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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Augenblick zu.
    »Willst du reden?«, fragt Amadeus.
    Ich muss plötzlich lachen.
    »Ihr beide seid echt witzig«, sage ich. »Ihr könnt doch gar nicht sprechen.«
    »Das denken die Menschen zwar von un s …«, Amadeus zieht eine schnelle Runde im Wasser und Mo vollendet seinen Satz: »… aber wie du siehst, stimmt es nicht ganz. Und zuhören können wir noch besser.«
    Ich fange an zu erzählen. Ich lasse nichts von dem aus, was in letzter Zeit passiert ist: der gebrochene Arm, der Einbruch in die Scheune mit der Star Search, die Probleme mit Frieda, der viele Alk. Sogar über den Unfall meiner Mutter wissen sie sehr schnell alle Einzelheiten. Immer wieder ziehen sie abwechselnd ihre Bahnen durchs Becken, aber immer wieder kommen sie zurück und lauschen andächtig.
    »Ich glaube«, sage ich, als sie gerade mal wieder beide vor mir auf der anderen Seite der Scheibe liegen, »mein Vater hat sich die ganze Zeit was vorgemacht. Er hat sich eingeredet, dass nichts und niemand schuld ist am Tod meiner Mutter.«
    »So?«, fragt Amadeus. »Und wer ist deiner Meinung nach schuld?«
    »Unterm Strich, meint er«, ergänzt Mo seinen Kumpel.
    »Die Sauferei«, sage ich. »Unterm Strich ist die Sauferei schuld.«
    »Es ist doch verständlich, dass dein Vater sich das nicht eingestehen will. Sich etwas vorzumachen, damit eine Wunde weniger schmerzt, das ist normal«, meint Amadeus ein bisschen altklug. »Sozusagen menschlich.«
    »Wir tun das auch«, sagt Mo und gähnt. »Wir haben gar keine andere Chance.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Na, ist das hier vielleicht das offene Meer? Nennst du dieses winzige Becken ›Freiheit‹? Aber schau uns a n …«
    Sie veranstalten ein kleines Wettschwimmen und springen danach elegant an Land.
    »Wir tun einfach so, als ob unser Pool der Ozean wäre.«
    »Du findest diese Vorstellung lächerlich?«, fragt Amadeus. »Vielleicht ist sie das sogar, aber wir brauchen sie zum Überleben.«
    »Vielleicht«, sagt Mo, »ist das bei euch Menschen manchmal auch so.«
    »Oder so ähnlich«, ergänzt Amadeus. »Vielleicht seid ihr uns überhaupt sehr ähnlich. Wer weiß?«
    Ich finde die beiden ganz schön clever.
    »Wie läuft es eigentlich mit Marlon?«, erkundigt sich Amadeus.
    »Gut«, sage ich schnell. »Sehr gut. Hier, seht mal.«
    Ich halte ihnen den Stern-Stein hin, den ich an einer Kette um den Hals trage. »Der ist von ihm. Hat er mir geschenkt, als ich krank war.«
    »Schön ist der ! – Aber warum ist Marlon denn jetzt nicht mit dir hier?«
    »Ich wollte euch mal alleine besuchen und euch alles erzählen. Aber ich treffe ihn heute Nachmittag.«
    »Dann grüß ihn von uns und sag ihm, er soll sich mal wieder blicken lassen. Früher war er viel öfter hier. Wir vermissen ihn ! – Und wirklich, Birte: Einen schönen Stein hast du.«
    Wir haben uns um drei Uhr in der Hütte am Strand verabredet. Als ich ankomme, ist Marlon schon da. Er hockt in einem Sessel und raucht, die Gitarre hat er neben sich an die Lehne gestellt, aber es sieht nicht so aus, als hätte er gespielt.
    »Hallo.« Keine Ahnung, weshalb, aber ich bin auf einmal ganz unsicher, bleibe einfach in der Tür stehen. Ich hab das Gefühl, als hätten wir uns seit mindestens hundert Jahren nicht gesehen.
    Marlon strahlt mich an.
    »Hallo, Sternchen, wie geht’s?«
    »Geht wieder.«
    Er kommt zu mir, nimmt mich vorsichtig in den Arm.
    »Schön, dass du wieder da bist«, sagt er leise. »Du hast mir echt gefehlt.«
    »Du mir auch. Und wie.«
    Wir küssen uns ganz lange, stehen jetzt mitten im Raum.
    »Hier.« Ich zieh die Kette aus meinem Pulli, halt ihm den Stein hin. »Den trag ich jetzt immer.«
    »Das ist schön«, flüstert Marlon und wir küssen uns noch mal. »Ich mach ein bisschen Musik an.«
    »Lass doch«, sage ich. »Mir gefällt, dass es gerade ruhig ist.«
    Wir setzen uns aufs Sofa. Marlon zieht eine Flasche Gin hinterm Sessel vor.
    »Kleiner Begrüßungsschluck?«
    »Besser nicht«, sag ich. »Ich war krank.«
    »Aber jetzt bist du es doch nicht mehr.«
    »Ich trink gar nicht mehr. Das schwöre ich.«
    Marlon steckt sich eine Zigarette an. Der Qualm steigt in einem langen blauen Faden hoch bis unter die Decke. Dann öffnet er die Flasche und nimmt einen Schluck.
    Friedas Tagebuch
    Ich bin total gut drauf. Heute nach der Schule bin ich in den Musikladen gegangen und hab mir Texte und Noten für das Tarzan-Musical besorgt. Ich hätte gar nicht gedacht, dass die so was dahaben, aber Tatsache!
    Den ganzen Nachmittag hab ich

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