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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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schiefen, ungesunden Winkel. Das Frettchen schwankte und versuchte noch einmal, Fen seine Waffe ins Gesicht zu stoßen. Doch Fen ergriff den blitzenden Spieß mit bloßen Händen – der wuchtige Aufprall gegen ihre nackte Handfläche klang wie ein Gewehrschuss. Ihre geschmeidige Kampfkunst-Eleganz war dahin und sie rang wild und unkontrolliert um die Herrschaft über die Waffe.
    Für einen Moment erstarrten sie, zitternd vor isometrischer Anstrengung, während das Frettchen mit verzweifelter, komischer Langsamkeit den Hals reckte, um Fen mit seinen spitzen Zähnen in die entblößte Kehle zu beißen. Doch sie war die Stärkere. Ganz allmählich zwang Fen den Spieß unter das Kinn des Wesens, ungefähr in Höhe seines Kehlkopfs, während sie zugleich mit dem rechten Fuß rhythmisch gegen die Außenkante seines verletzten Knies trat, wieder und immer wieder. Das Frettchen würgte und drehte sich weg.
    Gerade als Quentin glaubte, es nicht mehr mit ansehen zu können, beging das Frettchen seinen letzten Fehler. Für einen Augenblick nahm es die Pfote vom Spieß – es sah so aus, als wolle es nach einem Messer greifen, das es um den Schenkel gegürtet trug. Durch die günstigere Hebelwirkung schaffte es Fen, das Wesen mit Gewalt auf das Gras zu werfen. Die Luft wich ihm aus den Lungen.
    »Ha!«, schrie Fen und stampfte zwei Mal mit aller Kraft auf seine von dichtem Fell bedeckte Kehle. Ein langgezogenes, gurgelndes Rasseln folgte, der erste Laut, den Quentin von ihm hörte.
    Fen sprang auf, sichtlich heiß auf den Kampf, das Gesicht unter dem blonden Bürstenschnitt gerötet. Sie hob den Bauernspieß auf, spannte die Muskeln an und brach ihn über dem Knie beim ersten Versuch entzwei. Sie warf die abgebrochenen Stücke beiseite, beugte sich hinunter und brüllte dem Frettchen ins Gesicht.
    » Haaaaaaaaaa! «
    Die abgebrochenen Enden des Spießes spuckten ein paar schwache, dunkel orangefarbene Funken auf das Gras. Sechzig Sekunden waren vergangen, vielleicht sogar weniger.
    »Gott, Gott, Gott!«, sagte Quentin und schlang die Arme um den Oberkörper. Irgendjemand kotzte auf die Wiese. Keine Sekunde lang hatte er daran gedacht, Fen zu helfen. Er war darauf nicht vorbereitet. Er war mit ganz anderen Erwartungen hierhergekommen.
    Der andere Angreifer, das gedrungene, muskulöse Kaninchen, war nie am Kampfplatz angekommen. Dint hatte irgendetwas mit dem Boden unter seinen langen Hasenfüßen angestellt, vielleicht auch seinen Gleichgewichtssinn manipuliert, so dass es offenbar nicht mehr aufstehen konnte. Es strampelte hilflos auf dem Gras herum wie auf nassem Eis. Fen, die gerade in Fahrt war, trat mit einem Schritt über das am Boden liegende Frettchen hinweg, aber Dint hielt sie zurück.
    Er drehte sich zur Brakebills-Gruppe um.
    »Kann einer von euch es von hier aus erledigen? Vielleicht mit Pfeil und Bogen?« Quentin wusste nicht, ob Dint sauer war, weil sie ihnen nicht geholfen hatten, oder ob er einfach nur höflich sein und ihnen auch eine Gelegenheit zum Mitmachen bieten wollte. »Niemand?«
    Keiner antwortete. Sie starrten ihn an, als rede er Chinesisch. Jedes Mal, wenn der Bodybuilderhase aufzustehen versuchte, glitschten ihm die Pfoten unter dem Bauch weg. Der Hase pfiff und heulte. Schließlich stieß er einen kehligen Schrei aus und schleuderte eines seiner Schwerter nach ihnen, doch erneut rutschte er aus und die Waffe fiel, ohne gefährlich zu werden, seitlich zu Boden.
    Dint wartete auf eine Antwort der Gruppe, wandte sich aber irgendwann verächtlich ab. Er tippte lässig auf seinen Zauberstab, als streife er Zigarrenasche ab, und im Oberschenkel des Hasen zerbrach hörbar knackend ein Knochen. Er schrie in hohem Falsett.
    »Augenblick!« Es war Anaïs. Sie drängte sich nach vorn, an der zur Wachsfigur erstarrten Janet vorbei. »Augenblick. Lass mich mal versuchen.«
    Schon die Tatsache, dass Anaïs in dieser Situation laufen und sprechen konnte, war Quentin unverständlich. Sie begann mit einem Zauber, verhaspelte sich aber ein paar Mal, stockte und musste von vorn beginnen. Dint wartete, sichtlich ungeduldig. Beim dritten Versuch gelang Anaïs ein Schlafzauber, den Penny ihnen beigebracht hatte. Der grunzende Kampf des Kaninchens endete. Es sank seitlich ins Gras und sah nun erschreckend süß aus. Das Frettchen röchelte immer noch schwach. Es starrte mit offenen Augen in den Himmel. Roter Schaum kam aus seinem Mund, aber niemand beachtete es. Unterhalb seines Halses regte sich nichts mehr.
    Anaïs

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