Film ab im Internat
ruhig“, flüstert Manu ihr zu. An die drei Blondinen gerichtet, schnaubt sie: „Haltet gefälligst eure dämlichen Klappen und kümmert euch um euren eigenen Scheiß!“
„Manuela!“, ruft Frau Heselein vom Lehrertisch. „Bitte!“
„Ist doch wahr“, grummelt Manu.
„Ich ruf gleich morgen bei dieser Produktionsgesellschaft an und sag denen, dass sie mich streichen sollen.“ Carlotta vergräbt das Gesicht in beiden Händen. „Ich will das nicht mehr.“
„Spinnst du?“ Manu gibt ihr einen Knuff. „Die sind doch nur sauer, weil die Filmleute dich ausgesucht haben und nicht sie. Nicht mal eine piefige Statistenrolle haben die gekriegt! Mann, Carlotta … Jetzt erst recht!“
„Das finde ich auch“, nickt Sofie. „Du schaffst das. Davon bin ich fest übergezeugt.“
„Überzeugt“, korrigieren Carlotta und Manu gleichzeitig. Sie gucken sich an und lachen.
„Okay …“, seufzt Carlotta. Sie mustert die Barbies am Nebentisch und verspürt nicht die geringste Lust, nur wegen dieser blöden Ziegen einen Rückzieher zu machen. Kommt gar nicht in Frage. Manu hat Recht: Die sind nur neidisch!
„Von wegen, mein Vater hätte was gedreht!“, sagt sie laut. „Euch werd ich’s zeigen!“
„So ist’s richtig“, freut sich Manu und klatscht Carlotta ab.
Die Tage bis zum Drehbeginn erlebt Carlotta wie in Trance. Zwar geht sie zum Unterricht, macht ihre Hausaufgaben, nimmt an der Foto-AG teil, isst, trinkt und schläft wie immer, doch auf eine unbestimmte Weise fühlt sie sich anders. Ein bisschen wie in Watte gepackt. Oder als würde sie das Ganze nur träumen.
Ja, das wär’s doch, denkt sie. Bella ist nur ein blöder Traum. Gleich wach ich auf und …
„Carlotta Prinz! Ich habe den Eindruck, dass du mit offenen Augen schläfst. Kann das sein?“ Die unangenehm schrille Stimme von Frau Dorsch hallt durch den Raum und reißt Carlotta aus ihren Gedanken. Sie starrt ihre Deutsch- und Geschichtslehrerin an.
Hilfe!, denkt sie. Was will die von mir?
Frau Dorsch, die nicht nur heißt wie ein Fisch, sondern auch so aussieht, pocht mit dem Finger an die Tafel.
Carlotta starrt auf die Jahreszahlen, die genauso gut chinesische Schriftzeichen sein könnten, und zuckt mit den Achseln. „Tut mir leid. Ich war gerade woanders.“
„Ja“, zischt die Dorsch. „Das war unschwer zu erkennen. Bitte notiere die Zahlen von der Tafel und ordne sie in der Stillstunde den jeweiligen historischen Ereignissen zu. Die fertige Arbeit legst du bitte heute Nachmittag in mein Fach.“
Carlotta nickt. Was bleibt ihr anderes übrig?
Neben ihr kratzt sich Manu mit einem Lineal am Kopf und gähnt gelangweilt. Auf der anderen Seite macht Sofie eifrig Notizen.
„Du kannst später von mir abschreiben“, raunt sie Carlotta zu, als Frau Dorsch ihre Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zuwendet.
Carlotta flüstert ein leises „Danke“ zurück.
Kurz vor dem Pausengong klopft es an der Tür. Frau Müller-Stürzelbach, die Schulsekretärin, streckt ihren Kopf herein. Ihre Augen suchen die Reihen ab und bleiben bei Carlotta hängen.
„Carlotta, komm bitte in der Pause kurz ins Sekretariat“, sagt sie und ist schon wieder verschwunden.
„Hast du was ausgefressen?“ Manu grinst.
„Nicht dass ich wüsste“, entgegnet Carlotta. Ihr Herz klopft. Beim ersten Gong springt sie auf und rafft ihre Sachen zusammen.
„Vergiss die Hausarbeit nicht!“, sagt Frau Dorsch noch, als sie sich an ihr vorbeischiebt.
„Nein, nein“, grummelt Carlotta. „Keine Panik.“
Manu und Sofie begleiten sie zum Sekretariat.
„Wird schon nichts Schlimmes sein“, meint Manu.
Carlotta drückt ihr ihren Rucksack in die Arme und klopft an.
„Herein!“ Frau Müller-Stürzelbach thront hinter ihrem Schreibtisch und sortiert wichtig aussehende Papiere. „Ah, da bist du ja! Setz dich.“
Carlotta hockt sich unbehaglich auf die harte Kante eines Stuhls.
Die Sekretärin blättert in ihren Papierstapeln und zieht ein einzelnes Blatt heraus. „Wir haben Post von der Filmgesellschaft bekommen. Hier sind deine Drehzeiten notiert und alles, was du sonst noch wissen musst. Leider fallen die Dreharbeiten teilweise in die Unterrichtszeit. Du wirst den versäumten Unterricht nacharbeiten müssen. Dr. Brönne hat sein Einverständnis gegeben und deine Fachlehrer informiert. Bitte sieh regelmäßig in dein Postfach. Deine Lehrer werden dir die Aufgaben schriftlich geben und dort ablegen. Hast du noch Fragen?“
Tausende, denkt Carlotta und
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