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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Dann hätte er vielleicht später einmal beiläufig während eines Gesprächs erwähnen können, dass er übrigens in der Unterwelt gewesen war – keine große Sache, warum fragt ihr? Benedikt lässt euch grüßen. Er hatte nicht vorgehabt, sich vor Publikum auf den Weg zu machen.
    Doch ein Publikum hatte sich versammelt: Eliot, Josh, Poppy und sogar Julia, die sich aus ihrer Benommenheit befreit hatte, um ihm zuzusehen. Schramme und einer der Seeleute standen daneben. Sie hatten sich ein langes Ruder über die Schultern gelegt, an dem das Faultier hing. So hatten sie es an den Strand getragen, wie eine Rinderhälfte. Das war ihnen am einfachsten erschienen.
    Von ihnen allen schien nur Poppy nicht davon überzeugt zu sein, dass er gehen sollte.
    »Ich weiß nicht, Quentin«, sagte sie. »Ich versuche mir das gerade vorzustellen. Es ist nicht dasselbe, wie jemanden im Krankenhaus zu besuchen. Gute Besserung, hier sind ein paar Luftballons, die du an den Bettpfosten binden kannst. Stell dir mal vor, du wärst tot. Würdest du wollen, dass dich die Lebenden besuchen, wenn du wüsstest, du könntest nicht mit ihnen zurückkehren? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wollte. Es kommt mir ein bisschen so vor, als würde man ihnen den Mund wässrig machen. Vielleicht solltest du Benedikt einfach in Frieden ruhen lassen.«
    Doch das hatte Quentin nicht vor. Was konnte schlimmstenfalls passieren? Benedikt konnte ihn wegschicken, wenn er wollte. Die anderen wickelten sich in Capes und Mäntel gegen die Kälte. Die Insel war nicht viel mehr als eine überwucherte Sandbank, flach und konturlos. Es herrschte Ebbe, und das Meer war nicht nur ruhig, sondern regelrecht schlapp. Alle paar Minuten brachte es genügend Energie für eine Welle auf, die sich zwanzig Zentimeter hoch erhob und dann laut an Land klatschte und alle aufschreckte, als wolle die See daran erinnern, dass sie noch da war.
    »Ich bin so weit«, sagte Quentin. »Sag mir, was ich tun soll.«
    Das Faultier hatte sie angewiesen, eine Leiter und ein langes, flaches Brett vom Schiff mitzubringen. Jetzt erklärte es ihnen, sie sollten beides aufrecht so aneinanderlehnen, dass sie ein Dreieck formten. Doch Leiter und Brett wollten nicht richtig stehen bleiben und fielen dauernd um, so dass Josh und Eliot sie festhalten mussten. Quentin war noch aus seiner Zeit in Brakebills daran gewöhnt, mit augenscheinlich völlig ungeeigneten Ausgangsmaterialien zu zaubern, aber das war selbst nach seinen Maßstäben primitiv. Der gehörnte Mond Fillorys blickte auf sie herunter und tauchte die Szenerie in silbriges Licht. Der Mond rotierte gespenstisch schnell, etwa alle zehn Minuten, so dass seine Spitzen ständig in eine andere Richtung zeigten.
    »Steige jetzt die Leiter hinauf.«
    Quentin tat es. Eliot grunzte vor Anstrengung, sie aufrecht zu halten. Quentin kletterte ganz hinauf.
    »Jetzt rutsch auf der anderen Seite hinunter.«
    Es war klar, was das Faultier meinte. Quentin sollte die Planke wie eine Rutsche benutzen. Aber das war keine Spielplatzrutsche, sondern ein Brett ohne Geländer, und es war ein Zirkuskunststück, sich in Position zu bringen. Die Rutsche wackelte und brach fast zusammen, aber Josh und Eliot schafften es, sie zusammenzuhalten.
    Quentin saß an der Spitze des Dreiecks. Derart lächerlich hatte er sich seine Reise in die Unterwelt nicht vorgestellt. Er hatte eher gehofft, er müsse dafür unheilige Sigillen aus drei Meter hohen, feurigen Lettern in den Sand zeichnen und das Portal zur Hölle aufreißen. Aber man kann nicht alles haben.
    »Rutsch runter«, wiederholte das Faultier.
    Da es sich um ein Brett aus rohem Fichtenholz handelte, musste Quentin sich zunächst anschieben, rutschte aber irgendwann hinunter. Er rechnete damit, sich einen Splitter in den Hintern zu ziehen, hatte aber Glück. Dann landete er mit den nackten Füßen im Sand und blieb sitzen.
    »Und jetzt?«, rief er.
    »Geduld!«, mahnte das Faultier.
    Alle warteten. Eine Welle klatschte ans Ufer. Eine Windböe bauschte den Stoff von Quentins Schlafanzug.
    »Sollte ich …«
    »Versuche, ein bisschen mit den Zehen zu wackeln.«
    Quentin wackelte mit den Zehen und grub sie dabei tiefer in den kalten, feuchten Sand. Er wollte gerade aufstehen und die Aktion abblasen, als seine Zehen ins Nichts stießen und er hinterherrutschte.
    In dem Moment, als er die Sandschicht durchbrach, wurde das Brett zu einer richtigen Rutsche aus Metall und mit Geländer. Eine Spielplatzrutsche. In völliger

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