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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Helles, Weißes explodierte im Inneren. Das gesamte Obergeschoss wurde weggesprengt, Lichtbogenströme funkten in alle Richtungen und setzten die Baumwipfel in der Umgebung in Brand. Steine flogen krachend ins Unterholz. Das Turmdach stürzte flach wie ein Pfannkuchen auf das untere Geschoß.
    In diesem Moment kam draußen auf See die kantige, stolze Silhouette der
Muntjak
in Sicht, die lautlos um die Inselspitze glitt. Quentin fühlte sich, als käme ein überschwänglich freundlicher Hund, den er seit vielen Wochen nicht gesehen hatte, auf ihn zugesprungen. Die anderen waren gekommen. Gerade rechtzeitig.
    Mit einem überdrehten Grinsen warf Quentin den Stein die Treppe hinunter und trat beiseite.
    Ein wahnsinniger Knall brachte das Dach unter seinen Füßen zum Dröhnen wie eine Trommel, als der Stein seine gespeicherte Energie mit einem Schlag freisetzte. Staub wallte zwischen den Steinfugen der Dachplatten empor, und eine Druckluftwelle drang aus dem Treppenhaus. Instinktiv ging Quentin in die Hocke, in der Hoffnung, nicht übertrieben zu haben, doch der Turm hielt. Er rannte die Treppen hinunter, bereitete den nächsten Zauber vor und fuhr mit seinem Schwert die Wand entlang. Er gelangte in einen dunklen Raum, in dem er nur zwei Männer erkannte. Einer lag unter einem zerbrochenen Tisch, der andere versuchte aufzustehen.
    Quentin rannte weiter. Sein Kopf war klar, sein Verstand hellwach vor Aufregung. Im Laufen blies er in eine Hand und schüttelte sie, um einen neuen Zauber zu laden. Nicht einen Augenblick zu früh, denn ein weiterer Mann kam die Treppe herauf, hastig Handschuhe überstreifend. Quentin stieß ihm mit dem ausgestreckten Arm gegen die Brust, eine zweifelhafte Taktik, wenn seine Hand nicht aufgeladen gewesen wäre wie ein Elektroschocker. Der Stoß katapultierte den Mann in hohem Bogen die Treppe hinunter.
    Quentin sprang über die stöhnende Gestalt hinweg und rannte weiter, hinaus auf den Hof vor der Burg.
    Das Hauptgebäude säumte die linke Seite, flankiert von den Wachtürmen, das Meer lag zur Rechten. In der Mitte ragte ein kleiner Obelisk auf. Kurz darauf kam Poppy aus der anderen Ecke auf den Platz spaziert. Quentin war sich nicht bewusst gewesen, wie er aussehen musste, ohne Hemd und blutverschmiert, bis er ihren Gesichtsausdruck sah. Er bemühte sich, ihr so zuzuwinken, dass es fröhlich und nicht todgeweiht wirkte. Er wollte schon auf sie zulaufen, als ein Stock klappernd neben ihn auf das Pflaster fiel. Neugierig sah er ihn an und wich dann panisch zurück und runter vom Hof, als er erkannte, dass es ein Pfeil war.
    Poppy sah es zu gleicher Zeit wie er. Sie sprang hinter den Sockel des Obelisken und sang hektisch eine Formel auf Polnisch. Daraufhin erschien eine grüne Markierung in der Luft, wie ein grüner Laserstrahl, die den Pfeil mit dem Dach verband. Poppy hatte seine Flugbahn zurückverfolgt.
    Sie war nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Wahrscheinlich war sie damit aufgewachsen, Schlangen, Dingos oder sonst was bekämpfen zu müssen. Quentin hatte sie noch nie zuvor zaubern sehen und war beeindruckt. Sie bewegte die Hände schneller, als er je für möglich gehalten hätte.
    »Hi!«, rief sie mit dem Rücken zum Obelisken. »Alles okay mit dir?«
    »Ja, mir geht’s gut!«
    »Eliot und Benedikt räumen im Turm auf!«, rief sie.
    »Ich geh rein!«, rief Quentin zurück und zeigte auf das Hauptgebäude.
    »Nein! Warte! Schramme kommt auch!«
    »Ich geh rein!«
    Er hörte nicht, was sie als Nächstes sagte. Er war so überglücklich, seine Freunde zu sehen, ja, seltsamerweise am meisten Poppy, die gute alte Poppy, doch zugleich durchzuckte ihn ein heftiges Verlangen. Das war seine Chance. Wenn er nicht an der Spitze blieb, wenn er nicht vor ihnen da war, würde er sie verpassen. Er wollte nicht egoistisch sein, aber solange es ihnen nichts ausmachte, wollte er, dass dies hier sein großer Auftritt war. Quentin flüsterte seinem Schwert etwas zu und schlug es zweimal auf den Boden. Es nahm einen goldenen Schimmer an. Poppy arbeitete inzwischen an der grünen Flugbahn des Pfeils. Am Ende glühte ein Funke auf und lief an der Markierung entlang wie an einer Lunte. Er verschwand hinter der Brüstung, und man hörte einen lauten Donnerknall.
    Quentin rannte auf den Eingang des Hauptgebäudes zu. Es war ein herrliches Gefühl! Er hätte nicht sagen können, woher er wusste, was zu tun war, aber er wusste es. Mit den anderen im Rücken waren seine letzten Zweifel beseitigt.
    Die

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