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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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von dem sie nichtsdestotrotz wacker zechten. Quentin deklamierte langatmig ein Lob auf die subtile Note des einzigartigen Brakebills- terroirs . Sie stießen auf Amanda Orloff an und warfen anschließend die Gläser in den Kamin, damit aus ihnen nie mehr bei einem unbedeutenderen Trinkspruch getrunken werden konnte. Mit jedem Windstoß flackerten die Kerzen, und geschmolzenes Bienenwachs tropfte auf die frische weiße Tischdecke.
    Beim Käse wurden ihnen allen eine silberne Bienen-Anstecknadel überreicht, wie die Präfekten sie trugen – Quentin fragte sich ratlos, bei welcher Gelegenheit sie auch nur annähernd passend wäre – und dazu ein schwerer, zweibärtiger Eisenschlüssel, der es ihnen erlauben würde, nach Brakebills zurückzukehren, falls es jemals nötig sein sollte. Schullieder wurden gesungen, und Chambers servierte Scotch, den Quentin noch nie getrunken hatte. Er neigte sein kleines Whiskeyglas von einer Seite zur anderen und beobachtete, wie das Licht durch die geheimnisvolle bernsteinfarbene Flüssigkeit fiel. Wie erstaunlich, dass etwas Flüssiges sowohl nach Rauch als auch nach Feuer schmecken konnte!
    Er lehnte sich hinüber zu Georgia und begann, ihr dieses faszinierende Rätsel zu erklären, als Fogg sich am Ende der Tafel erhob, seltsam ernsthaft, Chambers entließ und die Studierenden bat, ihm nach unten zu folgen.
    Das war eine Überraschung. »Nach unten« bedeutete: in den Keller, wo Quentin in seiner ganzen Zeit in Brakebills so gut wie nie gewesen war – nur ein, zwei Mal, um eine besonders begehrte Flasche aus dem Weinkeller zu holen oder wenn er und Alice sich dringend nach Abgeschiedenheit sehnten. Doch jetzt führte Professor Fogg sie in einem lockeren, scherzenden, gelegentlich singenden Haufen durch die Küche, durch eine kleine, bescheidene Tür in den Wirtschaftsraum und dann eine ausgetretene, staubige Holztreppe hinunter, die auf der Hälfte in Steinstufen überging. Sie gelangten in einen dunklen, erdigen Unterkeller.
    Dass die Party dort stattfinden würde, hatte Quentin nicht gedacht. Es herrschte auch gar keine Feierstimmung. Hier unten war es kühl und plötzlich still. Der Boden bestand aus festgestampftem Lehm, die Decke war niedrig, die Wände uneben und unverputzt. Sie schluckten die Geräusche. Stimme für Stimme erstarb der Chor eines traditionellen Brakebills-Liedes, eines ausgesucht euphemistisches Stück mit dem Titel »Der Präfekt hat einen Defekt«. Ein schwerer, aber nicht unangenehmer Geruch nach feuchter Erde lag in der Luft.
    Fogg blieb vor etwas stehen, das wie ein Kanaldeckel im Fußboden aussah. Er bestand aus Messing und war über und über mit kalligraphischer Schrift bedeckt. Seltsamerweise glänzte er wie eine frisch geschlagene Münze. Der Dekan griff nach einem schweren Kanalwerkzeug und hob den Messingdeckel an. Er war eine Handbreit dick und sie mussten zu dritt anfassen, um ihn beiseitezuwälzen.
    »Nach Ihnen«, sagte der Dekan ein wenig außer Atem. Mit großer Geste wies er auf das tintenschwarze Loch.
    Quentin ging als Erster. Er tastete mit seinen Scotch-betäubten Füßen umher, bis er einen Eisentritt gefunden hatte. Es war, als ließe er sich in warmes, schwarzes Öl hinunter. Die Leiter brachte ihn und seine Kommilitonen direkt in eine runde Kammer, die gerade so groß war, dass sie sich alle neunzehn in einem Kreis aufstellen konnten. Fogg kam als Letzter. Sie hörten, wie er den Kanaldeckel wieder an Ort und Stelle verschraubte. Dann stieg auch er hinunter, und mit einem Krachen schickte er die Leiter hinauf wie eine Feuertreppe. Danach herrschte tiefes Schweigen.
    »Jetzt verliert mal nicht euren Schwung«, munterte Fogg sie auf. Er entzündete eine Kerze, schaffte flugs zwei Flaschen Bourbon von irgendwoher herbei und ließ sie jeweils in entgegengesetzter Richtung im Kreis herumgehen. Irgendetwas an dieser Geste störte Quentin. In Brakebills wurden bestimmte Mengen an Alkohol toleriert – ziemlich große Mengen sogar –, aber das war ein bisschen viel. Es lag etwas Gezwungenes in ihrer Trinkerei.
    Und wenn schon, schließlich war das ihre Abschlussfeier. Sie waren keine Studenten mehr. Sie waren erwachsen. Gleiche unter Gleichen, die sich einen Drink teilten. In einer geheimen unterirdischen Höhle, mitten in der Nacht. Quentin trank seinen Schluck und reichte die Flasche weiter.
    Dekan Fogg zündete weitere Kerzen an, die er in Messingkerzenhaltern aufstellte. Sie bildeten einen Kreis innerhalb ihres Kreises. Sehr tief

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