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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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rummeckern«, sagte Quentin, »aber ich gehe mal davon aus, dass du eine geheime magische Methode kennst, mit den schädlichen Folgen der vielen Zigaretten für deine Gesundheit fertigzuwerden?«
    »Wie nett, dass du fragst. Weißt du, alle vierzehn Tage opfere ich ein jungfräuliches Schulmädchen im Schein des abnehmenden Monds, wobei ich ein Silberskalpell benutze, das von Schweizer Albinos geschmiedet wurde. Natürlich auch alle jungfräulich. Und schon sind meine Lungen wieder frei.«
    Von da an traf Quentin Eliot fast jeden Tag. Einen ganzen Nachmittag verbrachte der ältere Student damit, Quentin den Weg durch den grünen Irrgarten zu zeigen, der das Haus, wie alle es nannten, von dem großen Rasen trennte. Dieser trug den Namen »Meergrabs Rasen«, nach einem Dekan des achtzehnten Jahrhunderts, der die Fläche gerodet und eingeebnet hatte. Meist wurde er nur als das Meer bezeichnet, manchmal auch als das Grab. Im Irrgarten befanden sich sechs Brunnen, die ebenfalls die Namen verstorbener Dekane trugen und auch Spitznamen hatten, die aus der kollektiven Unkenntnis von Generationen von Brakebills-Studenten entstanden waren. Die dichten Büsche, die den Irrgarten bildeten, waren zu dicken, behäbigen Kreaturen gestutzt, Bären, Elefanten und anderen, weniger leicht zu identifizierenden Wesen. Anders als andere Baumschnittfiguren pflegten diese Wesen sich jedoch zu bewegen. Sehr langsam, fast unmerklich tappten sie einher und wateten halb verborgen durch das dunkle Blattwerk gleich trägen Nilpferden in einem äquatorialafrikanischen Fluss.
    Am letzten Tag vor Semesterbeginn führte Eliot Quentin zur Vorderfront des Hauses, die auf den Hudson River blickte. Ein Platanenwäldchen wuchs zwischen der Eingangsterrasse und dem Fluss, und eine Flucht breiter Steinstufen führte zu einem hübschen viktorianischen Bootshaus. Spontan beschlossen sie, dass sie unbedingt hinaus aufs Wasser mussten, obwohl keiner von ihnen die geringste Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollten. Doch wie Eliot betonte, waren sie anerkannte Zauberergenies, was konnte also so schwer daran sein, ein verdammtes Boot zu rudern?
    Mit viel Gefluche und gegenseitigem Anschreien manövrierten sie ein langes Zweimann-Ruderboot von den Sparren herunter. Es war ein prächtiges Modell, seltsam leicht, wie der Panzer eines kolossalen Insekts, eingehüllt in Spinnweben und stark nach betäubendem Holzlack duftend. Eigentlich nur mit Glück schafften sie es, es umzudrehen und ins Wasser platschen zu lassen, ohne dass sie oder das Boot zu Schaden kamen, und auch ohne sich gegenseitig derartig zu beleidigen und so sauer aufeinander zu werden, dass sie das ganze Projekt abblasen mussten. Nach ein paar schnellen, knappen Zurufen hatten sie es in eine einigermaßen akzeptable Richtung gedreht und in einen langsamen und stockenden Rhythmus gefunden. Ihre Unerfahrenheit wirkte hinderlich, aber sie ließen sich nicht davon abschrecken, ebenso wenig wie von der Tatsache, dass Quentin hoffnungslos untrainiert und Eliot sowohl untrainiert als auch starker Raucher war.
    Sie waren eine halbe Meile weit gekommen, als der Sommertag plötzlich endete und das Wetter kalt und grau wurde. Quentin dachte an ein Sommergewitter, bis Eliot ihm erklärte, dass sie die äußere Grenze des Tarnzaubers erreicht hatten, der das Brakebills-Gelände schützte. Ab hier war es wieder November. Sie trödelten zwanzig Minuten damit, durch den Wetterwechsel zu rudern und sich dann wieder zurücktreiben zu lassen, vor und zurück. Sie beobachteten, wie sich der Himmel veränderte, und spürten, wie die Temperatur fiel und stieg und dann wieder fiel.
    Sie waren zu erschöpft, um zurückzurudern, also ließen sie sich einfach mit der Strömung treiben. Eliot lehnte sich zurück gegen die Riemen, rauchte und erzählte. Durch sein so selbstverständlich anspruchsvolles Gehabe hatte Quentin vermutet, dass er inmitten der wohlhabenden Mandarine Manhattans aufgewachsen war, doch es stellte sich heraus, dass er von einer Farm in Ost-Oregon stammte.
    »Meine Eltern werden vom Staat dafür bezahlt, dass sie keine Sojabohnen anbauen«, erzählte er. »Ich habe drei ältere Brüder. Physisch prachtvolle Exemplare – gutmütige, stiernackige Dreikampfathleten, die Bier trinken und Mitleid für mich empfinden. Mein Vater hat sich immer gefragt, warum ich so aus der Art geschlagen bin. Er glaubt, er hätte zu viel Kautabak gekaut, bevor ich gezeugt wurde, und deswegen sei ich ›nicht ganz richtig

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