Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
verschwinden – ein klassischer Trick mit dem Daumen an der Handfläche – und mit einem Fingerschnippen wieder erscheinen.
    »Ich hab gesagt, du sollst sie rauchen, nicht damit rumspielen«, sagte Eliot barsch.
    Er murmelte etwas und schnippte ebenfalls mit den Fingern. Wie bei einem Feuerzeug flackerte über der Kuppe seines Zeigefingers eine kleine Flamme auf. Quentin beugte sich vor und inhalierte.
    Es fühlte sich an, als würden seine Lungen zusammenschrumpfen und in Flammen aufgehen. Er hustete ganze fünf Minuten lang ohne Unterbrechung. Eliot lachte so laut, dass er sich setzen musste. Quentins Gesicht war tränenüberströmt. Er zwang sich zu einem zweiten Zug und kotzte in die Hecke.
     
    Sie verbrachten den restlichen Nachmittag gemeinsam. Vielleicht hatte Eliot Gewissensbisse, weil er Quentin die Zigarette gegeben hatte, oder er hatte beschlossen, dass die Einsamkeit vielleicht doch etwas langweiliger war als Quentins Gesellschaft. Vielleicht suchte er auch nur einen Stichwortgeber. Er führte Quentin auf dem Campus herum und hielt ihm ausführliche Vorträge über die Geheimnisse des Lebens in Brakebills.
    »Der aufmerksame Neuankömmling wird bemerkt haben, dass das Klima hier ungewöhnlich mild für den Monat November ist. Das liegt daran, dass hier noch immer Sommer herrscht. Das Gelände von Brakebills wird von uralten Zaubersprüchen geschützt, so dass man es vom Fluss aus nicht sehen und auch nicht zufällig reinlaufen kann. Es handelt sich um äußerst wirksame alte Sprüche, Klassiker ihrer Art. Aber im Alter werden sie exzentrisch und irgendwann in den 1950er Jahren fing hier alles an, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Und es wird jedes Jahr schlimmer. Im Großen und Ganzen ist es jedoch nicht besorgniserregend, wir hinken nur dem Rest der Welt ein bisschen hinterher. Zwei Monate und achtundzwanzig Tage, plusminus ein paar Stunden.«
    Quentin wusste nicht, ob er sich sein Erstaunen anmerken lassen oder versuchen sollte, eine Miene kühler, weltgewandter Langeweile zur Schau zu tragen. Er wechselte das Thema und fragte nach dem Lehrplan.
    »Im ersten Studienjahr hast du, was deinen Stundenplan angeht, keine Wahl. Henry«, – Eliot nannte Dekan Fogg stets beim Vornamen – »möchte, dass alle das Gleiche lernen. Bist du klug?«
    Es gab keine nichtpeinliche Antwort darauf.
    »Ich glaube schon.«
    »Mach dir keine Sorgen, hier sind das alle. Schon die Tatsache, dass du zu der Prüfung geholt wurdest, beweist, dass du der Klügste an deiner Schule warst, die Lehrer eingeschlossen. Jeder hier war der klügste kleine Affe auf seinem oder ihrem Baum. Aber jetzt sitzen wir alle gemeinsam auf einem Baum. Das kann ein ziemlicher Schock sein. Nicht genug Kokosnüsse für alle. Zum ersten Mal in deinem Leben wirst du auf deinesgleichen treffen, vielleicht sogar auf Leute, die besser sind als du. Das wird dir nicht gefallen. Die Arbeit ist ebenfalls anders. Sie wird nicht so sein, wie du sie dir vorstellst. Nur mit dem Zauberstab wedeln und pseudo-lateinische Sprüche gröhlen genügt bei weitem nicht. Es hat schon seine Gründe, warum die meisten Leute ungeeignet sind.«
    »Welche denn?«, fragte Quentin.
    »Aus welchen Gründen die meisten Leute nicht zaubern können? Nun.« Eliot hielt einen langen, dünnen Finger hoch. »Erstens: Es ist sehr schwer und sie sind nicht klug genug. Zweitens: Es ist sehr schwer und sie sind nicht besessen und unglücklich genug, so viel zu lernen, damit es richtig klappt. Drittens fehlt ihnen die Führung und Lehre, die der engagierte und überaus charismatische Lehrkörper des Brakebills College für Magische Pädagogik bietet. Viertens fehlt es ihnen an Moral und innerer Stärke, um die überwältigenden magischen Energien besonnen und verantwortungsbewusst zu handhaben. – Und fünftens«, sagte er und hob den Daumen, »gibt es Leute, die zwar alle nötigen Voraussetzungen mitbringen, es aber trotzdem nicht können. Niemand weiß warum. Sie sagen die richtigen Worte, fuchteln mit den Armen, aber nichts passiert. Wir gehören nicht dazu. Wir besitzen das gewisse Etwas, was auch immer das sein mag.«
    »Ich weiß nicht, wie es bei mir mit der Moral so aussieht.«
    »Ich auch nicht. Ich glaube, dieser Punkt ist nicht entscheidend.«
    Für eine Weile spazierten sie schweigend durch eine üppig grüne, schnurgerade, mit dichten Spalierbäumen gesäumte Allee, die zurück zum Rasen führte. Eliot zündete sich noch eine Zigarette an.
    »Hm, ich will ja nicht an dir

Weitere Kostenlose Bücher