Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
hielt beim Kauen einen Finger in die Luft: Wartet bitte einen Augenblick. Genießerisch schloss es halb die Augen.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, schrie jemand schrill und verzweifelt. Anaïs.
    »Und jetzt«, sagte Martin Chatwin, als er wieder sprechen konnte, »den Knopf, bitte.«
    Sie starrten ihn an.
    »Warum?«, fragte Eliot. »Was sind Sie?«
    Martin zog sein Taschentuch heraus und tupfte sich Pennys Blut aus dem Mundwinkel.
    »Nun, ich bin, wofür ihr das da gehalten habt.« Er deutete auf den reglosen Ember. »Ich bin ein Gott.«
    Quentin verspürte solche Beklemmungen in der Brust, dass er in unregelmäßigen Stößen atmen musste, ein und aus.
    »Aber warum wollen Sie den Knopf haben?«, fragte er.
    Reden war gut. Reden war besser als töten.
    »Ich will nur reinen Tisch machen«, antwortete Martin. »Das müsste dir doch klar sein, oder nicht? Die Knöpfe sind das einzige mir bekannte Mittel, mit dem man mich zwingen könnte, auf die Erde zurückzukehren. Ich habe sie schon fast alle beisammen. Nach diesem bleibt nur noch einer übrig. Wer weiß, wo die Kaninchen sie herhatten. Das habe ich immer noch nicht herausgefunden.
    Wisst ihr eigentlich, dass sie mich gejagt haben wie ein Tier, nachdem ich zum ersten Mal weggelaufen war? Meine eigenen Geschwister? Sie wollten mich nach Hause schaffen. Wie ein Tier!« Seine weltmännische Maske bekam zum ersten Mal Risse. »Später haben auch Ember und Umber versucht, mich aufzuspüren und zu deportieren, aber da war es schon viel zu spät dafür. Viel zu spät. Sogar für sie war ich bereits zu stark.
    Diese miese Schlampe von Wächterin ist immer noch hinter mir her, mit ihren verdammten Uhrenbäumen. Stümpert mit der Zeit herum. Bis heute ziehen sich die Wurzeln der Bäume durch das halbe verdammte Land! Sie kommt nach euch an die Reihe, sie besitzt immer noch einen Knopf. Den letzten. Wenn ich ihren habe, wird es wohl kein Mittel mehr geben, mich jemals wieder loszuwerden.«
    Penny wälzte sich zur Seite. Er blickte auf zu Quentin, das Gesicht seltsam ekstatisch verzogen, doch blasser denn je und mit Sand verklebt. Sein Augen waren geschlossen. Die Handgelenkstümpfe hielt er fest gegen die Brust gepresst. Sein T-Shirt war bereits blutdurchtränkt.
    »Ist es schlimm, Q?«, fragte Penny. »Ich will nicht hinsehen. Sag du es mir. Wie schlimm ist es?«
    »Halb so wild, Mann«, murmelte Quentin.
    Martin konnte ein freudloses Clubmenschlachen nicht unterdrücken. Er fuhr fort.
    »Zwei Mal bin ich zurückgekehrt, aus eigenem Antrieb. Einmal, um den alten Spinner zu töten, Plover.« Er runzelte seine glatte Stirn und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Er hatte es verdient. Das und noch viel mehr. Ich wünschte, ich könnte ihn noch einmal töten.
    Und ich bin durchgeschlüpft, als euer Professor Marsch einen Zauberspruch verpatzt hat. Nur, um die Geschehnisse im Auge zu behalten. Ich hatte den Verdacht, dass irgendjemand in Brakebills etwas plante – manchmal kann ich in die Zukunft blicken. Und wie man sieht, hatte ich recht. Allerdings muss ich die falsche Studentin gefressen haben.«
    Martin klatschte in die Hände und rieb sie sich voller Vorfreude.
    »Aber das ist inzwischen Schnee von gestern«, sagte er und reckte den Hals. »Und jetzt: her damit.«
    »Wir haben ihn versteckt«, behauptete Alice. »Wie Ihre Schwester Helen. Wir haben den Knopf vergraben. Wenn Sie uns töten, werden Sie niemals erfahren, wo er ist.«
    Meine tapfere Alice. Quentin nahm ihre Hand. Ich habe das über uns gebracht. Seine Knie zitterten unkontrolliert.
    »Netter Versuch, Mädchen. Soll ich jetzt einem nach dem anderen den Kopf abreißen? Bestimmt wirst du mir verraten, wo der Knopf ist, bevor es soweit ist.«
    »Moment mal, warum sollten Sie uns alle töten?«, fragte Quentin. »Scheiße, wir geben Ihnen einfach den Knopf und Sie lassen uns ziehen.«
    »Oh, ich wünschte, das könnte ich, Quentin, das wünschte ich wirklich. Aber weißt du, dieser Ort verändert einen.« Martin seufzte und bewegte seine zusätzlichen Finger. Seine Hände glichen blassen Spinnen. »Deshalb mochten die Widder es nicht, wenn sich Menschen zu lange hier aufhielten. Und die Sache ist die: Ich bin beinahe schon zu weit gegangen. Mittlerweile habe ich großen Appetit auf Menschenfleisch entwickelt. Schön hierbleiben, William!«, fügte er hinzu und stieß den sich windenden Penny mit der Schuhspitze an. »Faune haben einfach nicht dasselbe Aroma.«
    William, dachte Quentin.

Weitere Kostenlose Bücher