Fillory - Die Zauberer
Fassade die verrückte Wut wieder aufflammte. »Du hättest mit mir reden sollen, Quentin. Du hättest ein bisschen rücksichtsvoller mit mir umgehen können. Das gilt auch für deine kleine Freundin.«
Oh, nein. Würde das jetzt in diese Richtung gehen?
»Wovon redest du überhaupt, Penny? Meinst du etwa Alice?«
»Ach, jetzt komm schon, Quentin. Ihr sitzt da, ihr werft euch verstohlene Blicke zu, ihr lacht über mich. Ganz offen. Weißt du, dass ich tatsächlich dachte, das gemeinsame Lernen würde Spaß machen? Dass wir uns alle gegenseitig helfen würden? Weißt du, dass ich das tatsächlich geglaubt habe?«
Quentin erkannte Pennys tieftraurigen Tonfall wieder. Seine Eltern hatten einmal das Souterrain ihres Backsteinhauses an einen auf den ersten Blick normalen kleinen Mann vermietet, einen Versicherungsmathematiker, der ihnen immer anmaßendere Zettel hinterließ, sie sollten es unterlassen, ihn beim Müllraustragen mit der Videokamera zu filmen.
»Jetzt sei kein Idiot«, erwiderte Quentin. Ihm war die Situation immer noch nicht ganz geheuer. Angenommen, Penny kam rüber und verpasste ihm eine weitere Gehirnerschütterung? »Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie andere dich sehen? Du sitzt da mit deiner arroganten Punk-Haltung und erwartest von anderen, dass sie auf dich zugehen und darum betteln, mit dir zusammenzusein?«
Penny hatte sich jetzt aufgesetzt.
»Damals in der Nacht«, begann er, »als du mit Alice spazieren gegangen bist. Ihr habt euch nicht entschuldigt, ihr habt mich nicht gefragt, ob ich mitwollte, ihr seid einfach rausgegangen. Und dann, und dann «, schloss er triumphierend, »hast du bestanden und ich habe versagt. War das fair? War das fair? Was hast du von mir erwartet?«
Das war es also. »Du hast recht, Penny«, antwortete Quentin. »Es war richtig von dir, mir ins Gesicht zu schlagen, weil du eine Prüfung nicht bestanden hast. Warum schlägst du nicht auch gleich Professor Van der Weghe?«
»Ich lasse mir nichts gefallen, Quentin.« Pennys Stimme hallte sehr laut in der leeren Krankenstation wider. »Ich will keinen Ärger. Aber wenn du mir schadest, dann kriegst du es zurück. So funktioniert das, Quentin. Glaubst du vielleicht, das hier ist deine eigene, private Phantasiewelt? Glaubst du, du kannst machen, was du willst? Wenn du versuchst, auf mir rumzutrampeln, Quentin, kriegst du es zurück!«
Sie redeten beide so laut, dass Quentin nicht einmal bemerkte, wie sich die Krankenzimmertür öffnete und Dekan Fogg hereinkam, gekleidet in einen exquisit bestickten Seidenkimono und eine Dickens-Nachtmütze. Im ersten Moment glaubte Quentin, der Dekan trüge eine Kerze, bis er sah, dass es Foggs erhobener Zeigefinger war, der sanft glühte.
»Das reicht«, sagte er leise.
»Dekan Fogg …«, begann Penny, als hätte er endlich einen vernünftigen Menschen gefunden, mit dem er reden konnte.
»Ich habe gesagt, es ist genug.« Quentin hatte Dekan Fogg noch nie die Stimme erheben hören, und er tat es auch jetzt nicht. Fogg gab tagsüber stets eine etwas lächerliche Figur ab, aber jetzt, des Nachts, gehüllt in seinen Kimono, in der fremden Umgebung der Krankenstation, sah er mächtig und seltsam unirdisch aus. Wie ein Zauberer. »Sie werden kein Wort mehr sagen, außer, um meine Fragen zu beantworten. Ist das klar?«
Galt das als Frage? Zur Sicherheit nickte Quentin nur. Daraufhin schmerzte sein Kopf noch mehr.
»Ja, Sir«, sagte Penny prompt.
»Ich habe wahrhaftig genug gehört. Wer ist für diesen bedauerlichen Zwischenfall verantwortlich?«
»Ich«, antwortete Penny wie aus der Pistole geschossen. »Sir, Quentin hat nichts getan, ich bin an allem schuld.«
Quentin sagte nichts. Das war das Merkwürdige an Penny. Er war durchgeknallt, aber er hatte seine verrückten Prinzipien und hielt sich daran.
»Und dennoch«, sagte Fogg, »ist Ihre Nase wohl irgendwie Quentins Stirn in die Quere gekommen. Wird das noch einmal passieren?«
»Nein, Sir.«
»Nein.«
»Na schön.« Quentin hörte Bettfedern quietschen, als sich der Dekan auf ein leeres Bett setzte. Er wandte nicht den Kopf um. »An den Geschehnissen heute Nachmittag finde ich nur eines erfreulich, nämlich, dass keiner von Ihnen beiden Magie eingesetzt hat, um den anderen zu verletzen. Keiner von Ihnen ist weit genug in seinen Studien fortgeschritten, um die ganze Tragweite dessen zu verstehen, aber zu gegebener Zeit werden Sie lernen, dass bei der Anwendung von Magie enorme Kräfte freigesetzt werden. Und
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