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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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nur kurz, bevor er laut und
schwerfällig hinunterfuhr.
    Michael
öffnete die Tür und rannte den Gang entlang; er wollte wissen, wer sich darin
verbarg. Bis er aber beim Fahrstuhl angekommen war und die Metallgitter packen
konnte, war die Kabine nur noch ein in die Tiefe sinkender, schattenhafter
Käfig aus ratterndem Eisen.
    Einen
Moment lang stand er da und lauschte auf das schwache Heulen der   Polizeisirenen. Er jetzt kamen sie zu
der Frau, die man zuvor erschossen hatte. Er hätte gerne gewusst, ob sein Tod
mit ihrem vergleichbar wäre. Würde ein Fremder ihn überraschen, eine Waffe
hervorziehen und ihn mit einem wohl gezielten Schuss zum Schweigen bringen?
    Oder
hatten die etwas anderes mit ihm vor?
    Er
kehrte zu seinem Apartment zurück und nahm den Korb mit hinein. Wegen all der
Lagen roten Zellophans, das wie ein Kokon um ihn gewickelt war, konnte er den
Inhalt nicht sehen. Rufus stupste sein Knie mit der Schnauze an, und Michael
streichelte ihm den Rücken – ein Zeichen, dass alles in Ordnung war,
wenngleich er wusste, dass das nicht stimmte.
    Michael
nahm all seinen Mut zusammen, entfernte die blutrote Verpackung und warf sie
zur Seite.
    Der
Gestank traf ihn unvorbereitet und war ekelerregend. Michael hielt sich die
Hand vor Nase und Mund und wich einen Schritt zurück; ein Schwarm Fruchtfliegen
schwebte vor ihm wie ein Aschenregen. Der Korb war angefüllt mit verfaulten Pflaumen,
weichen Pfirsichen, die braun und schimmelig waren, mit bis zum Butzen
abgenagten Äpfeln und schwarzen Bananen, in denen Maden lebten.
    Michael
wusste, wer ihm das geschickt hatte, lange bevor er den mit Klebeband an dem
Henkel befestigten Umschlag abgezogen hatte. Darin befand sich eine präzise und
sauber getippte Nachricht: „Drei Wochen, Mr. Archer. So alt sind diese Früchte,
und so viel Zeit mehr geben wir Ihnen, um unser Geld zusammen zu bekommen. Bis
dann wird die Summe eine Million Dollar betragen. Beschaffen Sie sich bitte die
Summe bis dahin. Wenn nicht, ist das das Ende unserer Großzügigkeit, und Sie
werden Ihrer Mutter unerwartet Gesellschaft leisten.”
    Zitternd
knüllte Michael die Nachricht zusammen und warf sie zur Seite. Er hatte nie
jemandem vom Tod seiner Mutter erzählt, und dennoch wussten diese Leute davon. Aber wie? Und woher wissen die, wo ich
wohne? Ich bin gerade hierher gezogen.
    Er
blickte auf die Uhr und sah erschrocken, dass es sieben Uhr dreißig war. Sein
Vater wollte ihn pünktlich um acht sehen. Michael verließ sein Apartment in
großer Eile und wusste nur zu gut, sollte er zu spät zu diesem Treffen kommen,
so würde es ihn möglicherweise das Leben kosten.

 
 
 
 
    KAPITEL
11

 
    Die
Sonne verschwand hinter einer Wolke, und ein Schatten fiel über Manhattan, der
das Gesicht von Louis Ryan grau erscheinen ließ.
    „Ich
möchte mit dir über den Tod deiner Mutter sprechen.”
    Michael
setzte sich in seinem Sessel gerade. Sie saßen im Büro seines Vaters; Louis war
hinter seinem Schreibtisch, Michael davor. Er erwartete, dass Louis über Leana
Redman und die Party sprechen würde, zu der er letzte Nacht geschickt worden
war, und nicht über seine Mutter.
    „Weshalb?”
    „Da
gibt es Dinge, von denen du nichts weißt.”
    „Was
für Dinge?”
    „Eine
ganze Menge.” Louis drehte sich in seinem Sessel. „Bevor ich damit anfange,
möchte ich dir sagen, dass mir bewusst ist, dass ich dir das schon vor Jahren
hätte mitteilen sollen, als du noch jung genug warst, es zu verstehen. Wenn du
gewusst hättest, was ich die vergangenen einunddreißig Jahre durchgemacht habe,
hätten wir uns vielleicht besser verstanden, – so, wie sich das für Vater
und Sohn gehört.”
    Er
versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. Seine Augen straften den
Schmerz, der noch immer tief in ihm saß, Lügen. „Das hätte mir gefallen.”
    Michael
zog die Augenbrauen hoch. Das war ihm neu.
    „Kannst
du dich daran erinnern, was passierte, als deine Mutter starb?”
    „Sie
kam bei einem Autounfall ums Leben.”
    Louis
trat an die am weitesten entfernte Fensterwand auf der rechten Seite, von wo
aus er den Arbeitern zusah, die das rote Band von der Mitte des Redman
International-Gebäudes abnahmen. „Es war kein Unfall. Deine Mutter wurde
ermordet, und was George Redman ihr angetan hat, war grausam.”
    Michael
musste ihn falsch verstanden haben. Das plötzlich einsetzende Rauschen in
seinen Ohren dämpfte die Worte seines Vaters und machte es schwierig für ihn,
alles zu verstehen, was

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