Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit wurde von den winzigen, glitzernden Lichtpunkten hier und da auf der gewölbten Decke abgelenkt, die die Umrisse von ihm unbekannten Sternenkonstellationen bildeten. Als befänden sie sich auf einem anderen Planeten und sähen die Sterne aus einer anderen Perspektive. Jemand räusperte sich.
    Fogg fuhr fort.
    »Falls das noch nicht reichen sollte, verlässt jeder von Ihnen heute Nacht diesen Raum mit einer Versicherungspolice: einem tätowierten Pentagramm auf dem Rücken. Ein fünfzackiger Stern, hübsch dekorativ – aber außerdem dient er als Zelle für einen Dämonen, einen kleinen, aber ziemlich bösartigen kleinen Kerl. Korrekt ausgedrückt: einen Kakodämonen.
    Das sind zähe kleine Raufbolde mit einer Haut wie aus Eisen. Gut möglich, dass sie wirklich aus Eisen sind. Jedem von Ihnen gebe ich ein Losungswort, das ihn befreit. Sagen Sie das Wort, wird er hervorkommen und für Sie kämpfen, bis er tot ist oder Ihr wie immer gearteter Gegner nicht mehr lebt.«
    Fogg klatschte sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel und sah sie an, als hätte er ihnen gerade für ein weiteres Jahr einen attraktiven, nützlichen Aufenthalt in Brakebills versprochen. Georgia hob zögernd die Hand.
    »Sind … Sind wir dazu verpflichtet? Ich meine, ist noch jemand außer mir beunruhigt bei dem Gedanken, einen wütenden Dämon, ihr wisst schon, unter seiner Haut zu beherbergen?«
    »Wenn Sie das beunruhigt, Georgia«, erwiderte Fogg kurz angebunden, »hätten Sie an einem Schönheitsinstitut studieren sollen. Keine Sorge, er wird Ihnen sozusagen höllisch dankbar sein, wenn Sie ihn freilassen. Er kann nur in einem Kampf für Sie eintreten, also überlegen Sie es sich gut.
    Das ist ein weiterer Grund, warum wir hier unten sind. Ich kann innerhalb des Kordons keinen Kakodämonen heraufbeschwören.
    Den Bourbon brauchen wir übrigens, weil es widerlich wehtun wird. So, wer ist der Erste? Oder sollen wir alphabetisch vorgehen?«
     
    Am nächsten Morgen um zehn fand im größten und schönsten Hörsaal eine konventionellere Abschlussfeier statt. Doch eine armseligere, schlimmer verkaterte Graduiertenschar konnte man sich kaum vorstellen. Dieser Anlass gehörte zu den wenigen, bei denen die Eltern auf dem Campus zugelassen wurden, daher waren sowohl die Anwendung von Magie als auch ihre Erwähnung verboten. Fast so schlimm wie der Kater waren die Schmerzen der Tätowierung. Quentins Rücken fühlte sich an, als wimmle er von hungrigen, beißenden Insekten, die auf etwas besonders Leckeres gestoßen waren. Er fühlte stark die Anwesenheit seiner Eltern, die ein Dutzend Reihen hinter ihm saßen.
    Quentin hatte nur noch nebulöse Erinnerungen an die vergangene Nacht. Der Dekan selbst hatte die Dämonen heraufbeschworen. Mit dicken Kreidestücken hatte er magische Zeichen in konzentrischen Kreisen auf den alten Steinboden geschrieben. Dabei arbeitete er schnell und geübt, mit beiden Händen gleichzeitig. Für die Tätowierung zogen die Jungen Hemden und Jacketts aus und stellten sich in einer Reihe auf, nackt bis zur Taille. Die Mädchen taten es ihnen gleich, in unterschiedlichen Graden der Sittsamkeit. Einige von ihnen pressten ihre zerknüllte Kleidung vor die Brust, während einige Exhibitionistinnen sich stolz entblößten.
    Im Halbdunkel konnte Quentin nicht erkennen, was Fogg dazu benutzte, auf ihrer Haut zu malen, irgendetwas Schmales, Glänzendes. Die Zeichnungen waren kompliziert und besaßen seltsame, changierende optische Eigenschaften. Der Schmerz war erstaunlich, als zöge ihnen Fogg die Haut vom Rücken ab und riebe Salz in die Wunden. Doch die Schmerzen wurden noch von der Angst übertroffen, was danach kommen mochte, in dem Moment, in dem er den Dämon implantierte. Als alle fertig waren, errichtete Fogg eine niedrige Kuppel aus losen, glühenden Holzscheiten im Zentrum der magischen Kreise. Der Raum wurde heiß und feucht. Blut, Rauch und Schweiß lagen in der Luft, und ein orgiastisches Fieber. Als das erste Mädchen an der Reihe war – dem Alphabet nach war es Alsop, Gretchen – streifte Fogg einen Eisenhandschuh über und wühlte in den Kohlen herum, bis er etwas zu fassen bekam.
    Die rote Glut erleuchtete Foggs Gesicht von unten, und vielleicht waren es nur die Verzerrungen der Erinnerung und des Alkohols, aber Quentin glaubte, etwas darin gelesen zu haben, was er seit seinem ersten Tag in Brakebills nicht mehr gesehen hatte – etwas Trunkenes, Grausames, Unväterliches. Als er das erwischt

Weitere Kostenlose Bücher