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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Karsten wirft den Ball ein.
    Zehn Sekunden später ist die Pille in Karstens Tor. Purer Zufall, Karsten ist sonst klar der Bessere von beiden. Steve jubelt und greift zum Glas.
    »Halt, halt!«, ruft Karsten. »So haben wir aber nicht gewettet, Freundchen.« Er tut, als ob er sauer wäre, aber jeder Blinde sieht, dass er sich verstellt, jeder außer Steve. »Ich bin dran!«
    »Hä?« Steve versteht die Welt nicht mehr, trinkt aber nicht.
    »Das heißt nicht ›hä‹. Das heißt ›wie bitte‹.«
    »Aber ich hab das Tor geschossen. Als o …«
    Karsten lacht.
    »Na, das hast du dir ja fein ausgedacht, Kleiner.«
    Verständnislos sieht Steve zuerst Karsten an, dann mich.
    »Der bescheißt mich«, jammert er.
    »Hey!«, zischt Karsten, »bloß nicht frech werden, klar?« Jetzt ist er wirklich sauer. »Hier bescheißt keiner. Und ich schon gar nicht. Ich bescheiß doch keine Kinder.«
    Ich versuche Steve das Spiel zu erklären. »Wahrscheinlich läuft es so, dass derjenige trinkt, der ein Tor kassiert. Nicht umgedreht.«
    »Genau!« Karsten kippt sein Glas in einem Zug hinunter, ohne Steve aus den Augen zu lassen. »Du bist ein kluges Mädchen.«
    »Versteh ich nicht«, meint Steve.
    »Brauchst du auch nicht.« Karsten schenkt sein Glas wieder ein. »Spiel du einfach.«
    »Ist doch doof.« Steve ist nicht zufrieden.
    Karsten verdreht genervt die Augen. »Erklär du es ihm mal, Schnucki.«
    »Wie bitte?«
    »Du sollst es ihm erklären. Mir vertraut er nicht.«
    »Hast du gerade ›Schnucki‹ zu mir gesagt?«
    In Rekordzeit läuft er knallrot an.
    »Ist mir nur so rausgerutscht.«
    »Entschuldige dich!«
    »Hä?« Er tut, als würde ich chinesisch reden.
    »Das heißt nicht ›hä‹«, Steve grinst triumphierend, »das heißt ›wie bitte‹!«
    »Wenn du dich nicht entschuldigst«, drohe ich, »sag ich’s Marlon.«
    »Entschuldigung.« Karsten guckt mich nicht an.
    »Also, Steve«, sag ich langsam, »es geht darum, so zu spielen, dass man möglichst wenig saufen muss . Das ist bei Saufspielen so.«
    Die nächsten beiden Tore kassiert er und trinkt. Dann kommen die anderen drei zurück. Frieda ist im Gesicht noch weißer als sonst. Ehrlich gesagt sieht sie aus, als hätte sie sich nach oben entleert.
    Steve fängt sich auch die nächsten beiden Tore ein. Er trinkt, würgt, kann das Zeug kaum noch bei sich behalten.
    »Nun mix es ihm wenigstens mit O-Saft«, sag ich. »Sonst ist er gleich am Ende.«
    »Das ist gegen die Regeln«, protestiert Karsten.
    »Vergiss die Regeln!«, sage ich. »Wer legt sie eigentlich fest? Wahrscheinlich du, oder?«
    »Neues Spiel?«, fragt Marlon.
    »Ich will auch«, meint Benny. »Scheint ja interessant zu sein.«

25
    Das Spiel ist wahrscheinlich das mit Abstand blödeste, das ich je im Leben mitgemacht hab. Aber alle finden’s geil, sogar Marlon. Also mach ich mit.
    Wir wechseln uns am Kicker ab, bei jedem Gegentor muss man trinken. Immer zwei Leute gegeneinander, immer drei Tore lang. Frieda, Steve und ich trinken roten Wodka, der viel schwächer ist, die anderen bleiben beim Gin. Bald steht Steve der Schweiß in dicken Perlen auf der Stirn. Er ist schon nach einer halben Stunde völlig breit.
    »Willst du nicht lieber aussteigen?«, frage ich ihn.
    Verbissen schüttelt er den Kopf. Er ist der Einzige, der praktisch jedes Mal drei Gläser trinken muss. Er ist zwar total besoffen, aber noch nicht bereit aufzuhören.
    »Schluss jetzt!«, befiehlt Frieda schließlich. »Du hast wirklich super mitgehalten. Aber jetzt machst du Pause.«
    Auch sie lallt schon, das tun wir, glaub ich, alle. Nur Karsten ist schwer einzuschätzen, weil er kaum ein Wort sagt. Steve traut sich nicht, Frieda zu widersprechen, und setzt sich schmollend aufs Sofa. Wenige Minuten später fällt sein Kopf auch schon zur Seite und er ratzt weg. Er ist total dicht.
    Wie aus dem Nichts beschleicht mich ein saumäßig ungutes Gefühl. Am liebsten würde ich nach Hause abhauen und mich einfach im Bett verkriechen. Mir wird das alles zu viel, ohne dass ich genau wüsste warum.
    »Hey, Birte!«, ruft Frieda. »Wir sind dran.«
    Ich schiebe meine Bedenken beiseite. Spielen wir beide gegeneinander, strengen wir uns noch mehr an als bei den anderen. Diesmal knallt sie mir zwei rein, ich ihr einen. Aber sie springt mich nicht an, was ja schon mal ein Fortschritt ist. Auch ich schwitze jetzt.
    Wir kickern wie am Fließband, alles geht irrsinnig schnell. Ist man fertig, stehen die Nächsten schon an. Alle werden im Höllentempo

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