Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
Anaïs. »Das waren keine Leute. Und schließlich wollten sie uns töten.«
    »Wir wollten in ihre Behausung einbrechen.«
    »Ruhm hat seinen Preis«, mischte sich Penny ein. »Wusstest du das nicht, bevor du ihn gesucht hast?«
    »Na ja, ich schätze, den Preis haben sie für uns bezahlt, oder?«
    Zu Quentins Überraschung fiel auch noch Eliot über ihn her.
    »Was soll das heißen, kneifst du etwa? Ausgerechnet du?« Eliot lachte bitter und bellend. »Du brauchst das hier doch genauso nötig wie ich!«
    »Ich kneife gar nicht! Ich darf doch wohl noch meine Meinung sagen?«
    Quentin dachte gerade darüber nach, warum genau Eliot das hier brauchte, als Anaïs sie unterbrach.
    »Mein Gott noch mal! Könntet ihr bitte aufhören?« Sie schüttelte entrüstet den Kopf. »Wir sollten uns alle ein bisschen zusammenreißen.«
     
    Vier Stunden, drei Treppen und anderthalb Kilometer leere Gänge später musterte Quentin eine Tür, als diese plötzlich aufging und ihm hart ins Gesicht schlug. Er trat einen Schritt zurück und fasste sich an die Oberlippe. In seinem halb bewusstlosen Zustand war er mehr mit der Frage beschäftigt, ob seine Nase blutete oder nicht, als damit, wer oder was ihm die Tür ins Gesicht geknallt hatte. Er berührte mit dem Handrücken die Oberlippe, betrachtete ihn, hob ihn erneut, betrachtete ihn nochmals. Eindeutig Blut.
    Ein elfenartiges Wesen steckte den Kopf um die Türkante und starrte Quentin wütend an. Aus reinem Reflex trat Quentin die Tür zu.
    Er hatte sie gerade den anderen zeigen wollen, die dabei waren, einen weitläufigen, niedrigen Saal mit einem ausgetrockneten Wasserbecken in der Mitte zu erkunden. Eine efeuartige Kletterpflanze war aus dem Becken heraus und halb die Wände emporgekrochen, bevor sie verwelkt war. Es schien Monate her, seit sie zuletzt das Tageslicht erblickt hatten. Quentin sah Sternchen und seine Nase fühlte sich an wie ein warmer, schmelzender Klumpen von etwas Salzigem, Pochendem. Mit melodramatischer Langsamkeit öffnete sich erneut knarrend die Tür und ein schlanker Mann mit spitzem Gesicht erschien, der eine schwarze Lederrüstung trug. Quentins Anblick schien ihn nicht sonderlich zu überraschen. Der Mann, der Elf, wie auch immer, zog einen Degen aus einer Scheide an seinem Gürtel und sprang in eine förmliche Fechterstellung. Quentin wich zurück, zähneknirschend vor Angst und Resignation. Unerwartet hatte Fillory eine weitere Figur seiner bösartigen Menagerie ausgespuckt.
    Vielleicht hatte die Müdigkeit seiner Furcht die Spitze genommen, denn fast unwillkürlich sprach Quentin nun die Worte von Pennys magischem Raketenzauber aus, den er im Haus auf dem Land geübt hatte. Er musste dabei zurückweichen, denn der Schwarze Elf – wie Quentin ihn bezeichnete – sprang mit einem schwulen seitlichen Fechterschritt auf ihn zu, die freie Hand erhoben, locker im Handgelenk. Quentin meisterte den Spruch auf Anhieb, das spürte er, und er war stolz auf sich. Panik und körperliche Schmerzen schärften und vereinfachten Quentins moralische Grundsätze. Er schnalzte die magischen Dartpfeile dem Elfen geradewegs in die Brust.
    Der Schwarze Elf hustete und fiel hart auf den Hintern. Er sah bestürzt aus. Sein Kopf befand sich in idealer Höhe für einen Kungfu-Tritt, und Quentin trat ihm in einem gefühlten Akt äußersten Heldenmutes grausam ins Gesicht. Der Degen fiel klappernd zu Boden.
    » Haaaaaa! «, schrie Quentin. Es war wie damals, als er gegen Penny gekämpft hatte und die Angst verflogen war. War das endlich Kampfeswut? Würde er zum Berserker werden, wie Fen? Es fühlte sich so gut an, keine Angst mehr zu haben.
    Keiner von den anderen hatte bemerkt, was vor sich ging, bis er seinen Kampfschrei ausstieß. Plötzlich kippte die Szene und verwandelte sich in einen Albtraum. Vier weitere schwer bewaffnete Schwarze Elfen drängten sich durch die offene Tür, gefolgt von zwei ziegenbeinigen Männern und zwei grauenvollen fliegenden Riesenhummeln in der Größe von Basketbällen. Zu ihnen gesellten sich außerdem etwas Fleischiges, Kopfloses, das auf vier Beinen daherkrabbelte, sowie eine stille, schmächtige Gestalt aus weißem Nebel.
    Als sich die beiden Parteien auf entgegengesetzten Seiten des Raumes gegenüberstanden, starrten sie sich zunächst einmal feindselig an. Quentin fühlte sich an die Vorbereitung zu einem Völkerballspiel erinnert. Fieberhaft sehnte er sich danach, noch einmal den Raketenzauber anzuwenden. Anstatt zerbrechlich, verletzlich

Weitere Kostenlose Bücher