Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
das.«
»Kann sein«, erwiderte Quentin. »Aber…«
»Außerdem geschah es auf besondere Einladung, die nur für die Chatwins bestimmt war«, fuhr Josh fort. »Die Kinder waren auf ihre Art alle etwas Besonderes. Ember hat sie einberufen, damit sie mit Hilfe ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten irgendetwas in Fillory in Ordnung bringen konnten.«
»Aber wir besitzen ebenfalls außergewöhnliche Fähigkeiten«, gab Quentin zu bedenken. »Ich finde, wir sollten es versuchen. Eine bessere Spur haben wir nicht.«
»Ich gehe auf jeden Fall«, sagte Julia.
»Wir machen uns alle auf den Weg!«, rief Josh in einem sehr plötzlichen Meinungsumschwung.
»Na schön.« Es tat auf jeden Fall gut, Entscheidungen zu treffen, worauf sie auch immer beruhten. Es tat gut, sich wieder in Bewegung zu setzen. »Morgen früh brechen wir auf. Es sei denn, jemand kommt vorher noch auf eine bessere Idee.«
Es wurde zunehmend schwierig zu ignorieren, dass Poppy vor Lachen fast erstickte.
»Tut mir leid!«, keuchte sie. »Tut mir ehrlich leid. Aber – wisst ihr, ich weiß, dass es wirklich existiert, na ja, wenigstens gehe ich davon aus, aber seid ihr euch eigentlich bewusst, dass ihr von einem Land aus einem Kinderbuch redet? Fillory? Es klingt genauso, als würdet ihr einen Weg zurück ins Schlaraffenland suchen! Oder – was weiß ich, nach Schlumpfhausen!«
Julia stand wortlos auf und ging weg. Sie ließ sich nicht mal dazu herab, sauer zu werden. Sie nahm Fillory ernst und hatte keine Geduld für und kein Interesse an Leuten, die es nicht taten. Quentin war es bisher nicht aufgefallen, aber Julia konnte ziemlich unangenehm werden, wenn sie wollte.
»Meinst du, das Schlaraffenland gibt es wirklich?«, fragte Josh. »Denn ich würde Fillory dafür sofort fallenlassen. Candyland! Hast du dir mal die Candyfrau angeschaut?«
»Dir mag es vielleicht irreal erscheinen«, sagte Quentin ein wenig steif. »Für uns dagegen ist es sehr real. Für mich jedenfalls. Ich wohne dort. Es ist meine Heimat.«
»Ich weiß! Ich weiß! Es tut mir ehrlich leid.« Poppy wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich entschuldige mich. Vielleicht muss man es einfach gesehen haben.«
»Ja, vielleicht.«
Aber wahrscheinlich wirst du es nie sehen, dachte Quentin.
Am nächsten Tag reisten sie alle zusammen nach Cornwall.
Dort stand das Haus der Chatwins: das Haus, in dem die Chatwin-Kinder 1917 ihre Tante Maude besucht, Christopher Plover kennengelernt und den Weg nach Fillory gefunden hatten. Dort hatte die ganze wunderbare, unglückselige Geschichte ihren Anfang genommen. Unglaublich, dass das Gebäude noch existierte und man einfach hingehen konnte.
Andererseits war es auch irgendwie unglaublich, dass Quentin noch nicht da gewesen war. Das Chatwin-Haus war zwar nicht öffentlich zugänglich, aber seine Lage war kein Geheimnis. Wikipedia gab Auskunft darüber. Es war in der Zwischenzeit nicht abgerissen worden. Niemand konnte sie aufhalten, außer womöglich die jetzigen Besitzer und die lokalen Polizeibehörden. Es wurde Zeit, dass Quentin hinreiste, und wenn nur, um diesem Ursprungsort des fillorianischen Mythos seinen Respekt zu erweisen.
Als es darum ging, wie sie dorthin gelangen sollten, schwor Josh hoch und heilig, er habe in letzter Zeit hart an der Eröffnung von Portalen gearbeitet und sei sich ziemlich sicher, sie rüber nach Cornwall schicken zu können. Quentin fragte Josh, wo er Cornwall vermute, verbesserte sich jedoch sofort und versprach ihm hundert Dollar, wenn er ihm sagen könne, ob Cornwall in England, Irland oder Schottland liege. Josh roch eine Fangfrage und tippte auf Kanada.
Doch als Quentin ihm auf einer Landkarte zeigte, wo es lag, nämlich ganz unten an der Südwestspitze Englands, winkte Josh erst recht ab – das sei doch praktisch nebenan, in Europa! – und begann mit einer technisch überaus anspruchsvollen Abhandlung über magnetische Kraftlinien und Astralfaltung. Quentin nahm sich vor, sich endlich abzugewöhnen, ihn zu unterschätzen.
Poppy verkündete, sie wolle auch mitkommen.
»Ich war noch nie in Cornwall«, sagte sie. »Ich wollte schon immer gerne mal Muttersprachler kennenlernen.«
»Englische?«, fragte Josh. »Da könnte ich dir wahrscheinlich jemanden vorstellen.«
»Nein, kornische natürlich, Dumpfbacke«, erwiderte Poppy. »Kornisch ist eine britannische Sprache, was bedeutet, dass sie in Großbritannien entstanden ist, ebenso wie Walisisch und Bretonisch. Und Piktisch. Bevor die
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