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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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fast war sie einen Moment bei dem Gedanken erleichtert gewesen, alles erreicht zu haben.
    Da sie in den vergangenen vier Jahren nichts anderes getan hatte, als den magischen Stoff eines ganzen Lebens in sich hineinzustopfen, fühlte sich ein Teil von ihr, der nichtmagische, ein wenig vernachlässigt. Leer. Sie hätte es nicht bedauert, diese Lücken aufzufüllen, indem sie Zeit mit guten Freunden in einem großen französischen Bauernhaus verbrachte. Die großen Energien konnten warten. Hätten warten können. Aber ihre guten Freunde wollten nicht warten. Und Julia würde sich ihnen anschließen, denn – und es war so schmerzhaft schön, es sich einzugestehen, dass sie es nicht in Worte fasste, nicht einmal sich selbst gegenüber – sie liebte sie. Sie waren ihre Ersatzfamilie. Einfach großartig. Also weiter und höher!
    »Das tun wir also hier.« Pouncy lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Obwohl es noch früh war, zeichneten sich schon dunkle Schweißflecken unter seinen Achseln ab. »Es sei denn, du hast einen besseren Vorschlag.«
    Julia schüttelte den Kopf. Alle beobachteten sie.
    »Na schön«, sagte sie. »Dann zeigt mir doch mal, bis wohin ihr bis jetzt gekommen seid.«
    Jetzt ging es richtig zur Sache!

Kapitel 21
    G emeinsam trugen sie Benedikts Leiche über die Laufplanke, Quentin, Josh und Eliot. Ungeschickt kämpften sie mit seinen schweren, schlaffen Gliedern. Der Tod schien seinen schlaksigen Jungenkörper seltsam zu verdichten. Auf dem rutschigen Holzboden fehlte ihnen die Feierlichkeit, die für Sargträger angemessen gewesen wäre. Niemand hatte den Mut gehabt, Benedikt den Pfeil aus dem Hals zu ziehen, und er wippte unkontrolliert in alle Richtungen.
    Nachdem sie Benedikt auf das Deck gelegt hatten, holte Quentin eine Decke aus seiner Kajüte und breitete sie über der Leiche aus. Die verletzte Flanke pulsierte heiß, im Takt mit seinem Pulsschlag. Gut. Genau das wollte er. Er wollte Schmerzen spüren.
    Schramme entfernte schließlich fachmännisch den Pfeil aus Benedikts Hals. Er musste ihn entzweibrechen, um ihn herauszubekommen, weil an einem Ende Widerhaken, am anderen Federn waren. Inzwischen fiel ein gleichmäßiger Regen. Die Tropfen prasselten und spritzten auf das Deck und auf Benedikts regloses Gesicht. Sie brachten die Leiche hinein in die Krankenstation, obwohl es nichts mehr zu behandeln gab.
    »Wir legen ab!«, befahl Quentin niemandem im Besonderen.
    »Quentin«, erwiderte Eliot. »Doch nicht mitten in der Nacht.«
    »Ich will hier nicht bleiben. Wir haben guten Wind. Wir sollten fahren.«
    Zwar hatte Eliot offiziell das Kommando inne, aber Quentin scherte sich nicht darum. Es war in erster Linie sein Schiff, und er wollte keine weitere Nacht auf der Insel verbringen. Alles schön und gut, bis jemand einen Pfeil in den Hals bekommt.
    »Was machen wir mit den Gefangenen?«, fragte jemand.
    »Egal. Lasst sie hier.«
    »Aber worauf nehmen wir denn Kurs?«, fragte Eliot ganz nüchtern.
    »Keine Ahnung! Ich will einfach nicht hierbleiben! Du etwa?«
    Eliot musste zugeben, dass auch er keine Lust dazu hatte.
    Quentin brachte es nicht übers Herz, sich schlafen zu legen. Benedikt würde sich heute Nacht nicht aufwärmen, wie konnte er es dann? Quentin beschloss, das Schiff aufbruchbereit zu machen. Als er hinunter in Benedikts ausdrucks- und gefühlloses Gesicht blickte, war er ihm fast böse, dass er gestorben war. Alles war doch so glatt gelaufen! Andererseits gehörte das zum Heldentum dazu, oder etwa nicht? Mussten nicht für jeden Helden Legionen von Fußsoldaten im Hintergrund sterben? Ein reines Zahlenspiel, wie die Leiche in der Burg gesagt hatte. Rechne einfach die Summen aus.
    Also half Quentin, Zaubererkönig und Anführer, dabei mit, die restlichen besiegten Soldaten zusammenzutreiben und die Mannschaft einzuteilen, um Proviant und Wasser an Bord zu bringen, obwohl es tiefe Nacht war und es wie aus Eimern schüttete. Ein anderer musste den Kurs bestimmen, da Benedikt tot war, aber das war kein Problem, weil sie sowieso kein konkretes Ziel hatten. Das spielte alles keine Rolle. Quentin hatte irgendwie vergessen, was sie eigentlich taten. Zwar hatten sie offenbar eine sehr effektive Methode gefunden, Schlüssel ausfindig zu machen, aber inwiefern würde das Julia helfen? Oder die Nirgendlande wieder aufbauen? Oder die Uhrenbäume beruhigen? Wozu waren die Schlüssel bloß gut, um das zu rechtfertigen – Benedikt, der auf dem Deck

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