Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
wissen.”
„Dafür
habe ich schon gesorgt,” sagte Louis. „Das Gebäude wird mit jeglicher Form von
Überwachung ausgestattet sein. Männer und Frauen in Abendkleidung werden Ihnen
auf Schritt und Tritt folgen und Sie bewachen. Sie werden Wächter im gesamten
Raum und an allen Zugängen bemerken – und alle anderen ebenso.” Er legte
eine Pause ein. „Zudem habe ich Sie einem meiner besten Leute anvertraut. Er
wird den ganzen Abend nicht von Ihrer Seite weichen.”
* * *
Nachdem
sie Ryans Büro verlassen hatte, stellte sie sich unter eine Markise in der
Siebenundvierzigsten Straße, nahm ihr Mobiltelefon aus der Handtasche und
wählte eine Nummer.
Es
goss in Strömen. Der Regen peitsche auf die Straße, die Autos und die Leute auf
dem Gehweg. Er hämmerte gegen die Gebäude mit schierer Gewalt. Endlich nahm ein
Mann ab.
„Hier
bei Marios,” sagte eine Stimme.
„Hier
spricht Leana Archer,” sagte sie. „Ich muss mit Mario reden.”
„Wer
ist dran?”
Er
erkannte sie nicht unter ihrem Ehenamen. „Leana Redman,” sagte sie und
versuchte, den heulenden Wind zu überbrüllen. „Ich muss mit Mario sprechen. Ist
er da?”
„Mario
ist nicht hier,” sagte der Mann. „Sie haben ihn verpasst.”
„Es
ist wichtig,” sagte Leana. „Wissen Sie, wo er hingegangen ist?”
Der
Mann wusste nichts.
* * *
Die
Limousine wurde vor dem Lagerhaus aus Ziegelstein langsamer, während Harold
Baines sich das letzte Heroin in das ausgelaugte Fleisch seines linken
Unterarms schoss und spürte, wie die Droge ihn auf eine Weise berührte, die ihm
eine Freiheit gab, welche er ohne sie nicht hatte.
Er
zog die Nadel aus der vernarbten und geschwollenen Vene und bemerkte, dass
nicht ein einziger Blutstropfen hervorquoll, der seine wächserne Haut hätte
benetzen können. Obwohl die Vene prall war, schien sie ausgetrocknet und nichts
weiter als ein lebloser, purpurfarbener Strang zu sein.
Es
regnete in Strömen. Die Tropfen trommelten auf das Dach des Wagens. Indes die
Droge seine gesamte Welt in einen trügerischen Frieden tauchte, schaute Harold
durch das Seitenfenster und hinauf auf das heruntergekommene Lagerhaus.
Es
schimmerte im Regen und schien ihm zuzuwinken, dieses Gebäude mit seinen zerbröckelnden
Ziegeln und seiner eingefallenen Front. Seine glänzenden, vom Einsturz
bedrohten Seiten schienen ihm etwas Trost zu spenden – wahrscheinlich
deshalb, weil er wusste, was sich hinter ihnen verbarg.
Mehrere
andere Limousinen parkten entlang der Straße mit laufenden Motoren. Harold
schaute auf die Uhr, kniff ein Auge zusammen, um die Zeit ablesen zu können,
und langte nach der Mappe auf dem Sitz neben sich. Er klopfte gegen das getönte
Glas, das die Passagiere von dem Fahrer trennte, und das Glas wurde
hinabgelassen. „Das wird eine Weile dauern,” sagte er. „Aber ich möchte, dass
Sie warten. Es könnte sein, dass ich früher als erwartet zurückkomme.”
Der
Fahrer nickte.
Harold
bereitete sich auf den Regen vor, eilte aus dem Wagen und rannte über das rutschige
Pflaster. Wasser drang in seine Schuhe. Er war von dem Heroin benommen, aber er
riss sich zusammen. Als er den Eingang zu dem Gebäude erreicht hatte, waren
seine Kleider durchnässt und er außer Atem. Die Adern in seinen Schläfen
pulsierten wie der Flügelschlag von kleinen Vögeln.
Die
Tür, vor der er nun stand, öffnete sich ein wenig und brachte eine Dunkelheit
zum Vorschein, die nur mitunter von blauen Lichtblitzen unterbrochen wurde.
Indem er sich durch die Musik hindurchkämpfte, die ihm von den darüber
liegenden Stockwerken entgegendröhnte, konnte er die Menge spüren. Harold
blickte sich durch den niederprasselnden Regen um und war sich bewusst, dass
Louis Ryan ihn vielleicht erneut beschatten ließ, aber es war ihm egal. Nichts
konnte ihm jetzt zustoßen. Harold fühlte sich unbesiegbar.
Drinnen
nahm ein Mann in einem Gorillakostüm seine Mappe entgegen. Er reichte sie an
eine nackte Frau weiter, die in Plastikfolie eingewickelt war und die sie auf
den Boden zu zahlreichen anderen Mappen legte. Ein Mann, der nichts weiter als
lederne Beinschützer trug, überprüfte den Inhalt und nickte dem Gorilla zu.
Harold
sah das Kopfnicken, und die Frau in der Plastikfolie deutete auf die Treppen
hinter ihm. „Heute sind eine Menge toller Leute da,” sagte sie mit einer
unnatürlich tiefen Stimme. „Eine der besten Gruppen, die ich je gesehen habe.”
So
schnell er konnte, stieg Harold die Stufen
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