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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Flecken, tiefe Spülbecken mit großem Fassungsvermögen. Es lagen Dauerzauber und Schutzformeln in der Luft, die Generationen von Brakebills-Professoren hinterlassen hatten, um die jungen Leute daran zu hindern, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen. Dadurch roch es stets ein wenig nach Ozon.
    Quentin beobachtete, wie sich sein Laborpartner Surendra mit einem weißen Pulver die Hände einstäubte (ein Teil Mehl, ein Teil Buchenasche), dann mit einem frisch geschnittenen Weiden-Zauberstab magische Zeichen in die Luft schrieb und anschließend den Zauberstab sanft auf seine Murmel (Spitzname: Rakshasa!) senkte, wobei er sie sauber in der Mitte entzweischnitt, mit einer Bewegung, gleich beim ersten Versuch. Als Quentin dagegen seine Murmel (Spitzname: Martin) mit dem Weidenstab berührte, zersprang sie mit einem leisen Plopp wie eine kaputte Glühbirne. Dabei flogen kleine Glassplitter und Pulverteilchen durch die Gegend, so dass Quentin den Stab fallen ließ und herumwirbelte, um seine Augen zu schützen. Alle im Raum reckten die Hälse, um zu sehen, was da los war. Die Atmosphäre im P.Ü.-Raum war nicht gerade kollegial.
    Daher war Quentin bereits mieser Laune, als Professor March ihn bat, nach dem Unterricht für einen Moment dazubleiben. Im Flur unterhielt sich March noch mit einigen Nachzüglern, während Quentin auf einem der unzerstörbaren Tische saß, mit den Beinen baumelte und düstere Gedanken wälzte. Ein wenig beruhigte es ihn, dass Alice ebenfalls zum Bleiben aufgefordert worden war. Sie saß am Fenster und starrte verträumt hinaus auf den träge dahinfließenden Hudson. Ihre Murmel schwebte in langsamen Kreisen um ihren Kopf herum – ein träger Miniatursatellit, der ab und zu klickend gegen das Fenster stieß, wenn sie sich zu weit nach vorn lehnte. Er fragte sich, warum ihr die Magie so leichtfiel. Oder steckte mehr Mühe dahinter, als er ahnte? Nein, er glaubte nicht, dass es für sie genauso schwer war wie für ihn. Penny war auch da. Er sah so blass, konzentriert und mondgesichtig aus wie immer. Er trug die Brakebills-Uniform, aber seinen Irokesenschnitt hatte man ihm gelassen.
    Professor March kehrte zurück, gefolgt von Professor Van der Weghe. Sie redete nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Wir haben Sie drei gebeten, noch hierzubleiben, weil wir überlegen, Sie zum Frühjahr bereits in das zweite Studienjahr zu versetzen«, sagte sie. »Allerdings kommt dadurch einiges an zusätzlicher Arbeit auf sie zu, wenn Sie Ihre Prüfungen für das Erste Jahr schon im Dezember bestehen und dann den Stoff für das Zweite Jahr aufholen wollen. Aber ich glaube, Sie schaffen das. Stimmt’s?«
    Sie schaute aufmunternd in die Runde. Ihre Frage war rein rhetorisch, in Wirklichkeit teilte sie ihnen nur ihren Beschluss mit. Quentin, Penny und Alice blickten sich nervös an und dann schnell wieder weg. Aus langjähriger Erfahrung hatte Quentin gelernt, nicht überrascht zu sein, wenn seine intellektuellen Fähigkeiten höher eingeschätzt wurden als die anderer, und diese Auszeichnung machte seine pulverisierte Murmel bei weitem wieder wett. Aber alle verhielten sich so feierlich und ernsthaft. Das Privileg, in Brakebills ein Jahr zu überspringen, schien mit einem Berg von Arbeit verknüpft zu sein, und er war sich nicht sicher, ob er das wirklich wollte.
    »Warum?« Penny ergriff das Wort. »Warum wollen Sie uns hochstufen? Müssen andere Studenten dafür zurücktreten, um uns Platz zu machen?«
    Ein wichtiges Argument. In Brakebills galt das eherne Gesetzt, dass immer zwanzig Studenten in einer Klasse waren, nicht mehr und nicht weniger.
    »Unterschiedliche Studenten lernen unterschiedlich schnell, Penny«, war jedoch alles, was Professor Van der Weghe antwortete. »Und wir möchten alle dort unterbringen, wo sie sich am wohlsten fühlen.«
    Es gab keine weiteren Fragen. Nach einer angemessenen Pause fasste Professor Van der Weghe ihr Schweigen als Zustimmung auf.
    »Abgemacht«, sagte sie. »Viel Glück Ihnen allen!«
    Diese Worte stürzten Quentin in eine neue und dunklere Phase seines Lebens in Brakebills, gerade, als er sich in der alten eingerichtet hatte. Bis dahin hatte er hart gearbeitet, aber er hatte wenigstens zwischendurch seine Ration an Krankschwindeln gehabt, genau wie alle anderen auch. Er wanderte über den Campus und schlug zusammen mit seinen Kommilitonen die Zeit im Erstsemester-Aufenthaltsraum tot, einem schäbigen, aber gemütlichen Zimmer mit einem Kamin, einem Sammelsurium

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