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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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sich gegen die Märzkälte zu schützen (in Brooklyn war es März), wie ein älteres Ehepaar auf einer Parkbank. Als er an der Reihe war, erzählte James ohne Punkt und Komma von Abschlussklassenprojekten, dem Abschlussball, Lehrern, an die Quentin sechs Monate lang kein einziges Mal gedacht hatte. Es war unglaublich, dass all das Zeug noch weiterging, dass James sich noch dafür interessierte und nicht erkannte, wie sehr sich alles verändert hatte. Sobald die Magie zur Realität wurde, erschien alles andere plötzlich so unwirklich.
    Und Julia – irgendetwas war mit seiner zarten, sommersprossigen Julia geschehen, während er fort gewesen war. Liebte er sie einfach nicht mehr so wie früher? Sah er sie zum ersten Mal, wie sie wirklich war? Nein, ihre Haare waren jetzt länger und lagen platt und glatt am Kopf an. Sie hatte irgendwas gemacht, um die Wellen rauszukriegen. Und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, die vorher nicht da gewesen waren. Früher hatte sie nur auf Partys gequalmt, jetzt rauchte sie Kette, zündete eine Zigarette nach der anderen an. Mit den Kippen fütterte sie einen hohlen Metallzaunpfahl. Sogar James schien ihr Verhalten nervös zu machen. Er wirkte angespannt und um sie besorgt. Julia beobachtete Quentin und James kühl und distanziert, während ihr schwarzer Rock um ihre nackten Knie flatterte. Anschließend wusste Quentin nicht zu sagen, ob sie überhaupt ein Wort gesprochen hatte.
    In der Nacht suchte Quentin zwischen seinen alten Taschenbüchern nach einem Fillory-Roman, schon jetzt wieder auf der Suche nach dem Geschmack der magischen Welt, die er gerade erst verlassen hatte. Bis drei Uhr morgens las er den Roman Der fliegende Wald noch einmal, einen der nebensächlicheren, weniger befriedigenden Bände der Serie. Darin spielen Rupert, der dümmliche, schwache Chatwin-Bruder, und seine hübsche, prinzessinnenhafte Schwester Fiona die Hauptrollen. Sie finden den Weg nach Fillory über die obersten Zweige von Ruperts Lieblingskletterbaum und suchen den ganzen Roman über nach der Quelle eines Tickens, das ihren Freund Sir Hotspots (einen Leoparden mit außergewöhnlich feinen Ohren) vom Schlafen abhält.
    Als Verursacher erweisen sich die Angehörigen eines Zwergenstamms, die einen ganzen Berg aus kupferhaltigem Gestein ausgehöhlt und ein riesiges Uhrwerk hineingebaut haben. (Quentin war nie zuvor aufgefallen, wie besessen Plover von Zeit und Zeitmessung war.) Am Ende heuern Rupert und Fiona einen freundlichen Riesen an, der den Berg mit Hilfe seiner gigantischen Hacke einfach mit Erde zuschüttet und dadurch das ohrenbetäubende Ticken dämpft. Damit erfreut er sowohl Sir Hotspots als auch die Zwerge, die als Höhlenbewohner gerne tief unter der Erdoberfläche hausen. Anschließend begeben sie sich zu der königlichen Residenz, Schloss Whitespire, einem eleganten Palais, das auf geniale Weise zur überdimensionalen Uhr umkonstruiert wurde. Aufgezogen von Windmühlen, lässt die riesige Hauptfeder unter dem Schloss die beiden Türme in einem langsamen, würdevollen Tanz kreisen.
    Jetzt, wo er in Brakebills war und ein wenig über echte Magie wusste, las Quentin Plovers Bücher mit kritischeren Augen. Ihn interessierten die technischen Details hinter den Zauberformeln. Und warum hatten die Zwerge die riesige Uhr eigentlich gebaut? Die Auflösung fand er auch nicht besonders befriedigend – sie erinnerte ihn zu sehr an Das verräterische Herz von Edgar Allan Poe. Nichts bleibt für immer begraben. Und wo war der fliegende Wald in der Geschichte? Wo waren Ember und Umber, die imposanten Zwillingswidder, die Fillory bewachten und dort für Ordnung sorgten? Obwohl sie sowieso nicht mehr oft auftauchten, seitdem die Chatwins sich an ihrer Stelle um alles gekümmert hatten. Ihre eigentliche Funktion schien darin zu bestehen, dafür zu sorgen, dass die Chatwins ihren Aufenthalt nicht ungebührlich in die Länge zogen. Ember und Umber vertrieben sie regelmäßig und schickten sie am Ende jeden Buches wieder nach England zurück. Das hatte Quentin von jeher am wenigsten an der Serie gefallen. Warum konnten die Kinder nicht einfach dort bleiben? Wäre das so schlimm gewesen?
    Es war offensichtlich, dass Christopher Plover nichts über wahre Magie gewusst hatte, ja, er war nicht einmal ein echter Engländer gewesen. Im Klappentext hieß es, er sei Amerikaner gewesen, der in den 1920er Jahren ein Vermögen mit Textilien erworben hatte und kurz vor dem Börsencrash nach Cornwall

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