Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
Vom Netzwerk:
wieder normalisierten,
während er den Brief in der Mitte faltete und ihn in die Tasche seines Jacketts
steckte. Einen Moment lang stand er wie versteinert da und starrte auf das Foto
von Leana auf seinem Schreibtisch. Dann atmete er tief durch und sah seine Frau
an. Die Jahre, die man ihm nie angesehen hatte, standen ihm jetzt ins Gesicht
geschrieben.
    Elizabeth
trat nach aus dem Schatten nach vorn ins Licht. „Was gibt es?” fragte sie. „Ist
es wegen Celina?”
    George
antwortete ihr nicht. Mit Mühe erhob er sich aus seinem Sessel und ging zur Bar
hinüber. Er wählte ein Longdrink-Glas mit vergoldetem Rand und goss sich einen
Scotch ein. Er trank.
    Indem
sie George beobachtete und dessen Angst fast ebenso gewiss spürte wie diese plötzliche
Spannung, fühlte sich Elizabeth ungeeignet und unfähig, ihm zu helfen.
    Sie
trat neben ihn.
    George
stellte das leere Glas auf die Bar und goss sich noch einen ein. Eine schier
unermessliche Zeit schien zu vergehen, bevor endlich sprach. „Nein,” sagte er.
„Es ist nicht wegen Celina.”
    „Um
was geht es dann?”
    „Das
kann ich dir nicht sagen,” erwiderte er. „Zumindest nicht im Moment. Also
bitte, dräng mich nicht. Ich muss jetzt weg.”
    Elizabeth
sah, wie er sich von ihr entfernte.
    Auf
der gegenüberliegenden Seite des Raumes, jenseits der langen Ausdehnung von
Dunkelheit und Stille, zögerte George vor dem trüben Glas eines riesigen,
abgekanteten Spiegels aus dem achtzehnten Jahrhundert und erstarrte. Sein
blasses, in Gold gerahmtes und altersschweres Gesicht tauchte bedrohlich in der
Nacht auf und glänzte wie ein merkwürdiger, ferner Mond. Er starrte sich selber
so an, als ob er die Person, die ihm entgegenstierte, nicht erkannte.
    Elizabeth
ging zu ihm, legte ihre Arme um ihn und drückte ihn an sich. Sie wollte
unbedingt wissen, wohin er ging, aber sie vertraute ihm ausreichend, ihn nicht
danach zu fragen. Stattdessen stand sie neben ihm, hielt ihn still fest und
spürte, wie sein Körper sich an ihrem ein wenig entspannte.
    „Ich
muss jetzt gehen,” sagte er.
    „Ich
weiß.” Sie schwieg einen Moment. „Ich möchte, dass du bleibst.”
    „Das
kann ich nicht.”
    Er
drehte sich um und küsste sie auf die Lippen. Sie sahen einander einen langen
Augenblick an, und dann löste sich George aus der Umarmung. Er bemühte sich,
sie anzulächeln. „Es kann eine Weile dauern,” sagte er. „Wart’ nicht auf mich,
okay?”
    Elizabeth
fühlte sich nicht wohl. Sie trat einen Schritt zurück und sah, wie er sich in
seinem Büro umschaute. Es schien, als ob er es zum ersten Mal zur Kenntnis nahm
– oder vielleicht auch zum letzten Mal.
    Zögerlich
blickte sie ihm nach, wie er durch die doppelten Türen aus Mahagoni ging und in
den Flur trat.
    Sie
folgte ihm.
    „So
müde bin ich wirklich noch nicht,” rief sie ihm nach. „Ich kann mir nicht
vorstellen einzuschlafen.”
    Der
Flur war lang und lag im Dunkeln – so dunkel, dass es fast so aussah, als
wäre er gasbeleuchtet. Isadora, die Katze der Familie, stolzierte aus der
Bibliothek und folgte George mit hoch erhobenem und dickem Schwanz. Über ihnen
vereinten sich ihre Schatten auf der Decke zu einer Art zärtlicher Umarmung.
    „Wir
sprechen miteinander, wenn du zurückkommst,” sagte Elizabeth. „In Ordnung?
    Er
antwortete ihr nicht.
    „Ich
liebe dich,” sagte sie.   
    George
erhob seine Hand als Antwort. Er bog um die Ecke und war verschwunden.

 
    *   *   *

 
    Als
er zehn Minuten später die gläsernen Drehtüren von Redman International
aufstieß, zögerte George nur einen Moment, bevor er die paar Schritte zu der
schwarzen Mercedes-Limousine zurücklegte, die an der Bordkante auf ihn wartete.
    Vincent
Spocatti lehnte an der Fahrertür. „Mr. Redman,” sagte er mit einem leichten
Kopfnicken. „Es freut mich, dass Sie Zeit haben.”
    George
schaute sich den Mann an, prägte sich sein Gesicht ein, entgegnete jedoch
nichts. Er stieg in den Wagen und sah sich einer Frau gegenüber.
    Sie
war bemerkenswert. Sie war total in Schwarz gekleidet, und ihr langes, dunkles
Haar hatte sie aus dem Gesicht gestrichen. Ihr Mund zog sich ein wenig
zusammen, als er sich neben sie setzte.
    Es
war noch jemand in dem Fahrzeug. Er saß neben der Frau, und sein Gesicht
glich   einer erstarrten Maske. Es
war Michael Archer.
    Die
zwei Männer blickten einander an. Eine schwere Stille umschlang sie.
    George
wollte gerade etwas sagen, als die Frau damit begann, ihn zu durchsuchen. Ihre
Hände waren

Weitere Kostenlose Bücher