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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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hineinfielen oder -sprangen), um anschließend allein zu Joshs Palazzo zurückzutappen – Josh hatte alle Hände voll damit zu tun gehabt, Poppy aus den Krallen der Carabinieri zu befreien, die kurz nach Quentins Untertauchen aufgetaucht waren –, erhitzte sich Quentins Verstand an dem einzigen Bruchstück nützlicher Information, das ihm der Drache gegeben hatte: dass es trotz allem noch einen Weg zurück nach Fillory gab. Den Knopf konnten sie nicht bekommen, aber den konnte er jetzt getrost vergessen, weil es einen anderen Weg zurück gab. Wenn er doch nur erraten hätte, was der Drache gemeint haben konnte!
    Er dachte darüber nach, während er eine halbe Stunde lang unter der heißen Dusche stand, Salz, Öl, Schwermetallpartikel und Schlimmeres abschrubbte, sich dreimal die Haare wusch, abtrocknete, schweren Herzens seine ruinierte Kleidung, seine geliebten königlichen Fillory-Kleider in den Müll warf und ins Bett taumelte. Die erste Tür, hatte der Drache gesagt. Die erste Tür. Die erste Tür. Was sollte das heißen?
    Natürlich musste er auch über die anderen Worte des Drachen nachdenken. Gewiss war die gesamte kurze Unterhaltung zutiefst bedeutsam. Die alten Götter würden zurückkehren. Ein Held zu sein bedeutete großen Verzicht. Alles ganz sicher wichtig. Von allergrößter Tragweite. Doch die erste Tür war der Aktionspunkt. Er hatte Witterung aufgenommen. Er würde es schaffen, er würde den Anhaltspunkten folgen, sie hier rausbringen und dahin zurückkehren, wo er hingehörte. Er würde ein Held sein, verdammt nochmal, was immer der Drache auch behauptete. Er wäre bereit, alles zu verlieren, was er zu verlieren hatte, wenn er nur sein Ziel erreichte.
    Poppy weckte ihn am nächsten Morgen um sieben. Für sie war es wie Weihnachten: Sie war wahnsinnig aufgeregt und hatte gewartet, bis sie es nicht mehr aushalten konnte. Sie war nicht mal neidisch, weil Quentin dem Drachen begegnet war. Sie hatte bereits drei Cappuccinos getrunken und brachte Quentin auch einen. Australierinnen! Er befürchtete schon, sie würde vor Begeisterung auf seinem Bett herumspringen.
    Beim Frühstück beleuchteten sie gemeinsam die Möglichkeiten.
    »Die erste Tür«, sagte Josh nachdenklich. »Es muss sich um eine ursprüngliche Tür handeln, ein Tor. Stonehenge.«
    »Stonehenge ist ein Kalender, keine Tür«, berichtigte Poppy ihn.
    Während sie sich einen allgemeinen Überblick verschafften, war Poppy quasi nebenbei über die Existenz Fillorys aufgeklärt worden. Irritierenderweise nahm sie die Neuigkeit wie selbstverständlich auf, so wie alles andere auch. Sie interessierte sich von einem intellektuellen Standpunkt aus dafür und passte die Informationen in ihr Wissensgefüge ein. Anders als bei Quentin schlug ihre Phantasie daraufhin jedoch keine hohen Wellen.
    »Vielleicht bildet Stonehenge ein Zeitschloss. Wie an einem Tresor.«
    »Mann!«, sagte Quentin. »Jetzt vergiss doch mal Stonehenge! Es muss etwas hier in Venedig sein, ein Meerestor oder Ähnliches.«
    »Venedig ist ein Hafen. Also eine Art Tor. Die ganze Stadt ist ein Tor.«
    »Ja, aber auch das erste Tor?«
    »Vielleich ist eher eine metaphysische Tür gemeint«, warf Poppy ein. »Die Bibel zum Beispiel. Wie bei Dan Brown.«
    »Nein, ich glaube eher, es hat etwas mit den Pyramiden zu tun«, entgegnete Josh.
    »Er meint das Haus der Chatwins«, sagte Julia.
    Alle hörten augenblicklich auf zu sprechen.
    »Was soll das heißen?«, fragte Poppy schließlich.
    »Das Haus ihrer Tante. In Cornwall. Wo sie Fillory entdeckt haben. Das war die erste Tür.«
    Es war erfreulich, Poppy einmal ratlos zu sehen.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte sie.
    »Ich weiß es einfach«, antwortete Julia. Quentin hoffte, dass sie es nicht aussprechen würde, doch sie tat es: »Ich spüre es.«
    »Was heißt, du spürst es?«
    »Was interessiert dich das?«, fragte Julia.
    »Ich bin eben neugierig.«
    Quentin griff ein. Julia schien eine instinktive, kratzbürstige Abneigung gegen Poppy zu empfinden.
    »Das klingt einleuchtend. Auf welchem Weg sind zum ersten Mal Menschen nach Fillory gelangt? Durch das Haus der Chatwins. Durch die Standuhr im hinteren Flur.«
    »Ich weiß nicht«, wandte Josh skeptisch ein und rieb sich über das stoppelige Kinn. »Ich dachte, man könne nie zwei Mal auf demselben Weg hineingelangen. Und außerdem war Martin Chatwin ein kleines Kind. Ich dagegen könnte mich niemals durch die Tür einer Standuhr quetschen. Nicht mal du könntest

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