Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
schneller als seine eigene Wahrnehmung. Er konnte Martins Bewegungen kaum noch verfolgen, doch noch bevor das Ungeheuer den halben Weg zurückgelegt hatte, hielt Alice ihn bereits hoch oben in der Luft in einem eisernen kinetischen Griff. Jämmerlich strampelte er mit den Beinen. Sie schmetterte ihn so fest zu Boden, dass er hochfederte.
    Fast unmittelbar darauf war er wieder auf den Beinen, strich sich den Anzug glatt und stürmte erneut los, scheinbar übergangslos. Diesmal wich Alice ihm aus wie ein Matador, so dass er an ihr vorbeiraste. Alice bewegte sich jetzt genauso wie das Ungeheuer. Sie musste ihre Reaktionszeit magisch beschleunigt haben, so wie Penny es mit dem Pfeil getan hatte. Mit großer Anstrengung schob sich Quentin halb in eine sitzende Position, doch dann gab etwas in seiner Brust nach und er sank wieder zu Boden.
    »Kommst du noch mit?«, fragte Alice Martin. In ihrer Stimme lag wachsendes Selbstvertrauen, als probiere sie aus, wie ihr die Tapferkeit stand, und sei sehr angetan. »Du hast es nicht kommen sehen, oder? Und das ist nur einfache flämische Technik. Sonst nichts. Bisher habe ich nicht mal asiatische Praktiken angewandt.«
    Mit einem Knacken brach das Ungeheuer einen Stalagmiten an der Basis ab und schleuderte ihn Alice entgegen, aber der Steinspeer zerbarst mitten in der Luft, ehe er sie erreichte. Bruchstücke flogen in alle Richtungen. Quentin konnte nicht alles genau verfolgen, glaubte aber nicht, dass sie das getan hatte. Die anderen mussten ihr den Rücken stärken, eine Phalanx mit Alice an der Spitze.
    Doch Alice war ihnen allen weit voraus. Vielleicht hätte der arme Penny ihr folgen können, doch Alice hatte ein so hohes Niveau erreicht, wie Quentin es nie für möglich gehalten hätte. Er war ein Magier, aber sie war etwas anderes, eine wahre Meisterin. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie ihm so haushoch überlegen war. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er womöglich neidisch auf sie gewesen wäre, aber jetzt empfand er nur noch Stolz. Das war seine Alice. Ein Schleier aus Sand erhob sich zischend vom Boden: ein Schwarm wütender Bienen. Er wand sich um Martins Kopf und versuchte, in Mund, Nase und Ohren einzudringen. Das Ungeheuer zappelte und schlug wie wild um sich.
    »Oh, Martin.« Ein Lächeln umspielte Alice’ Mundwinkel. Es war fast grausam. »Das ist das Problem mit Ungeheuern. Mangelnde theoretische Sicherheit. Niemand hat dir je richtig die Grundlagen beigebracht, oder? Wenn ja, würdest du bestimmt nicht auf so etwas hereinfallen …«
    Geblendet, wie er war, marschierte Martin genau in einen Feuerball à la Penny hinein, der über ihm zusammenschlug. Aber Alice wartete nicht tatenlos ab. Das konnte sie sich nicht erlauben. Ihre Lippen bewegten sich unablässig und ihre Hände führten ununterbrochen fließende, ruhige Bewegungen aus. Ein Zauber ging in den nächsten über. Es war hochriskantes Blitzschach. Auf den Feuerball folgte ein schimmernder sphärischer Käfig, dann ein tödlicher Hagel magischer Raketen – sie musste den Zauber zergliedert und aufgeladen haben, so dass eine ganze Flotte von ihnen heransauste. Der Sand, den sie vom Boden aufgepeitscht hatte, formierte sich zu einem gesichtslosen Glasgolem, der zwei Gerade und einen Schwinger landete, bevor Martin ihn mit einem Gegenschlag zerschmetterte. Aber er wirkte desorientiert. Sein rundes englisches Gesicht war verdächtig gerötet. Ein kolossales, erdrückendes Gewicht schien sich auf seine Schultern zu legen, ein unsichtbares Joch, das ihn in die Knie zwang.
    Anaïs schleuderte einen ockerfarbenen Blitz auf Martin, der ein rötliches Nachbild auf Quentins Netzhaut hinterließ, und Eliot, Josh und Janet fassten sich an den Händen und sandten einen Hagel von Steinen aus, der ihm auf den Rücken prasselte. Der Raum war von einem babylonischen Beschwörungsgewirr erfüllt, doch Martin schien es nicht zu bemerken. Er war vollkommen auf Alice fixiert.
    Aus seiner halb kauernden Haltung heraus sprang er sie über den Sand hinweg an, doch rings um sie materialisierte sich eine Art geisterhafte Rüstung, wie Quentin sie noch nie gesehen hatte: Silbern und durchscheinend, changierte sie zwischen sichtbar und unsichtbar. Die Finger des Ungeheuers glitten daran ab. Zu der Rüstung gehörte unter anderem auch ein schimmernder Kampfstock, den Alice in einer Hand herumwirbelte, ansetzte und Martin in den Bauch stieß. Funken sprühten zwischen ihnen auf.
    »Fergus’ Spektralrüstung!«, rief sie,

Weitere Kostenlose Bücher