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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Türen bestanden aus dreißig Zentimeter dicken, eisenbeschlagenen Balken. Quentin tänzelte darauf zu, wie verwachsen mit seinem Schwert, hob es über den Kopf und schlug auf die Tür ein. Der Zauber, mit dem er es belegt hatte, änderte nichts daran, wie es in seiner Hand lag, aber es wirkte auf alles andere ein, als wöge es eine halbe Tonne. Die ganze Konstruktion erzitterte, und das Holz krachte und splitterte. Staub wallte auf. Der Knall verhallte draußen in der Dunkelheit. Ein zweiter Schlag drückte die Tür zur Hälfte ein, und ein weiterer machte den Weg frei.
    Als Quentin die Burg betrat, fühlte er sich so voller Kraft, dass es fast schmerzte. Sie brach förmlich aus ihm heraus. Er hatte keine Ahnung, wo sie herkam – seine Brust schien sich hervorzuwölben, sein Inneres stand unter maximalem Druck. Er war eine wandelnde Bombe. Fünf Männer standen im Saal hinter der geborstenen Tür, Schwerter und Speere auf ihn gerichtet, doch ein Windstoß fuhr aus Quentins Händen und blies sie weg. Er blendete sie mit einem Lichtblitz und warf sie dann quer durch den großen Saal. Das alles geschah wie von selbst.
    Er drehte sich um, legte eine Hand auf die Trümmer der Tür, die er soeben aufgebrochen hatte, und sie fing Feuer. Es schien eine gute Idee zu sein, äußerst dramatisch überdies, aber nur für alle Fälle machte er seine Haut feuerunempfindlich.
    Er entdeckte, in gewisser Weise zum ersten Mal, was es bedeutete, ein Zaubererkönig zu sein. Dieser fette Schlaffi, der er gewesen war, als er auf Schloss Whitespire herumgesessen, mit Schwertern gespielt und jeden Abend gesoffen hatte – das war kein König gewesen. Doch jetzt war er einer. Herr und Meister. Darin mündete seine ganze Entwicklung von dem Moment an, als er vor vielen Jahren in Brooklyn in den winterlichen Garten eingedrungen war. Endlich hatte er seinen eigenen betreten. Vielleicht hatte nur Embers Erlaubnis gefehlt. Man brauchte den rechten Glauben.
    Das Ritual zur Schärfung seiner Sinne trug Früchte. Er war derart sensibilisiert, dass er Personen auf der anderen Seite der Mauern wahrnehmen konnte – er fühlte ihre elektrische Körperspannung wie ein Hai. Die Zeit, die normalerweise stupide eine Sekunde nach der anderen auslöschte wie auf dem Fließband, explodierte zu einer wunderbaren Melodie. Jetzt erhielt er alles zurück, alles, was er versäumt hatte, und mehr. Poppy hatte recht: Die Zeit auf der Erde war tatsächlich ein Abenteuer gewesen. Kein sinnloses Gehampel, sondern die Vorbereitung auf diese Erfahrung. Und dies hier hieß Leben. So würde er von nun an leben.
    »Das bin ich«, flüsterte er. »Das bin ich.«
    Er lief die Eingangstreppe hinauf und durchquerte einige prächtige Räume. Wer immer sich ihm näherte, wurde von fliegenden Gegenständen getroffen und zu Boden geworfen – Stühlen, Tischen, Gefäßen, Truhen, was immer Quentin mit einem Zauber schleudern konnte. Zuckende Blitze lähmten seine Gegner. Lässig hielt er eine fliegende Axt mitten in der Flugbahn mit der ausgestreckten Hand auf und wirbelte sie auf dem gleichen Weg zurück, auf dem sie gekommen war. Er atmete tief ein und saugte den Sauerstoff aus ganzen Räumen, so dass die Leute darin keuchten und ohnmächtig wurden, mit blauen Lippen und hervortretenden Augen. Schon bald liefen alle vor ihm davon.
    Quentin fühlte sich verwandelt, zu einem Riesen gewachsen. Er ließ die Magie frei fließen, und ein Zauber nach dem anderen ereignete sich wie von selbst. Die feindlichen Truppen waren gemischt, Menschen, Elfen und einige Exoten: eine Art Steingolem, ein Wasserwesen, ein rotbärtiger Zwerg und ein ziemlich räudiger, sprechender Panther. Egal, er war als Held für Chancengleichheit. Er war eine Springquelle, ein Feuerlöschschlauch. Die Wunde in seiner Seite spürte er kaum noch. Sein Schwert warf er weg. Scheiß auf das Schwert. Ein Zauberer braucht kein Schwert. Ein Zauberer braucht nichts als seine innere Stärke. Er brauchte nur zu sein, wer er war: der Zaubererkönig.
    Er hatte keine Ahnung, wohin er ging, er arbeitete sich von Zimmer zu Zimmer vor und sicherte das Gebäude. Zweimal hörte er die Kanonen der
Muntjak
in der Ferne donnern. Einmal stieß er eine Tür auf und fand Schramme und Julia, die mitten in einem verwüsteten Salon voller Ziermöbel eine Truppe Soldaten zurückdrängten. Schrammes magisches Schwert flimmerte, und er führte es schnell und präzise wie eine Maschine. Seine glühenden Schläge hinterließen neonleuchtende

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