Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
uniformierte
Dienstmädchen, das sich jetzt bückte und die heiße Flüssigkeit in zwei
Porzellantassen goss.
Sie
wollte mit Marios Vater allein sein. Sie wollte mit ihm unter vier Augen
sprechen. Sie zwang dieser Frau den Willen zum Weggehen auf.
„Wünschen
Sie sonst noch etwas, Mr. De Cicco?”
Antonio
De Cicco lächelte die junge Frau überraschend zweideutig an, dass sich Lucia
sofort über deren Verhältnis Gedanken machte.
„Nein,
Gloria,” sagte er. „Das ist im Augenblick alles.”
Die
Frau verließ den Raum.
De
Cicco lehnte sich in seinem Sessel nach vorn, wählte eine der Tassen von dem
silbernen Kaffeegeschirr und führte sie an die Lippen. Sie befanden sich in der
Bibliothek seines Todt Hill-Anwesens, und der Rauch seiner allgegenwärtigen
Zigarre fing an, in Lucias Augen zu brennen.
Sie
betrachtete den Mann, der vor ihr saß. Er war wirklich beeindruckend. Der graue
Anzug kleidete Antonio De Cicco tadellos, und sein Gesicht war von vielen
Stunden in der Sonne gebräunt. Er ging auf die siebzig zu, sah aber aus wie
fünfzig.
Aufgrund
seiner armselingen Anfänge auf Sizilien – und so eitel, wie man nur sein
kann – gab sich Antionio De Cicco alle Mühe, ebenso professionell und
gebildet zu wirken, wie jeder, der an der Wall Street dem Geld hinterherlief.
Das Resultat dieser Illusion war
positiv. Aber sobald er zu sprechen ansetzte, wurde der Umstand, dass er die
Schule nur bis zur fünften Klasse besucht hatte, auf peinliche Weise offenkundig.
„Möchtest
du Kaffee?” fragte er.
Lucia
schüttelte den Kopf. Sie spielte mir der Diamantenbrosche, die sich an dem
Revers ihrer weißen Jacke befand und erwiderte: „Wir haben miteinander zu
reden.”
„Das
habe ich mir schon gedacht, als du mich vor ein paar Tagen angerufen und mir
gesagt hast, dass wir miteinander reden müssten.”
Sie
verstand seinen Humor und lächelte, trotzdem sie angespannt war.
„Es
tut mir Leid, dass wir uns zu der Zeit nicht unterhalten konnten, aber ich
hatte jede Menge zu tun,” sagte er. „Also, was ist das Problem?”
Lucia
wägte ihre Worte vorsichtig ab. „Es ist Mario,” sagte sie. „Er schläft wieder
mit Leana Redman. Ich bin mir da ganz sicher.”
De
Cicco musterte sie. „Lucia,” sagte er. „Lucia, woher hast Du diese verrückten
Ideen? Mario ist kein Dummkopf. Er weiß genau, dass ich das Weib umbringe, wenn
er je wieder einen solchen Blödsinn macht. Wir haben schon miteinander
gesprochen.”
„Mir
ist egal, was er weiß,” sagte sie. „Es ist die Wahrheit. Als ich dich Freitag
Abend angerufen habe, war er gerade weggegangen, um sich mit ihr in einem
seiner verdammten Obdachlosenheime zu treffen. Er hat es auch zugegeben, Onkel
Tony. Er sagte, wenn ich es dir erzählte, wenn ihm oder Leana etwas passierte,
dann würde er dafür sorgen, dass ich das für den Rest meines Lebens bereuen
werde.”
„Mario
hat das gesagt?”
Lucia
nickte. „Er hat mir Angst gemacht.”
„Hast
du irgendwelche Beweise, dass er sie vögelt?”
„Nein,
aber ich weiß, dass er es tut. Sie ruft ständig an, und er hat mich schon
monatelang nicht mehr angefasst. Ich gehe alleine zu Bett, und wenn ich
aufwache, finde ich ihn im Gästezimmer. Ich kämpfe um meine Ehe, und er scheint
entschlossen, sie zu enden. Kannst Du da etwas tun?”
De
Cicco zog an seiner Zigarre. Er kannte diese Frau schon seit ihrer Kindheit. Er
liebte sie wie eine eigene Tochter. Ihr Leben war in Gefahr, aber dennoch hatte
sie die Sicherheit ihres Heims verlassen und war zu ihm gekommen, um ihn um
Hilfe zu bitten. Obwohl er nicht hundertprozentig davon überzeugt war, dass Mario
mit Leana schlief – hatte die Frau nicht gerade Michael Archer
geheiratet? –, würde er Lucias Bitte zumindest überdenken.
„Was
soll ich deiner Meinung nach tun?” fragte er.
Lucias
Augen verdunkelten sich. „Ich will, dass du sie umbringst,” sagte sie geradeheraus.
„Ich will, dass du sie tötest, so dass Mario und ich nochmal von vorn anfangen
können.”
De
Cicco zuckte mit keiner Wimper. „Und wie möchtest du das ausgeführt haben?”
„Das
überlasse ich dir,” sagte sie. „Aber eins weiß ich: Am Donnerstagabend wird sie
an der großen Eröffnungsfeier vom Hotel Fifth teilnehmen. Ich habe die Berichte
in der Daily News verfolgt, und sie
wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine Rede halten. Sie ist die Leiterin des
Hotels.”
De
Cicco beobachtete sie aufmerksam.
„Die
ganze Welt wird dort versammelt sein,” sagte
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