aber das war genau das, was Leana beabsichtigte. Auf keinen Fall wollte sie ein
Teil dieser Veranstaltung sein. Und dennoch wusste sie, dass sie hinuntergehen
musste. Wenn sie es nicht tat, würden ihre Eltern sie enterben.
Bevor
sie jedoch ging, wollte sie aber etwas trinken.
Sie
ging zu einem kleinen Kühlschrank in der Bibliothek, bückte sich und entnahm
ihm eine Flasche Champagner. Sie goss sich ein Glas ein und dachte wieder an
den Mann, der sie heute verfolgt hatte. Seine Drohung ließ sie noch immer
erschaudern. Sie fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, nicht zur Polizei
zu gehen, und war sich nun sicher, dass ihr Verhalten unrichtig war.
Sie
ging zum Schreibtisch ihres Vaters, knipste die Lampe mit dem grünen Schirm an
und setzte sich. Auf dem Schreibtisch standen etliche gerahmte Fotografien der Familie.
Leana wählte eines von sich und Celina. Darauf waren sie noch Kinder; Leana war
sieben und Celina elf Jahre alt, und sie war überrascht zu sehen, wie glücklich
sie waren. Auf der Wiese hinter ihrem Heim in Connecticut hielten sich die
beiden Mädchen an den Händen und standen an einen Baumstumpf gelehnt; sie
trugen riesige Strohhüte, die Schatten auf ihre Gesichter warfen. Hinter ihnen
lachte Elizabeth, und ihr blondes Haar schien in der Sonne.
Sie
hätte gerne gewusst, wann sich ihre Gefühle für Celina gewandelt hatten. Die
Antwort fiel ihr sogleich ein. Als Vater
damit anfing, sie zu Redman International mitzunehmen.
Es
war schon spät. Egal, wie viel Überwindung es sie kosten würde – sie
musste auf die Party gehen. Sie legte das Bild umgedreht auf den Schreibtisch,
löschte das Licht und machte sich auf den Weg zur Bar. Als sie sich bückte, um
den Champagner wieder in den Kühlschrank zu stellen, erhaschte sie einen
flüchtigen Blick von sich in den Fenstern neben ihr. Aber da war noch etwas
anderes in der Spiegelung. Die Tür zur Bibliothek wurde geöffnet.
Sie
stutzte und drehte sich um. Die Tür war jetzt beinahe ganz auf. Ein Lichtschein
drang in das Zimmer. Sie wollte gerade rufen, wer da sei, als ein Mann den Kopf
hineinsteckte. Er sah sie nicht – Leana befand sich in dem
gegenüberliegenden Teil des Zimmers und war teilweise im Schatten.
Er
stand auf der Schwelle, erfühlte den Raum und schätzte die Lage ein; seine
Konzentration war immens. Da war etwas in seiner linken Hand. Eine Waffe.
Sie
stand völlig still und atmete kaum. Obwohl sie sich nicht hundertprozentig
sicher war, schien er doch dem Mann ähnlich, der sie heute verfolgt hatte ...
Panik
stieg in ihr auf. Sie zog sich weiter in den Schatten zurück und fragte sich,
wie er es ohne Zugangskarte für den Fahrstuhl geschafft hatte, hier herauf zu
kommen. Sie sah, wie er in das Zimmer trat. Er ging nicht einfach hinein,
sondern er glitt mit der Geschicklichkeit einer Katze ins Innere, wobei sein
Blick ständig die Richtung änderte, während er zum Schreibtisch ihres Vaters
hinüberschritt.
Er
durfte sie auf keinen Fall sehen.
Am
Ende der Bar war ein Bücherregal, das einen guten halben Meter in das Zimmer
hineinragte. Auf der einen Seite gab es eine schmale Öffnung, in der sie sich
verstecken konnte. Als der Mann nicht in ihre Richtung schaute, schritt Leana
vorsichtig darauf zu. Ihr Kleid rauschte, als sie sich bewegte. Der Mann hörte
es, drehte sich auf dem Absatz und richtete die Waffe auf sie. Leana erstarrte.
Ihre Blicke trafen sich.
„Wer
– verdammt nochmal – sind Sie?” rief sie.
Der
Mann trat vom Schreibtisch ihres Vaters zurück und ließ die Waffe sinken. Nach
einem Moment des Schweigens sagte er: „Hier sind Sie.”
Lena
war verblüfft. Der Mann steckte seine Waffe in ihr Halfter und schien ihre
Furcht nicht wahrzunehmen. „Ich habe gefragt, wer Sie sind!”
„Antonio
Benedetti,” sagte er. „Ein Mitglied der Sicherheitskräfte.” Er trat nach vorne,
und sie erkannte, dass er nicht derjenige war, der sie heute verfolgt hatte,
obwohl er ihm ähnlich sah. Ihr Herz schlug heftig. „Was machen Sie hier?”
„Ich
habe Sie gesucht,” sagte er. „Sie haben sich verspätet. Ihre Eltern haben mich
gebeten, Sie zu suchen.”
„Und
dazu brauchen Sie eine Waffe?”
„Miss
Redman,” sagte er, „nach all dem, was heute morgen hier passiert ist, ist jedes
Mitglied des
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