Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
auf der Stelle, indem ich die Polizei
rufe und denen erzähle, was ich weiß.”
„Darauf
würde ich mich nicht verlassen,” sagte Louis. Er trat an den Fernseher hinter
sich und drückte die Abspieltaste auf einem DVD-Spieler. Der Bildschirm
erwachte zum Leben.
Bewegungslos
saß Harold da und schaute sich zu. Er war nackt. Ein junger Mann kniete vor ihm
und lutschte seinen Schwanz. Er erkannte den Schauplatz, erinnerte sich an den
Raum.
Irgendwie
hatte man ihn mit dem Kellner auf Anastassios Fondaras’ Jacht gefilmt.
Irgendwie hatte man ihn gefilmt, wie er sich Heroin in seinen linken Arm
gespritzt hatte, und irgendwie sah man ihn, wie er sich eiligst wieder
ankleidete, nachdem Jack Douglas ins Zimmer getreten war und ihn überrascht
hatte.
„Anastassios
ist ein Freund von mir,” sagte Louis und schaute auf den Bildschirm. „Ebenso
wie ich hat auch er ein Interesse an George Redman – wenn auch aus
anderen Gründen. Als ich ihm sagte, es gebe eine Möglichkeit, an Informationen
hinsichtlich der Übernahme von WestTex Incorporated zu gelangen – einmal
ganz davon abgesehen, warum Redman sich dafür interessiert –, antwortete
er mir, dass er mir nur zu gerne helfen würde, solange ich dieses Wissen an ihn
weiterreiche. Sie, Harold, waren so entgegenkommend, auf die Avancen des jungen
Kellners einzugehen und ihm in die Kabine mit der verborgenen Videokamera zu
folgen. Hätten Sie das nicht getan, dann hätte ich jetzt nichts Greifbares, mit
dem ich Sie festnageln könnte.”
Er
schaltete den Fernseher aus.
Harold
starrte nach wie vor auf ein Bild, das nicht länger da war.
Ryan
schritt zur Bar, goss Wasser in ein großes Glas mit Eis, nahm ein kleines
Handtuch und hielt beides dem Mann hin, der auf seinem Sofa um dreißig Jahre
gealtert war.
„Machen
Sie sich ein bisschen sauber,” sagte er. „Sie haben Erbrochenes auf Ihrem
Jackett. Und trinken Sie Ihr Wasser. Wenn Sie damit fertig sind, werden Sie mir
alles sagen, was Sie über WestTex wissen. Fangen Sie also von vorne an, oder
Kopien dieser DVD gehen an Ihre Frau, ihre Kinder, George und Elizabeth, die
Presse. Ich werde Sie fertig machen.”
Er
ging zu seinem Schreibtisch und holte ein digitales Aufnahmegerät. Er richtete
es auf Harold und presste die Aufzeichnungstaste.
„Beginnen
Sie,” befahl er. „Und zwar sofort.”
* * *
Als
er später an diesem Abend alleine war, blickte Louis in die dunkle Stille
seines Büros. Er war wie betäubt. Wenn das, was Harold Baines ihm erzählt
hatte, wahr war, dann war Redmans Plan einfach genial.
Wenn
er WestTex unter diesen Umständen übernahm, würde der Einfluss dieses Mannes
grenzenlos sein. Wenn er WestTex unter anderen Umständen übernahm, würde der
Einfluss dieses Mannes aufhören zu existieren.
Natürlich
unter der Voraussetzung, dass Harold Baines ihm die Wahrheit gesagt hatte.
Er
stand auf und trat an die Fensterreihe zu seiner Rechten. Er schaute
angestrengt auf das Redman International-Gebäude und spürte, wie der
altvertraute aufgestaute Hass sich in seinem Magen entlud. So sehr er Baines
auch glauben wollte – er wusste, dass er das nicht durfte. Der Mann war
George Redmans bester Freund.
Er
brauchte jemanden, der sich diese Informationen bestätigen lassen konnte,
jemand, der für Redman International arbeitete und der ebenso wie er wünschte,
dass Redman unterging. Aber wer könnte das sein? Gedankenversunken stand er da
und ging mögliche Kandidaten durch.
Und
dann wusste er plötzlich ganz genau, wer ihm die erforderlichen Informationen
beschaffen konnte.
DRITTES
BUCH
DRITTE WOCHE
KAPITEL 30
Am
folgenden Morgen um genau dieselbe Zeit, als Celina Redman aus ihrer Wohnung
wegging und sich zum Bungee-Springen mit Jack Douglas in den nördlichen Teil
des Staates New York aufmachte, und nur Stunden bevor George Redman Redman
International verließ, um seine drei Meilen im Central Park abzulaufen, schob
eine Krankenschwester Eric Parker aus dem Krankenhaus von New York und zu einer
schwarzen Limousine, die an einem diskreten Seiteneingang in zweiter Reihe
parkte.
Diesmal
waren keine Reporter präsent – dafür hatte Diana Crane gesorgt –,
und als der Chauffeuer um den Wagen ging und der Schwester half, ihn auf den
Rücksitz zu setzen, dachte Eric, dass der Tag, an dem er dieses Krankenhaus
wieder betreten würde, nicht lange genug auf sich warten lassen könnte. Es war
Zeit, nach Hause zu gehen.
Diana
saß im Fond mit dem
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