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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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übergesiedelt war. Den Gerüchten zufolge war er ein eingefleischter Junggeselle, der dort seine Anglophilie kultivierte. Er sprach fortan seinen Namen auf die englische Art aus (»Pluvver«) und ließ sich als Gutsherr auf dem Land nieder, umgeben von einer Dienerschar. (Nur ein amerikanischer Anglophiler konnte eine so zutiefst englische Welt, englischer als England, wie Fillory erschaffen.) Der Legende nach lebte in seiner Nachbarschaft tatsächlich eine Familie namens Chatwin. Plover hatte immer behauptet, die Chatwin-Kinder hätten ihn regelmäßig besucht und ihm die Geschichten von Fillory erzählt. Er habe sie nur zu Papier gebracht.
    Doch das wahre Geheimnis des Fliegenden Waldes, endlos analysiert von glühenden Fans und Populärwissenschaftlern, verbarg sich in den letzten wenigen Seiten. Nachdem sie das Problem des Tickens gelöst haben, feiern Rupert und Fiona ein Fest mit Sir Hotspots und seiner Familie – einschließlich einer reizvoll geschmeidigen Leopardenbraut und einer Schar niedlich wuscheliger Leopardenwelpen –, als plötzlich Martin auftaucht, der älteste Chatwin-Bruder, der zwei Bücher zuvor in Die Welt in den Wänden Fillory als Erster entdeckt hat.
    Martin ist zu diesem Zeitpunkt dreizehn Jahre alt, ein pubertierender Teenager, fast schon zu alt, um sich nach Fillory zu wagen. In den früheren Büchern wurde er als wechselhafter Charakter beschrieben, dessen Laune ohne ersichtlichen Grund plötzlich umschlagen konnte. In Der fliegende Wald durchlebt er eine depressive Phase. Es dauert nicht lange, und er gerät mit dem jüngeren, verlässlicheren, freundlichen Rupert in Streit. Es folgt ein sehr englischer Wortwechsel und ein Ringkampf. Die Hotspots-Familie beobachtet die Vorgänge mit leopardenhafter, amüsierter Coolness. Schließlich reißt sich Martin los, mit heraushängendem Hemd und abgerissenem Knopf, und schreit seinen Geschwistern zu, er habe Fillory entdeckt, und er und nicht sie sollten weitere Abenteuer erleben. Und wie unfair es sei, dass sie anschließend immer nach Hause müssten. In Fillory sei er ein Held, zu Hause ein Nichts. Fiona tadelt ihn mit eisiger Stimme, er solle sich nicht so kindisch benehmen. Martin stolpert davon, durch den dichten Finsterwald, die feigen Tränen eines englischen Schuljungen schluchzend.
    Und dann … kehrt er nie wieder zurück. Fillory verschluckt ihn mit Haut und Haaren. In den nächsten zwei Büchern – Das geheime Meer und, als letztes Buch der Serie, Die Wanderdüne – ist von Martin nicht mehr die Rede. Obwohl seine Geschwister verzweifelt nach ihm suchen, finden sie ihn nie mehr wieder. (Was Quentin an den Bruder der armen Alice erinnerte.) Wie die meisten Fans nahm Quentin an, dass Plover geplant hatte, Martin im letzten Buch der Serie wiederkehren zu lassen, gesund und reumütig, aber Plover starb ganz unerwartet mit knapp über fünfzig Jahren, während Die Wanderdüne noch in Arbeit war, und nichts in seinen Unterlagen wies auf seine Absichten hin. Es blieb ein ungelöstes Rätsel der Literatur, wie Dickens unvollendeter Roman Das Geheimnis des Edwin Drood. Martin würde für immer der Junge bleiben, der in Fillory verschwand und niemals wiederkehrte.
    Quentin fragte sich, ob die Antwort vielleicht in dem Manuskript mit dem Titel Der Zauber von Fillory verborgen lag, das er nur so kurze Zeit besessen hatte. Leider war es verlorengegangen. Er hatte das ganze Haus auf den Kopf gestellt und jeden dazu befragt, aber inzwischen hatte er aufgegeben. Irgendjemand in Brakebills musste es an sich genommen, weggeräumt oder verloren haben. Aber wer, und warum? Vielleicht hatte es nicht einmal wirklich existiert.
    Am Sonntagmorgen erwachte Quentin startbereit und ungeduldig. Hier vergeudete er nur seine Zeit. Er hatte ein neues Leben, das gelebt werden wollte. Mit einem Minimum an Schuldgefühlen bastelte er eine plausible Ausrede für seine Eltern – reicher Zimmergenosse, Skihütte in New Hampshire, ich weiß, es ist kurzfristig, aber könnte ich bitte? Die Lügen häuften sich, aber was sollte er machen, so ging es nun mal, wenn man ein geheimer Jungzauberer war. Er packte in Windeseile – die meisten seiner Kleider hatte er sowieso in Brakebills zurückgelassen – und stand eine halbe Stunde später draußen auf den Straßen Brooklyns. Sofort machte er sich auf den Weg zu dem alten Gemeinschaftsgarten und drang in den dichtesten Teil davon ein.
    Er gelangte zu dem Zaun am anderen Ende und spähte hindurch zu den rostigen

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