Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
ins
Lächerliche ziehen, als sei man kein Mensch, sondern ein Objekt, das man unter
die Lupe nimmt und aburteilt.
Louis
führte sie zur Mitte des Tanzbodens, legte den Arm um ihre Taille, und sie
begannen zu tanzen. „Es ist erstaunlich,” sagte er. „Jahrelang haben mich diese
Leute, diese Mitglieder der New Yorker Gesellschaft, ignoriert. Wie der Baron
und die Baronin dort drüben. Wissen Sie eigentlich, wie oft man mich zu einer
ihrer berühmten Abendveranstaltungen eingeladen hat, Leana? Nie. Nicht ein
einziges Mal. Die sitzen schon fünfundzwanzig Jahre lang in diesem verdammten
Penthouse in der Fünften, und ich habe es noch niemals betreten. Aber sobald
ich Sie engagiere, mein Hotel zu führen, kommt die ganze Welt angerannt. Das
Leben ist schon irgendwie komisch, nicht wahr?”
„Entweder
das, oder Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, indem Sie mich
eingestellt haben. Sagen Sie mir, was Sie über Celina wissen.”
Die
Frage schien ungehört zu verklingen.
Louis
umfasste sie etwas fester und drehte sie so, dass sie vor dem Orchester
tanzten. „Es tut mir Leid zu hören, was heute Ihrem Vater zugestoßen ist,”
sagte er. Er bemerkte den Unglauben in ihren Augen und fügte hinzu: „Ich meine
das wirklich. Glauben Sie mir: Trotz meiner Ressentiments diesem Mann
gegenüber, schätze ich ihn doch sehr. Und ich bewundere seinen Mut, WestTex
aufzukaufen. Wenn er damit erfolgreich gewesen wäre, wenn der Iran nur mehr
Geduld gezeigt hätte, wäre Ihr Vater in die Annalen der Geschichte eingegangen.
Jetzt wird er leider alles verlieren.”
„Louis
–“
„Was
denken Sie, Leana, hätte er hiervon gehalten? Glauben Sie, ihm hätte das Hotel
gefallen?”
„Das
ist mir ziemlich egal.”
„Aber
mir nicht.”
„Dann
sprechen wir später darüber.”
„Nein,”
sagte Louis. „Lassen Sie uns jetzt darüber sprechen. Ich glaube kaum, dass das
hier Ihrem Vater gefallen würde. Vor Jahren, als wir noch zusammenarbeiteten,
hatte er ebenfalls keine Achtung vor meinen Ideen. Es musste nach Georges Kopf
gehen, oder es ging überhaupt nicht.” Er zuckte mit den Schultern. „Aber
vielleicht irre ich mich auch. Es ist fast unmöglich, so etwas wie das hier zu
übertrumpfen. Wenn er hier wäre, wäre er zumindest neidisch darauf und
wünschte, es gehörte ihm.”
Leana
versuchte, sich von ihm loszumachen, aber sein Griff war so fest, dass sie
wusste, sie würde eine Szene machen, wenn sie nicht nachgab. Sie starrte ihn
an. „Was ist mit Ihnen?” sagte sie. „Lassen Sie mich los. Die Leute schauen
schon.”
„Dann
hören Sie auf, sich zu wehren. Er hielt sie noch enger an sich gedrückt und
flüsterte in ihr Ohr: „Ich war der Meinung, Sie wünschten, dass ich Ihnen etwas
über den Mann erzähle, der Ihre Schwester umgebracht hat?”
Sein
Mund war nun so nahe an ihrem Gesicht, dass sie den Scotch in seinem Atem
riechen konnte. Er hatte ein paar getrunken. Ungläubig sagte Leana: „Was ich
wünsche, ist, dass Sie aufhören, diese Spielchen mit mir zu spielen.” Es fiel
ihr auf, dass sie sich jetzt kaum noch bewegten, dass die Leute an den am
nächsten stehenden Tischen sie beobachteten und sich fragten, worüber sie sich
wohl unterhielten.
„Also
gut,” seufzte Louis. „Mir ist das Folgende bekannt: Es sieht so aus, als ob
sich Ihr Vater vor vielen Jahren jemanden zum Feind gemacht hat. Ich kenne den
Namen dieses Mannes nicht – Spocatti wird ihn Ihnen später nennen
–, aber ich weiß, dass Ihr Vater diesen Mann zerstört hat. Zuerst hat er
es auf geschäftliche Weise probiert, dann wurde es persönlich.”
Die
Leute tanzten um sie herum und lächelten dieses nichtssagende, geheimnisvolle
Lächeln, das so viele betuchte Menschen aufsetzen.
„Der
Mann will Rache,” sagte Louis. „Er will, dass Redman merkt, wie es sich
anfühlt, die wichtigsten Dinge im Leben zu verlieren – sein Unternehmen,
seine Tochter und – wer weiß? – vielleicht auch Sie und Ihre
Mutter.”
Louis
nickte einer Frau zu, die an ihnen vorbeirauschte und seinen Arm berührte.
„Sagen Sie mir, wer es ist.”
Louis
setzte gerade an, als eine Welle der Aufregung durch die Menge ging. Das
eindeutige Geräusch von zerbrechendem Glas folgte, und man konnte irgendwo im
Hintergrund Männer schreien hören.
Louis
sagte: „Was zum Teufel ...?” Aber Leana war bereits weg und schritt auf die Bar
in der Nähe des Osteingangs zu.
Der
Chef der Sicherheitskräfte, ein früherer Marineleutnant, sah sie und schnitt
ihr
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