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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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nicht ganz ernst nimmst?«
    »Du bist süß, mehr hab ich nicht gesagt.«
    Sein Gesicht nähert sich meinem. Ich spüre deutlich seine Wärme.
    »Nimmst du mich mal in den Arm?«, sag ich leise. »So richtig?«
    Wir küssen uns noch mal sehr lange.
    »Du hast mir gefehlt«, flüstere ich in sein Ohr. »Ich hab dich total vermisst.«
    »Ich dich auch«, sagt er. »Und wi e …«

24
    Wie jeden Samstag sieht die Hütte chaotisch aus. Es stinkt widerlich nach Alkohol und kaltem Zigarettenqualm, der grau und schwer im Sonnenlicht steht. Der Boden ist übersät mit leeren Dosen und Unmengen Flaschen, einige sind mit Kippen vollgestopft.
    Samstag ist Aufräumtag.
    Kicker, Tisch und Fußboden sind total verklebt. Die Flecken auf dem Sofa kann man schon nicht mehr zählen. Wir nehmen es zwar nicht so genau, aber wenigstens schwingen wir den Putzlappen. Den Müll entsorgen wir in riesigen Plastiksäcken. Nur Karsten drückt sich, taucht wie immer erst nach der Aufräumaktion auf. In dieser Hinsicht kann man sich hundertpro auf ihn verlassen.
    Wir reißen sämtliche Fenster auf und lüften lange. Bevor die Saison wieder startet, machen wir alle zusammen noch mal richtig sauber, so ist es abgesprochen.
    Marlon verteilt Bierflaschen. »Dann geht die Arbeit besser von der Hand.«
    Frieda macht ein langes Gesicht.
    »Gibt’s nichts anderes mehr?«
    »Im Kühlschrank sind noch ein paar Dosen von dem Wodka-Zeug.«
    Der Kühlschrank ist unsere neueste Errungenschaft. Letzten Freitag haben Benny und Karsten eine Gartenhütte aufgebrochen und den Kühlschrank mitgenommen. Nicht gerade ein Riesenteil, tut aber seinen Dienst. Am Anfang einer Party legt man noch Wert drauf, dass die Drinks schön kühl sind. Bisschen später ist es dann egal.
    »Will auch eine!«, rufe ich Frieda hinterher.
    Wir setzen uns aufs Sofa und lassen es zischen.
    »So«, sage ich, »die Putzen machen Pause.«
    »Putzenpause«, meint Frieda.
    Wir kichern und legen die Füße auf den Tisch.
    »Schmeckt doch gleich viel besser nach getaner Arbeit.«
    »Wieso getan?« Benny hat in der Linken eine Dose und rechts eine Flasche und trinkt abwechselnd daraus. »Ich dachte Pause.«
    »Hab grad beschlossen«, erklärt Frieda, »dass jetzt Feierabend ist. Jedenfalls für mich.«
    »Für mich auch.« Ich grinse und nehme einen riesigen Schluck.
    »Nachdurst?« Benny grinst.
    »Zu viel Salz zum Frühstück«, blödele ich.
    »Bei mir gab’s nur Kopfschmerztabletten«, meint Frieda. »Und zwar reichlich.«
    »Bei mir auch«, sag ich. »War vielleicht doch ein Tröpfchen zu viel, gestern.«
    Und das, obwohl ich mir geschworen hatte, nicht mehr zu trinken. Aber irgendwie musste das gestern einfach sein.
    »Ich brauch dringend noch einen Schluck«, sagt Frieda. »Hol doch mal ein paar Dosen, Steve, kriegst auch eine ab.«
    Ohne Murren geht er zum Kühlschrank.
    »Und immer schön nachlegen«, ruft Frieda. »Gekühlt schmeckt es besser.«
    Marlon klimpert auf seiner Gitarre. Kein Mensch redet mehr von Arbeit. Und kaum ist Feierabend, taucht Karsten auf, steht breit grinsend in der Tür. Seine Instinkte lassen ihn nicht im Stich.
    »Na, ihr lasst es euch ja gut gehen.«
    »Halt die Klappe«, begrüßt ihn Marlon. »Nachschub mitgebracht?«
    »Na klar. Auf den guten alten Karsten ist Verlass.«
    »Woher nimmst du eigentlich die ganze Kohle?«, fragt Frieda.
    »Schwarzarbeit«, Karsten grinst vielsagend. »Da kann man ganz gut abzocken. Trotzdem bin ich noch lange kein Dukatenkacker. Ihr könnt auch ruhig mal wieder was beisteuern.«
    Keiner antwortet ihm. Das Interesse an Karstens finanzieller Situation hat sich schon wieder erschöpft, auch bei Frieda.
    Benny steht auf. »Kommst du mit raus, Marlon? Ich brauch jetzt was Anständiges.«
    »Ich auch«, sagt Frieda.
    Karsten und Steve scheinen irgendwas zu verhandeln und gehen zum Kicker.
    »Also«, sagt Karsten, »wie abgemacht.«
    Auf jede Seite des Kickers stellt er ein Glas, auf den Tisch daneben eine Flasche. Es sieht aus wie eine wichtige Zeremonie. Steve wirft er bedeutungsvolle Blicke zu. In meinen Augen hat der Typ echt einen Knall. Manchmal denke ich, er ist im Kopf nicht viel weiter als Steve, was schon einiges bedeutet.
    »Okay!«, sagt der. Er scheint sich zu freuen, wirkt aber auch etwas ängstlich. Ich hab keine Ahnung, was hier laufen soll.
    Karsten füllt beide Gläser zu einem Viertel mit Gin. Er nimmt den Ball in die Hand und zeigt ihn Steve, als würde der zum ersten Mal in seinem Leben so was Wertvolles sehen.

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