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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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gewinnen. Sie hätten jetzt aufgeben können, aber da lag sie, die Krone, direkt vor ihnen, zum Greifen nah. Sie waren fast angekommen, sie konnten immer noch gewinnen, wenn sie nur Mittel und Wege fanden, sich bis zum Ende der Geschichte durchzuschlagen. Wenn sie es nur noch durch diese eine Szene schafften!
    Und da wurde ihm klar, dass er einen Ausweg wusste.
    Penny hatte seinen Rucksack auf den Sandboden fallen lassen. Quentin bückte sich und wühlte darin herum. Natürlich hatte Penny das verdammte Ding zugegurtet und -geschnürt bis zum Gehtnichtmehr, doch endlich fand er zwischen Energieriegeln, einem Leatherman-Universalmesser und den sauberen weißen Unterhosen, wonach er suchte, eingewickelt in ein rotes Halstuch.
    Das Horn war kleiner als in seiner Erinnerung.
    »Wisst ihr noch, was die Nymphe gesagt hat?«, fragte er und hielt es hoch. »›Wenn alle Hoffnung verloren ist‹? Oder so was Ähnliches?«
    »Ich würde nicht sagen, dass alle Hoffnung verloren ist …«, wandte Josh ein.
    »Zeig her!«, sagte Dint befehlend. Er hatte sich verdächtig still verhalten, seitdem Ember aufgewacht war. Anaïs klammerte sich an seinen Arm.
    Quentin ignorierte ihn. Jetzt redeten alle auf einmal. Penny und der Widder waren in eine Art intensives, nicht ganz konfliktfreies Tête-à-tête vertieft.
    »Interessant«, meinte Eliot. Er zuckte mit den Schultern. »Könnte klappen. Ich finde, wir sollten es erst einmal ausprobieren, bevor wir in die Stadt zurückkehren. Wer, meinst du, wird kommen?«
    »Menschenkind!«, sagte der Widder laut. »Menschenkind!«
    »Los, Q, mach schon!«, sagte Janet. Sie sah ungesund blass aus. »Es wird höchste Zeit. Leg los.«
    Alice nickte nur ernsthaft.
    Das silberne Mundstück an seinen Lippen schmeckte metallisch, wie eine Münze oder eine Batterie. Quentin holte so tief Luft, dass ein scharfer Schmerzstich durch seine Schulter mit der Pfeilwunde fuhr, als sich sein Brustkorb ausdehnte. Er war sich nicht ganz sicher, was er tun sollte – die Lippen spitzen wie ein Trompeter oder einfach reinblasen wie in ein Kazoo? Doch aus dem Elfenbeinhorn erklang ein klarer, gleichmäßiger, hoher Ton, sanft und rund wie der des Waldhorns eines erfahrenen Symphonieorchester-Bläsers in einem Konzertsaal. Die Gespräche rissen ab, und alle drehten sich um, um ihn anzusehen. Der Klang des Horns war nicht sehr laut, ließ aber alles andere in seiner Umgebung verstummen, so dass er unmittelbar das einzige Geräusch im Raum war und sich alles auf seine reine, schlichte Kraft einstimmte. Der Ton war natürlich und vollkommen, eine einzige Note, die klang, als habe man eine große Saite angeschlagen. Lange ertönte sie. Quentin blies, bis ihm die Luft ausging.
    Der Ton hallte nach und verklang, verschwand, als sei er niemals da gewesen. In der Höhle herrschte Stille. Quentin kam sich lächerlich vor, als habe er gerade in eine Fußballtröte geblasen. Aber was hatte er denn erwartet? Er wusste es selbst nicht so genau.
    Von Embers Empore kam ein Schnüffeln.
    »Oh, Kind!«, seufzte der Widder mit seiner tiefen Stimme. »Weißt du nicht, was du getan hast?«
    »Ich habe uns geholfen, aus diesem Schlamassel rauszukommen. Das habe ich getan.«
    Der Widder hievte sich hoch.
    »Ich bedaure, dass ihr gekommen seid, Kinder der Erde«, sagte Ember. »Niemand hat euch darum gebeten. Es tut mir leid, dass unsere Welt nicht das Paradies ist, nach dem ihr gesucht habt. Aber sie wurde nicht zu eurer Unterhaltung erschaffen. Fillory« – die Wamme des Widders zitterte – »ist kein Vergnügungspark, in dem du und deine Freunde euch verkleiden und mit Schwertern und Kronen spielen könnt.«
    Man sah es dem Widder an, dass er mit heftigen Gefühlen zu kämpfen hatte. Es dauerte einen Moment, bis Quentin es erkannte: Es war Angst. Der alte Widder erstickte fast daran.
    »Das war nicht der Grund für unser Kommen, Ember«, sagte Quentin leise.
    »Nein?«, fragte Ember, basso profundo. »Nein, natürlich nicht.« Es war schwer, dem Blick seiner fremdartigen Augen mit den verschwommenen gelblichen Augäpfeln und den schwarzen Pupillen in Form einer Acht, dem Symbol des Lebens, standzuhalten. »Ihr seid gekommen, um uns zu retten. Du bist gekommen, um unser König zu sein.
    Aber verrate mir eines, Quentin. Wir konntest du hoffen, uns zu retten, wenn du nicht mal dir selbst helfen kannst?«
    Über eine Antwort nachzudenken, blieb Quentin erspart, denn dies war der Moment, in dem die Katastrophe begann.
    Ein kleiner Mann

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