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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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blickte ihn kurz an, wollte irgendwas sagen, aber es kam nichts. Dad zückte sein Handy. Birtes Augen fielen zu, sie kam nicht wieder zu sich. Er fühlte ihren Puls. Dann hob er sie hoch und trug sie zum Sofa, wo ich schon saß. Er machte ein besorgtes Gesicht, dann erinnere ich mich an nichts meh r …
    Später hat er mich nicht angeschrien wie sonst. Er hat sich etwas Neues einfallen lassen, das Schlimmste. Er redet nicht mit mir, kein einziges Wort. Garantiert will er mir damit zeigen, wie enttäuscht er von mir ist. Aber eigentlich lässt er mich so nur allein mit der ganzen Scheiße, das ist alles.
    Mum ist wie immer sein Abklatsch, das reinste Abziehbild. Was er macht, macht sie auch, ganz einfach. Umgekehrt heißt das: Was er nicht macht, macht sie auch nicht. Als wenn sie keine eigene Meinung hätte und keine eigenen Gefühle. Das geht mir so was von auf den Keks.
    Nachdem Dad uns am Strand gefunden hatte, rief er einen Krankenwagen. Und der hat sich dann auf wundersame Weise vermehrt, jedenfalls waren da plötzlich jede Menge davon, die sind aus der ganzen Umgebung angerückt, so viele gibt es hier gar nicht, erst recht nicht nach der Saison. Wir sind alle ins Krankenhaus gekommen, jeder mit eigenem Chauffeur sozusagen. Alle heißt: Steve, Birte, Benny und ich. Jeder hatte seine eigene fette Alkoholvergiftung, wenn auch verschieden stark. Am schlimmsten hat es Steve erwischt, was mir bestimmt noch mal zwei zusätzliche Tage Schweigen eingebracht hat, weil ich für ihn verantwortlich bin. Aber ehrlich gesagt mach ich mir deshalb schon genug Vorwürfe. Ich weiß ja, dass man auf ihn besonders aufpassen muss, weil er alleine nichts geregelt kriegt.
    »Wir haben ihn dir anvertraut.«
    Das war der einzige Satz, den ich von Dad gehört habe.
    Benny haben sie noch am gleichen Tag wieder entlassen. Bei ihm war es nicht so schlimm, er konnte seinen Rausch zu Hause ausschlafen.
    Steve war richtig bewusstlos. Der konnte erst Anfang der Woche wieder nach Hause. Birte und mich haben sie dagegen am nächsten Tag wieder rausgelassen. Ich hatte den Krankenwagen vollgekotzt. Und das Peinlichste war, dass ich in die Hose gemacht hab. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ich hab es nicht mal gemerkt.
    Dass Marlon und Karsten gar nicht mehr da waren, als die Krankenwagen kamen, hab ich erst später von Marlon erfahren.
    Die beiden waren grad draußen beim Trichter, als sie meine Eltern auf dem Deich gesehen haben. Die gingen spazieren und hatten wohl den Krach aus der Hütte gehört.
    Jedenfalls sind sie plötzlich schnurstracks hingelaufen. Marlon und Karsten haben sich versteckt. Marlon hat mir später eine SMS geschrieben: Hi, war zu spät, euch zu warnen. Die hätten uns nur auch noch erwischt. Karsten ist über 18 u. wäre voll dran gewesen.
    Die beiden haben so lange gewartet, bis meine Eltern in der Hütte verschwunden sind, und sind dann ab durch die Mitte. Reife Leistung.

26
    »Wenn das noch mal vorkommt, kann ich nicht nur die neue Stelle vergessen, sondern bin gleich auch meinen alten Job los. Dann kann ich mich fürs ganze Jahr arbeitslos melden.«
    Aus seinem Mund klingen nicht mal diese Worte wie ein Vorwurf, sondern mehr wie eine Feststellung.
    »Wieso das denn?«, frage ich gereizt. »Was hat deine Arbeit mit dem zu tun, was ich am Strand treibe?«
    Von dem nachgemachten Schlüssel haben wir keinem der Erwachsenen erzählt, die an der Sache dran waren. Weder meinem Vater noch den anderen Eltern. Auch nicht der Polizei oder der Sozialarbeiterin vom Jugendamt. Alle gingen davon aus, dass ich den Schlüssel nur dieses eine Mal von meinem Vater »besorgt« und ihn gleich danach in seine Jacke zurückgesteckt hatte.
    Die Sozialarbeiterin heißt Klara Lange. Sie ist nett und noch ziemlich jung. Ich glaub, die wusste nicht so richtig, was sie mit uns anfangen sollte. Pflichtgemäß führte sie mit jedem von uns ein Gespräch, machte fleißig Notizen und das war es dann. Überhaupt schienen alle nur froh, wenn die Sache möglichst schnell vorbei war und keiner mehr darüber redete. Da scheint mir die Sorge meines Vaters um seinen Job noch am glaubwürdigsten.
    »Was das miteinander zu tun hat«, sagt er, »muss ich dir kaum erklären, oder? Natürlich wissen auch meine Vorgesetzten, dass ich den Schlüssel für die Hütte habe. Und dass du meine Tochter bist, ist auch kein Geheimnis. Da muss man dann nur noch eins und eins zusammenzählen können.«
    Ich bin ganz froh, dass er nicht noch mal mit dem Tod meiner

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