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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Herr Blum balancieren Sektgläser in den Händen. Jonas verputzt ein Schinkenschnittchen mit wenigen Happen.
    „Hammer!“, sagt er, als er Carlottas Bilder sieht. „Echt stark!“
    Sein Vater stimmt ihm zu. „Eine tolle Idee!“
    „Sehr ungewöhnlich“, lächelt Frau Blum. „Ein, zwei Bilder würde ich gerne in unserem Esszimmer aufhängen. Schade, dass man sie nicht kaufen kann.“
    Carlotta freut sich über das Lob. „Ich mach Ihnen gerne Abzüge. Sie müssen sich nur die Motive aussuchen und mir sagen, welche Größe sie möchten.“
    Jonas’ Mutter überlegt und entscheidet sich dann für je eine Vergrößerung von ,Gummibärchen auf Blumenwiese‘ und ,Gummibärchen im Herbstlaub‘.
    „Das Material bezahl ich dir selbstverständlich“, sagt sie. „Und du musst die Bilder signieren. Einverstanden?“
    Carlotta nickt.
    Mein erster Auftrag, denkt sie aufgeregt und verspricht, die Abzüge in den nächsten Tagen vorbeizubringen.
    Wenig später geht die Vernissage zu Ende. Dr. Brönne, der Schulleiter, spricht zum Abschluss noch ein paar freundliche Worte. Er bedankt sich bei den zahlreich erschienenen Gästen und den „vielversprechenden jungen Künstlerinnen und Künstlern“, denen er glänzende Zukunftsaussichten prophezeit, „wenn sie ihren eingeschlagenen Weg mit der gebotenen Disziplin und Hingabe weiterverfolgen“.
    Carlotta findet das ein kleines bisschen übertrieben, denn soweit sie weiß, plant niemand aus der AG ernsthaft, später einmal mit den Fotos und Videos seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber andererseits …
    „Man weiß nie, was kommt!“ Sie wirft sich die letzten Gummibärchen in den Mund. „Warum eigentlich nicht?“
    Danach nimmt sie ihre Bilder ab, wickelt sie in Packpapier und legt sie zu den anderen in die bereitstehenden Kisten. Die Vernissage hat wirklich Spaß gemacht. Nur schade, dass Mama und Papa nicht dabei sein konnten. Und das Nilpferd. Und natürlich die Zwillinge.
    „Hey, Carlotta, ich hab was für dich.“ Niko tippt ihr auf die Schulter.
    Carlotta fährt herum. „Für mich?“
    Niko reicht ihr einen großen Briefumschlag. Vorsichtig macht Carlotta ihn auf. Es ist ein vergrößertes Foto von ihr, schwarz-weiß und etwas grobkörnig.
    „Das ist die Aufnahme von gestern“, erklärt Niko. „Du weißt schon, kurz vor dem Casting. Eigentlich wollte ich sie mit in meine Ausstellung nehmen, aber dann dachte ich, es wäre dir vielleicht nicht recht.“
    Carlotta betrachtet das Bild. Der Hintergrund ist nur verschwommen zu erkennen. Niko hat sich ganz auf ihr Gesicht konzentriert, das die Überraschung im Moment der Aufnahme widerspiegelt. Ihre Augen wirken riesig. Überhaupt sieht sie in Schwarz-Weiß ganz anders aus als sonst. Erwachsener und irgendwie ernster. Aber auch ziemlich hübsch.
    „Das ist toll. Vielen Dank. Ich bin froh, dass du’s nicht ausgestellt hast.“
    Niko lächelt. Dann dreht er sich um und verschwindet wieder einmal, ohne sich umzusehen.
    Carlotta steckt das Foto in den Umschlag zurück. In ihren Ohren summt es. Sie wendet den Kopf, aber Niko ist nicht mehr zu sehen.

„Tschühüss!“, „Ciao!“, „Macht’s gut!“, „Man sieht sich!“, „Bis Sonntag!“ – die Flure, die Eingangshalle und der Vorplatz des Internats hallen von den lauten Abschiedsrufen der Mädchen und Jungen wider.
    Es ist Freitagmittag, und alle, die das bevorstehende Wochenende zu Hause verbringen wollen, möchten keine Sekunde ihrer kostbaren Freizeit verlieren.
    „Ich werd euch vermissen!“ Carlotta drückt zuerst Sofie und dann Manu.
    „Wir dich auch“, sagt Sofie.
    „Wir werden’s überleben“, meint Manu.
    Carlotta fährt als Einzige der drei nach Hause. Für Sofie ist der Weg nach Belgien zu weit, und Manus Eltern sind verreist und haben, wie so oft, keine Zeit für ihre Tochter.
    Trotzdem hat Carlotta nicht den Eindruck, als würde es den beiden etwas ausmachen, das Wochenende im Internat zu verbringen. Manu will jeden Tag reiten, und Sofie hat angekündigt, die sturmfreie Bude zu nutzen, um von morgens bis abends Klarinette zu spielen.
    „Viel Spaß, und lasst das Schloss stehen!“
    Sie winkt ihren Freundinnen noch einmal zu, dann wirft sie sich ihre dicke Reisetasche über die Schulter und trabt ächzend die Schlosstreppe hinunter. Warum ist die Tasche bloß so schwer?
    „Ich hab doch nur das Allernötigste eingepackt“, grummelt sie vor sich hin. „Und das meiste ist schmutzige Wäsche. Hoffentlich hat Papa die Waschmaschine

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