Fillory - Die Zauberer
denn vor?«, fragte Eliot. »Sollen wir eine holde Maid in Not retten?«
»Könnte sein. Nicht unbedingt eine Maid, aber … eine Nymphe vielleicht. Oder einen Zwerg, oder einen Pegasus. Irgendwas, das unsere Hilfe braucht.« Alle lachten, aber Penny fuhr fort. Es war fast rührend. »Im Ernst, in den Büchern passiert das jedes Mal!«
Josh stellte Quentin ein winziges Puppenglas mit etwas Klarem, Alkoholischen hin und er trank einen Schluck. Es war ein starker Obstbrand und schmeckte nach einem lebenswichtigen Nährstoff, mit dem sein Körper ein Leben lang unterversorgt gewesen war.
»Schon, aber das wahre Leben ist nicht so«, entgegnete Quentin und suchte krampfhaft nach einem wirklich stichhaltigen Argument. »Niemand begibt sich mir nichts, dir nichts auf lustige Abenteuer für einen guten Zweck, die dann auch noch glücklich enden. Niemand wird zu einer Romanfigur. Es gibt keinen, der alles für einen arrangiert. Die reale Welt funktioniert einfach nicht so.«
»Vielleicht nicht deine Welt, Erdenmann«, erwiderte Josh augenzwinkernd. »Aber wir befinden uns nicht mehr in deiner Welt.«
»Ich habe keine Lust, das Ganze in eine theologische Diskussion ausufern zu lassen«, sagte Richard mit Würde. »Wir müssen uns ja nicht in allen Punkten einig sein.«
»Selbst wenn du nicht zugibst, dass es in dieser Welt einen Gott gibt«, schloss Penny, »musst du zugeben, dass in Fillory einer existiert. Sogar zwei Götter.«
»Was uns, wenn auch mit einer ziemlich verrückten Wendung, zu einer ziemlich vernünftigen Frage zurückbringt«, sagte Eliot. »Nämlich: Was machen wir, wenn wir dort sind?«
»Wir sollten die Zauberblume suchen«, schlug Josh vor. »Wisst ihr, die, die einen automatisch glücklich macht, wenn man an ihr riecht. Erinnert ihr euch? Die wäre hier bei uns ein Vermögen wert.«
Als niemand hinsah, zog Janet Quentins Aufmerksamkeit auf sich, zuckte mit den Augenbrauen und machte obszöne Bewegungen mit der Zunge. Quentin starrte sie unbewegt an. Offensichtlich genoss sie die Situation. Sie hatte seine Beziehung zu Alice sabotiert und ergötzte sich daran. Kurze Szenen der letzten Nacht kamen ihm in den Sinn – war das wirklich erst letzte Nacht geschehen? –, Schnappschüsse, die zäh den gnädigen Engel der Alkoholamnesie überlebt hatten. Der ganze Sex mit Janet war so anders als der mit Alice gewesen. Der Geruch, die Beschaffenheit ihrer Haut, ihr routiniertes Know-how. Scham und Angst hatten ihn eingeholt, schon bevor alles vorbei war, bevor er gekommen war, aber er hatte nicht aufgehört.
Und war Eliot wirklich die ganze Zeit wach gewesen? Sein Gehirn klatschte ihm einen schlampigen, ungeordneten Fächer mentaler Polaroids hin: ein Bild von Janet, die Eliot küsste, von ihrer Hand, die emsig zwischen Eliots Beinen herumfuhrwerkte. Hatte sie wirklich geweint? Hatte er Eliot geküsst? Er erinnerte sich lebhaft an das Gefühl von überraschend kratzigen Bartstoppeln in seinem Gesicht, die an seiner Wange und seiner Oberlippe entlangschabten.
Großer Gott, dachte er müde. Was ist nur los.
Er hatte die äußersten Grenzen dessen erreicht, was Spaß ihm bedeuten konnte.
Doch die Kosten waren viel zu hoch, der Nutzen stand in keinem Verhältnis. Sein Verstand regte sich matt, aber zu spät wurde ihm bewusst, was sonst noch wichtig war oder besser: wichtiger. Arme Alice. Er brauchte ein Büßergewand, Asche für sein Haupt oder eine Geißel – es musste doch ein Ritual geben, mit dem er ihr beweisen konnte, wie entsetzlich leid es ihm tat! Er würde alles tun, wenn sie ihm nur sagen würde, was.
Er schob die Bilder wieder dorthin, wo immer sie hergekommen waren, zurück in den mentalen Mischvorgang, und versetzte ihnen noch einen Schubs mit dem köstlichen Obstler. Eine Idee keimte in seinem müden, angeschlagenen Gehirn auf.
»Wir könnten Martin Chatwin suchen«, schlug Richard vor. »Wie seine Geschwister es immer getan haben.«
»Ich würde gerne etwas für Fogg mit zurückbringen«, sagte Eliot. »Etwas für die Schule. Zum Beispiel ein Artefakt.«
»Ach, wirklich?«, foppte Josh. »Du reist nach Fillory, um ein Souvenir für einen Lehrer mitzubringen? Gott, manchmal lebst du wirklich hinter dem Mond!«
Seltsamerweise sprang Eliot auf die Beleidigung nicht an. Fillory beschäftigte jeden in seiner eigenen Art und Weise.
»Wir könnten auch das Suchmich-Tier aufspüren«, sagte Quentin leise.
»Das was?«, fragte Josh, offenbar kein Fillory-Fan.
»Das aus Das Mädchen,
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