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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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würden aus den Rahmen springen. Mit dem letzten Schlag verrutschte ihr Bett dreißig Zentimeter nach links, und sie spürte, wie dreihundert Jahre alter Staub von der Stuckdecke auf ihr Gesicht rieselte. Irgendwo im Haus ging etwas zu Bruch, ein Fenster oder ein Teller. Licht fiel geräuschlos aus dem Parterre und erleuchtete die Reihe der Zypressen jenseits der Rasenfläche.
    Dann war es vorbei, einfach so, und zurück blieb nur eine tiefe, erschöpfte Stille. Später, vielleicht nach einer Stunde, hörte Julia die anderen zu Bett gehen. Aschmodai sagte etwas, ein zorniges Geflüster, etwas über Zeitverschwendung, und jemand anderer ermahnte sie, leise zu sein.
    Am nächsten Morgen war alles wie gewohnt. Niemand erwähnte die Geschehnisse in der Nacht auch nur mit einem Sterbenswörtchen. Nur Fiberpunk hatte einen großen, purpurroten Bluterguss an der Schläfe.
Hmmmmmmmm.
    Als Julia Level 200 erreichte, backten die anderen ihr einen Kuchen. Zwei Wochen später, sechs Wochen nach ihrer Ankunft in Murs, ging sie zu Bett, nachdem sie Level 248 erreicht hatte, und sie wusste, dass morgen der große Tag sein würde. Und so geschah es: Um drei Uhr nachmittags führte Iris sie durch eine komplexe Formel, die bei korrekter Durchführung die Entropie in einem bestimmten Bereich für fünf Sekunden umkehrte. Der Effekt war auf einen kleinen Umkreis von einem Meter Durchmesser beschränkt, aber deshalb nicht weniger spektakulär.
    Die zugrundeliegende Theorie war ein Rattennest ineinander verwobener Effekte. Julia konnte kaum glauben, dass etwas so Zusammengebasteltes funktionierte, aber Iris zeigte es ihr, und nach einigen Stunden konnte sie es auch. Julia warf einen Stapel Bauklötze um und vollführte den Zauber. Daraufhin stapelten sich die Klötze rückwärts wieder auf.
    Damit hatte Julia Level 250 erreicht. Als sie die Hände sinken ließ, küsste Iris sie rechts und links auf die Wangen – ganz
à la Française –
und sagte, damit seien sie fertig. Julia konnte es kaum glauben. Nur, um ganz sicherzugehen, schlug sie vor, noch einmal alle Levels von vorn durchzugehen, von 1 bis 250 , damit Iris zufrieden sei, aber Iris lehnte ab. Sie hatte genug gesehen.
    Julia verbrachte den übrigen Nachmittag damit, einfach nur die schattigen Alleen entlangzuwandern, die in beruhigenden rechten Winkeln durch die sonnenverbrannten Felder rund um das Bauernhaus führten. Ihr Gehirn fühlte sich aufgeblasen und gesättigt an, wie ein Bauch nach einer großen Mahlzeit. Zum ersten Mal, seit Julia denken konnte, war es nicht mehr hungrig. Sie spielte eine Stunde am Computer, und abends kochte ihnen Fiberpunk eine exquisite Bouillabaisse mit Seeteufel und Safran. Sie entkorkten eine staubige Flasche Châteauneuf-du-Pape mit langweiligem Etikett ohne jede Verzierung, ein sicheres Indiz dafür, dass es ein haarsträubend teurer Wein war. Bevor sie zu Bett gingen, bat Pouncy Julia, am nächsten Morgen in die Bibliothek zu kommen. Nicht ins Lange Büro, sondern in die Bibliothek.
    Julia erwachte früh. Es war Hochsommer, aber noch ließ die Hitze auf sich warten. Eine Stunde wanderte Julia durch den unebenen, ungepflegten Garten, schreckte seltsame französische Käfer auf und beobachtete die winzigen weißen Schnecken, die überall saßen. Ihre Schuhe saugten sich mit Tau voll, während sie darauf wartete, dass die anderen aufstanden. Es war wie am Morgen ihres Geburtstags. Nervös mied Julia den Speisesaal, als die anderen frühstückten. Um fünf vor acht schnappte sie sich in der Küche ein Brötchen und kaute auf dem Weg zur Bibliothek angespannt darauf herum.
    An dem Tag, an dem sie in Brooklyn in den Fahrstuhl gestiegen war, war sie ins Leere gefallen wie in einen hohlen Schacht. Seitdem war sie immer weiter gefallen. Doch jetzt war es fast vorbei. Sie stand kurz davor, wieder festen Boden zu betreten. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wie es war, irgendwo hinzugehören und auf derselben Seite der Scheibe zu stehen wie alle anderen.
    Sie hatte vorher schon einmal versucht, die Tür zur Bibliothek zu öffnen, doch diese hatte nicht nachgegeben, und Julia hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Sperrzauber zu knacken. Sie hatte es satt, Türen aufzubrechen. Für einen Moment blieb sie vor der Tür stehen, zupfte am Stoff ihres Sommerkleids herum und beobachtete den großen Zeiger der Uhr in der Diele.
    Zur vereinbarten Zeit öffnete sich die Tür von allein. Julia senkte den Kopf und trat ein.
    Alle waren da. Sie saßen rund um

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