Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
sich von dem Gemälde mit den Schwertlilien ab, das er im Foyer von
Celinas Apartment bewundert hatte, und ging ins Wohnzimmer, wo sie an einer Bar
stand. Sie waren soeben von Anastassios Fondaras’ Party zurückgekommen, und es
war spät.
„Hast
du ein Bier?”
„In
der Tat.” Sie bückte sich zu dem kleinen Kühlschrank bei ihren Füßen, griff
nach etwas Leichtem, von dem sie wusste, dass er es mochte, und schaute
daraufhin Jack an. Ihre Augen funkelten vor guter Laune. „Möchtest du es in
einem Champagnerglas?”
Obgleich
Jack lächelte, schien er nicht bei der Sache. Er zog seine schwarze Fliege auf
und legte sie ab. „Jetzt ist die Flasche gut genug.”
Er
kam ihr entgegen und nahm ihr die Flasche ab. Er sah sie einen Moment lang an,
wollte etwas sagen, nippte dann aber an seinem Bier.
Celina
drehte sich wieder der Bar zu und goss sich ein Glas Wein ein. Sie war wegen
des Zwischenfalls auf der Jacht verwirrt und deswegen ziemlich wütend auf Jack,
aber sie wollte es nicht zeigen. Sie wollte mit diesem Mann schlafen, doch war
sie sich nicht sicher, ob er dieselben Gefühle für sie hatte. Warum hat er es auf der Party abgebrochen?
Er hatte mich gebeten, ihm nach unten zu folgen, und dann hat er einfach
aufgehört. Warum nur?
„Bist
du wegen des Sprungs morgen früh nervös?”
Celina
drehte sich um und sah, dass er sein Jackett abgelegt hatte – es hing
jetzt über dem Stuhl neben ihm. Er wartete auf eine Antwort; seine Augen
blickten in ihre.
„Ein
bisschen,” sagte sie. „Immerhin springe ich nicht jeden Tag mit einem Gummiseil
um meine Fußgelenke von einer Brücke.” Sie zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Warum fragst du?”
„Deine
Hände zittern.”
„Kann
ich dich was fragen?”
„Na
klar.”
„Heute
Abend auf der Jacht hast du mich gebeten, mit dir nach unten zu kommen. Ich bin
mitgegangen, weil ich mit dir zusammen sein wollte. Aber als wir vor der Kabine
ankamen, bist du nicht mit mir hineingegangen. Weshalb nicht?”
Ihre
Frage hing in der Luft. Obwohl sie eigentlich nicht so direkt mit ihm verfahren
wollte, verlangte sie nach einer Antwort. Sie wollte wissen, warum er nicht
weitergemacht hatte, besonders da er sie gebeten hatte, ihm zu folgen.
„Es
ist nicht, was du denkst,” sagte Jack.
„Und
was denke ich?”
„Dass
ich nicht mit dir schlafen wollte; dass ich es mir anders überlegt hatte.” Er
schaute sie an. „Das war nicht der Grund.”
„Und
was war der Grund?”
„Selbst
wenn wir gewollt hätten, hätten wir den Raum nicht betreten können.”
„Wieso
nicht?”
„Weil
zwei andere Leute eine ähnliche Idee gehabt hatten.”
Das
hatte sie nicht erwartet. In ihren Augen spiegelte sich Überraschung. „Wer
waren sie?”
Ein
Anflug von Unschlüssigkeit stahl sich über sein Gesicht. Er war sich nicht
sicher, wie viel er ihr überhaupt sagen sollte. Wenn er ihr mitteilte, was er
in diesem Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte, bevor er die Tür zu der Kabine
wieder schloss, würde das nicht nur Harold Baines’ Karriere zerstören, sondern
sein Leben ebenfalls. Er kam zu einer Entscheidung. „Ich weiß nicht, wer die
beiden waren,” sagte er.
„Aber
du hast gesagt, du hast zwei Leute gesehen.”
„Das
stimmt, aber es war dunkel. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, nur dass
beide Männer und indisponiert waren.”
In
ihr Gesicht trat Röte. „Hatten sie Sex miteinander?”
Als
er mit den Schultern zuckte, lachte Celina.
„Was
ist so lustig?”
„Ich
weiß nicht,” sagte sie. „Vielleicht bin ich neidisch, weil sie uns
zuvorgekommen sind.”
Er
stellte sein Bier auf den Tisch neben sich und machte einen Schritt auf sie zu;
sein letzter Eindruck von Harold Baines verflüchtigte sich. „Gibt es etwas, das
du gegen diesen Neid unternehmen möchtest?”
„Das
hängt ganz davon ab, was dir vorschwebt.”
Ohne
etwas zu sagen, zog Jack sie an sich. Sie küssten sich, und Celina spürte in
der Leidenschaft dieses Kusses,
dass es jetzt kein Zurück mehr gab.
Sie
stellte ihr Weinglas auf der Bar ab, legte ihre Hand in seine und führte ihn
durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Auf der anderen Seite des Bettes
leuchtete die Stadt in den Fenstern. Celina drehte sich ihm zu. Jack beugte
sich vor, sein Mund fand ihren erneut, und sie küssten sich.
Nur
war es diesmal ein anderer Kuss. Diesmal war er nicht so zärtlich wie im
Wohnzimmer. Ihre Hände tasteten sich zu seinen Hüften vor, seine an ihre Brüste
und dann auf ihren
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