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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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jedoch war, dass er den Schwerthieb erst bemerkte, nachdem er schon getroffen worden war.
    Ganz plötzlich verlor er das Gleichgewicht, und sein linker Arm wurde taub.
    »Scheiße!«, fluchte er.
    Er stolperte und stützte sich mit seinem gesunden rechten Arm auf dem Boden ab. Hinter ihm stand eine Gestalt, ein großer junger Mann mit einem runden, blassen Gesicht und einem Ziegenbart. Sie waren irgendwie ineinander verhakt, verbunden durch ein Schwert mit breiter Klinge, das in Quentins Schlüsselbein steckte und das der Mann herauszuziehen versuchte.
    Quentin war nur dadurch gerettet worden, dass sein Schlüsselbein aus Hartholz bestand. Die Zentauren hatten damit die Knochen ersetzt, die Martin Chatwin aus Quentin herausgebissen hatte. Der Mann mit dem Schwert, der das nicht wissen konnte, hatte zu seinem Pech diese Seite gewählt, als er versucht hatte, Quentin von hinten zweitzuteilen.
    »Scheißkerl!«, fluchte Quentin. Dabei meinte er nicht einmal den Mann persönlich, sondern dachte dabei genauso gut an den Widder.
    Wenn er einen klaren Kopf gehabt hätte, hätte Quentin die Pattsituation zu seinem Vorteil ausnutzen können, doch in diesem Moment wollte er das Schwert einfach nur aus sich heraushaben. Beide Gegner wollten das – für einen Augenblick hatten sie das gleiche Interesse. Quentin, fast außer sich vor Angst, packte die Klinge mit der anderen Hand und schnitt sich daran. Der Angreifer setzte einen Stiefel auf Quentins Rücken und zog das Schwert grunzend mit einem Ruck heraus.
    Keuchend standen sie einander gegenüber. Die Stille war merkwürdig: Bei echten Kämpfen dudelte kein Soundtrack. Der Mann war leicht gepanzert; er trug eine Art blaue Livree. Er war nicht einmal so alt wie Quentin. Es war eine seltsam persönliche Begegnung, allein auf einer Lichtung auf einer ruhigen Insel. Im flachen Winkel der Strahlen einer auf- oder untergehenden Sonne spürte Quentin intensiv das Du seines Gegenübers. Eine endlose Sekunde lang starrten sie einander an, während Quentin, wie jeder, der schon einmal unbewaffnet einem Schwert gegenübergestanden hat, in alle Richtungen kleine Ausweichbewegungen vollführte wie ein Verteidiger beim Basketball. Für alle Fälle flüsterte Quentin die Eröffnungsworte zu einer Formel, einem persischen Ohnmachtszauber. Für die Handbewegungen brauchte er nur die Rechte, zum Glück, denn die Linke spürte er noch immer nicht …
    Unhöflicherweise wartete der Mann nicht ab, bis er geendet hatte. Er vereitelte Quentins Absicht, machte einen Ausfall, sprang erschreckend schnell auf ihn zu und stach diesmal zu, anstatt zu schlagen. Quentin drehte sich verzweifelt nach rechts weg, aber nicht weit genug, denn das Schwert durchbohrte ihn. Es war unglaublich, dass er nicht hatte ausweichen können, obwohl er so fest daran geglaubt hatte, doch stattdessen drang das Metall in seine rechte Körperseite ein, durch seine Kleidung hindurch.
    Er hatte sich so weit weggedreht, dass ihn der Stich von hinten traf. Zuerst war es nur ein merkwürdiges Gefühl, diese harte, störende Präsenz, die Platz einnahm, wo normalerweise sein Körper war und beinahe seine Rippen geschrammt hätte. Dann fühlte es sich fast angenehm warm an, doch gleich darauf heiß, siedend heiß, als sei das Schwert nicht nur scharf, sondern auch weißglühend erhitzt.
    »Ahhh…«, stöhnte Quentin unterdrückt und zog die Luft durch die Zähne ein, als hätte er sich beim Zwiebelschneiden verletzt.
    Der Mann war offenbar ein Soldat, aber Quentin hatte sich noch nie richtig klargemacht, was das bedeutete. Er war ein Profikiller, effizient und routiniert. Er besaß nichts von Schrammes Eleganz. Er war wie ein Bäcker, nur dass er anstatt Brote Leichen schuf. Auch Quentin wollte er in eine verwandeln. Er keuchte nicht einmal. Er hatte das Schwert herausgezogen, um es sofort wieder in ihn hineinstecken zu können, diesmal mit tödlicherer Wirkung. Zeit, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Quentin handelte instinktiv.
    »ışık!«
, rief er und schnippte mit den Fingern.
    Etwas anderes war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen, und außerdem hatte ihn die Sache seit dem Vorfall im Safehouse nicht mehr losgelassen. Diesmal funktionierte es, und Licht flammte zwischen den Kontrahenten auf der Lichtung auf. Erschrocken wich der Mann einen Schritt zurück. Er musste glauben, Quentin hätte ihn irgendwie verletzt. Zwar fand er schnell heraus, dass das nicht der Fall war, aber ebenso schnell sprach Quentin den persischen

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