Film ab im Internat
Auto um die Ecke biegt und Katie nicht mehr zu sehen ist. Das Wochenende war zwar viel kurz, aber dafür unheimlich schön.
Der himmelblaue Bella-Brief steckt zuoberst in ihrer Reisetasche – mitsamt der Einverständniserklärung und der ausgefüllten Teilnahmebescheinigung. Weder Papa noch Katie haben noch irgendetwas dazu gesagt. Jetzt ist es ganz allein ihre Entscheidung.
Auch die Rückfahrt nach Prinzensee geht für Carlottas Geschmack viel zu schnell vorüber. Zu gerne würde sie noch länger mit ihrem Vater über die Autobahn und die Landstraßen rauschen, sich mit ihm unterhalten oder ein bisschen mit ihm schweigen und dabei einfach nur verträumt in die Landschaft gucken. Mit Papa kann man supergut schweigen, findet sie. Es kommt ihr manchmal so vor, als hätten ihre Gedanken genau dieselbe Wellenlänge. Da braucht es keine vielen Worte, um sich zu verstehen.
Vielleicht liegt das daran, dass wir beide eine verträumte kreative Ader haben, wie er immer sagt, überlegt sie. Mit Mama kann ich jedenfalls nicht so gut nichts tun. Die ist viel zu hektisch, kein bisschen träumerisch veranlagt und schon gar nicht kreativ!
Sie seufzt, als zuerst das Hinweisschild und wenig später die breite Allee in Sicht kommt, die zum Schloss Prinzensee führt.
Guido Prinz lässt den Wagen durch die Allee rollen und hält vor dem schneeweißen Portal.
„Da wären wir“, sagt er, und es klingt ein bisschen traurig und rau.
Carlotta hat einen Kloß im Hals und würgt ihn mühsam herunter. „Ja“, sagt sie nur.
Ihr Vater steigt aus, nimmt die Reisetasche aus dem Kofferraum und stellt sie auf der Treppe ab.
„Soll ich noch mit reinkommen?“
„Nee, lieber nicht“, antwortet Carlotta. Sie hasst Abschiede. Langsam klettert sie aus dem Auto und sieht sich um. Alles sieht wie immer aus. Neben ihnen halten weitere Wagen an, um Wochenendurlauber abzusetzen.
Carlotta erkennt einige bekannte Gesichter und winkt ihnen zu. Dann nimmt sie ihre Tasche und lässt sich von Papa in den Arm nehmen.
„Bis bald“, sagt er. „Ruf mal an und pass auf dich auf.“
„Und du auf dich!“, erwidert Carlotta. „Bloß keine Wasserrohrbrüche und sonstigen Katastrophen mehr. Und schmeiß die olle Waschmaschine raus!“
Papa verspricht es, gibt ihr einen Kuss und dreht sich um. Mit einem kurzen Hupen lenkt er sein Auto vom Schlossparkplatz und wird wenig später von der Allee verschluckt.
Carlotta bleibt unschlüssig stehen. Schließlich strafft sie die Schultern und stapft die breite Treppe empor.
Mal sehen, was es Neues gibt, denkt sie. Manu und Sofie haben hoffentlich etwas Interessantes zu erzählen.
„Cool, dass du wieder da bist!“ Manu stöpselt die Ohrhörer aus ihrem iPod und schwingt sich zur Begrüßung von ihrem Bett.
„Hi“, sagt Carlotta. Sie stellt ihre Tasche ab und lässt sich ächzend auf einen Stuhl fallen. „Wo steckt Sofie?“
„Die ist im Musikzimmer und spielt Klavier.“ Manu hält ihr eine Packung Choco Crossies hin.
Carlotta nimmt ein paar und schiebt sie sich in den Mund.
„Hmm, lecker. Gibt’s irgendwas Neues? Hab ich was verpasst?“ Sie schaut sich in dem kleinen Zimmer um. Es sieht aus wie nach einem Erdbeben – besonders in Manus Drittel. Überall sind Kleidungsstücke verstreut. Leere Chipstüten, Schokoladenpapier, Colaflaschen und sogar ein Reithalfter liegen auf dem Fußboden herum. Aus den halb geöffneten Schubladen von Manus Kommode quellen einzelne Socken, Unterwäsche und T-Shirts hervor. Die Türen ihres Kleiderschranks stehen sperrangelweit offen, ihr Bett ist zerwühlt, und auf dem Schreibtisch türmen sich unzählige Pferde- und Schulbücher.
Carlotta seufzt. Manu ist und bleibt eine echte Chaosqueen!
„Nö, nix passiert“, mümmelt Manu ungerührt. „Und bei dir?“
Carlotta erzählt im Schnelldurchlauf von ihrem Wochenende und richtet Grüße von Katie aus, da fällt ihr der Brief ein.
„Ich hab Post von Bella. Ihr auch?“
„Was!?“ Manu lässt beinahe die Choco Crossies fallen. Sie starrt Carlotta an. „Was wollen die von dir? Sag nicht, du kriegst die Rolle!“
„Doch“, sagt Carlotta zögernd. „Irgendwie schon.“
„Ey, Mann! Das ist ja der Wahnsinn!“ Manu wedelt begeistert mit ihrer Packung, verstreut ein paar Crossies und tritt sie platt. Es knirscht unter ihren Socken, aber sie achtet nicht darauf. „Hammer!“
Sie bemerken nicht, dass die Tür geöffnet wird und Sofie ins Zimmer schlüpft. Erst als sie leise „Hallo“ sagt, drehen sich
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