Filmwissen
gerieten, und der gute Figur noch in einem Pappmaché-Dschungel machte. Man hatte sich freilich mittlerweile an einen Tarzan gewöhnt, der eine ausgesprochen familienfreundliche Ausstrahlung hatte. Gordon Scotts «erwachsener» und kämpferischer Tarzan schien den Kritikern zunächst suspekt. Man habe, so schrieb Variety , «den Charme und die Vitalität aus der Figur genommen». Über den Status des Programmfüllers für Double Features kam die «Tarzan»-Serie erst wieder heraus, als MGM die Rechte wieder von RKO übernahm. 1956 entstand Tarzan and the Lost Safari ( Tarzan und die verschollene Safari ) von H. Bruce Humberstone, wo der Held eine notgelandete Reisegesellschaft vor allerlei Schurken rettet. Es ist der erste Tarzan-Film, der tatsächlich in Afrika gedreht wurde, und der erste der Serie in Farbe. Dieser Aufwand schien indes nicht den gewünschten Erfolg zu zeigen, so dass der nächste Film, Tarzan’s Fight for Life ( Tarzans Kampf ums Leben ; 1958, Regie: H. Bruce Humberstone) wieder im B-Format produziert wurde. Der Herr des Dschungels kämpft an der Seite eines Arztes um ein Serum gegen das Dschungelfieber. In Tarzan and the Trappers ( Tarzan und die Jäger ; 1958, Regie: H. Bruce Humberstone) müssen sich Tarzan, Jane (Eve Brent) und Boy (Ricki Sorensen) gegen heimtückische Fallensteller in ihrem Dschungel zur Wehr setzen. Die Tarzan-Gestalt schien zu dieser Zeit den Massen-Appeal auch bei den jungen Kinozuschauern verloren zu haben; es war die große Zeit der Science-fiction und der Technik-Begeisterung, in der ein halbnackter, nur mit einem Messer bewaffneter Held etwas anachronistisch wirkte. So schlug selbst der Versuch fehl, mit Gordon Scott eine Fernsehserie auf sehr bescheidenem Produktionsniveau zu realisieren. Erst als man dem Helden einen radikalen Imagewandel verordnete – Tarzan verlor seine Familie, musste wieder härter und weniger zivilisierter vorgehen und hatte darüber hinaus ernsthaftere Gegner – gelang mit dem wieder in Afrika gedrehten, vergleichsweise aufwändig produzierten und von dem britischen Regisseur John Guillermin entschieden gegen das Kindermatinee-Bild inszenierten Tarzan’s Greatest Adventure ( Tarzans größtes Abenteuer ; 1959) noch einmal eine Renaissance der Serie.
Im Jahr 1959 trat mit Dennis Miller auch ein neuer Konkurrent auf die Leinwand, den Gabe Essoe in seiner Tarzan-Monografie als «den schlechtesten von allen» bezeichnet. Tarzan, the Ape Man ( Tarzan, der Herr des Urwaldes ; Regie: Joseph M. Newman) erzählt noch einmal die bekannte Dschungel-Liebesgeschichte, wenngleich mit einem neuen Dreh: nach der Rettung Janes (Joanna Barnes) durch Tarzan kommen sie einander näher, doch da wird sie von ihrem Vater gezwungen, mit ihm in die Zivilisation zurückzukehren. Auch Jock Mahoney (der in Tarzan the Magnificent [ Tarzan, der Gewaltige ; 1960, Regie: Robert Day] noch den schurkischen Widersacher von Tarzan alias Gordon Scott gespielt hatte) konnte in seinen Filmen Tarzan Goes to India ( Tarzan erobert Indien ; 1962, Regie: John Guillermin) und Tarzan’s Three Challenges ( Tarzans Todes-Duell ; 1964, Regie: Robert Day) (der nun in Thailand spielt) der Figur sowenig neues Leben vermitteln wie der ehemalige Football-Star Mike Henry. Er spielte in Tarzan and the Jungle Boy ( Tarzan und der Dschungel-Boy ; 1967, Regie: Robert Day), wo zunächst der kleine Eric (Ronald Gans) im Mittelpunkt steht, der als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt und in einem Leoparden einen Beschützer findet. Eine Reporterin macht sich auf die Suche und muss durch das Gebiet der bösen Nagambas, wobei Tarzan immer wieder kräftig eingreifen kann. Tarzan and the Great River ( Tarzan am großen Fluss ; 1967, Regie: Robert Day) entstand als Coproduktion USA/Schweiz und weist als Besonderheit auf, dass die Handlung nun nach Brasilien verlegt ist.
Ron Ely gab in der 1966 und 1967 entstandenen Fernsehserie eine sehr zivilisierte und politisch halbwegs korrekte Gestalt, den «Wildhüter-Serien» à la Daktari näher als den barbarischen Phantasieträumen der Weissmuller-Filme. In den über 50 Folgen musste der Held ohne eine Jane auskommen, war aber ein väterlicher Freund für einen Jungen (Manuel Padilla jr), während der mehr oder weniger drollige Cheetah für den comic relief sorgte. Ein solcherart «gezähmter» Tarzan trat dann auch in einer Zeichentrickserie auf, die das Ende des Dschungelhelden in der Beliebigkeit der Samstagsvormittagsunterhaltung des Fernsehens zu
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