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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Spielgeräten auf einem Nachbargrundstück. War der Garten wirklich so klein gewesen? In seiner Erinnerung glich er einem Wald, während er jetzt licht und struppig aussah. Eine Zeitlang stakste er durch den Kies, das umgeknickte Unkraut und die mitten im Verrottungsprozess gefrorenen Kürbisse. Mehrmals lief er hin und her. Seine Nervosität und seine Scham wuchsen. Wie hatte er es beim letzten Mal gemacht? Brauchte er den Zettel? Oder das Buch? Irgendetwas musste er übersehen, aber er hatte keine Ahnung was. Der Zauber fand nicht statt. Er versuchte, alles genauso zu wiederholen wie damals. Vielleicht war es auch die falsche Tageszeit.
    Quentin verließ den Garten, um sich ein Stück Pizza zu holen und gründlich nachzudenken. Dabei hoffte er inständig, dass ihn niemand sah, wo er doch eigentlich unterwegs zum Mount Alibi in New Hampshire sein sollte. Er war ratlos. Alles um ihn schien zusammenzubrechen. Er saß in einer Ecke des Schnellrestaurants, die Reisetaschen neben sich, starrte sein Ebenbild in den wandhohen Spiegeln an – warum mussten die Wände in Pizzerien grundsätzlich verspiegelt sein? – und las den Polizeibericht im Park-Slope-Wochenblättchen. Die Wände reflektierten sich gegenseitig, Spiegel in Spiegeln, eine endlose, gebogene Galerie. Und während er dort saß, wurde der lange, schmale, belebte Raum um ihn herum plötzlich still, fast unmerklich. Die Spiegel verdunkelten sich, das Licht wechselte, die blanken Bodenfliesen wurden zu gebohnertem Parkett, und als er wieder von der Zeitung aufblickte, aß er seine Pizza allein im Erstsemesteraufenthaltsraum von Brakebills.
     
    Ganz plötzlich, ohne Aufhebens oder eine Zeremonie, waren Alice und Quentin im zweiten Studienjahr. Der Unterricht fand in einem halbrunden Saal in einem abgelegenen Winkel des Hauses statt. Ein sonniger Raum, aber so schrecklich kalt, dass die Scheiben der hohen Sprossenfenster ständig von innen vereist waren. Morgens wurden sie von Professor Petitpoids unterrichtet, einer greisen, etwas exzentrischen Haitianerin, die einen spitzen schwarzen Hut trug und darauf bestand, dass sie sie als »Hexe« und nicht als »Frau Professor« ansprachen. Wenn man ihr eine Frage stellte, antwortete sie meistens: »Solange es keinem wehtut, machen Sie, was Sie wollen.« Doch was die praktischen Anforderungen der Zauberei betraf, waren ihre knotigen, walnussfarbenen Finger technisch noch bewanderter als die von Professor Sunderland. Nachmittags, in P.Ü., hatten sie Professor Heckler, einen langhaarigen, hochgewachsenen Deutschen mit blauem Bartschatten.
    Die beiden Neuen wurden nicht gerade enthusiastisch empfangen. Die Versetzung hatte Quentin und Alice noch mehr isoliert, so dass sie praktisch eine eigene Zweierklasse bildeten. Die Mitschüler aus dem Ersten Jahr konnten sie nicht leiden und die im zweiten Studienjahr ignorierten sie. Alice war nicht mehr der Star; die im Zweiten Jahr hatten ihre eigenen Überflieger, allen voran ein lautes, derbes, breitschultriges Mädchen mit spülwasserfarbenen Schnittlauchhaaren namens Amanda Orloff, die regelmäßig nach vorne gebeten wurde, um ihren Kommilitonen die richtigen Techniken vorzuführen. Sie, die Tochter eines Fünfsternegenerals, zauberte auf eine schroffe, unprätentiöse, niederschmetternd perfekte Art und Weise mit ihren großen, viereckigen Händen, als drehe sie einen unsichtbaren Zauberwürfel. Ihre dicken Finger wrangen die Magie durch schiere Kraft aus der Luft.
    Die neuen Kommilitonen gingen davon aus, dass Quentin und Alice bereits befreundet waren, vielleicht sogar ein Liebespaar, was seltsamerweise ein Band zwischen ihnen schuf, das sich in der kurzen Zeit vorher noch gar nicht richtig hatte entwickeln können. Seitdem Alice Quentin das schmerzliche Geheimnis ihrer Ankunft in Brakebills anvertraut hatte, gingen sie vertrauter miteinander um. Ihr nächtliches Geständnis schien sie gestärkt zu haben; sie wirkte jetzt nicht mehr so zerbrechlich und ihre Stimme klang weniger zaghaft und flüsternd. Quentin konnte es sich erlauben, sich über sie lustig zu machen, und manchmal brachte er sie sogar dazu, sich auch über ihn lustig zu machen. Er war sich nicht sicher, ob sie richtige Freunde waren, aber sie taute ein wenig auf. Er fühlte sich wie ein Tresorknacker, der – teils mit etwas Glück – die erste Zahl einer langen, komplizierten Kombination herausgefunden hatte.
    Eines Sonntagnachmittags, als Quentin genug davon hatte, geflissentlich gemieden zu werden,

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