Filmwissen
«Wildtöter», in einem Traumreich zwischen Barbarei und Zivilisation (das Beste von beiden Seiten vereinend). Das Hintergrundmaterial für seine Erzählungen entnahm Burroughs vor allem H. M. Stanleys In Darkest Africa , und wo dies nicht ausreichte, erfand der Autor reichlich freizügig und ohne sich allzu genau an topografische und biologische Gegebenheiten zu halten (so ließ er etwa in Afrika Tiger auftreten, präsentierte versunkene Reiche antiken Zuschnitts). Die Figur wurde sehr schnell ungeheuer populär; schon 1914 begann die Edition der Tarzan -Bücher, und Burroughs, der sich kurz zuvor als erster Pulp-Autor die Verwertungsrechte an seiner Arbeit gesichert hatte, wurde durch eine expandierende «Tarzan-Industrie» zum reichen Mann. Als Edgar Rice Burroughs 1950 starb, hatte er 26 Tarzan-Romane verfasst (oder, um die Wahrheit über die Blütezeit der «Tarzan»-Fabrikation zu sagen: nach eigenen Vorgaben verfassen lassen), die mittlerweile in 58 Sprachen übersetzt sind und eine Gesamtauflage von über 50 Millionen aufweisen; und in der Edgar Rice Burroughs Inc. wurden Merchandising, Verfilmungen, Comic-Rechte gewinnbringend verwaltet. Schon 1913 hatte der Autor seine Figur als «Warenzeichen» eintragen lassen, und fünf Jahre später, als Tarzan bereits erste Werbefeldzüge anführte, entstand auch der erste Tarzan-Film mit Otto Elmo Linkenhelt alias Elmo Lincoln in der Hauptrolle: Tarzan of the Apes ( Tarzan der Affen ; 1917/18, Regie: Scott Sidney) war einer der wenigen Stummfilme, die den Produzenten über eine Million Dollar einspielten. Ebenfalls 1918 kam Romance of Tarzan heraus, der wie der erste Tarzan-Film Lincoln in der Titelrolle und Enid Markey als Tarzans Gefährtin Jane präsentierte. Gene Pollar und Karla Schramm übernahmen die Parts in The Revenge of Tarzan (1920), und der bemerkenswerte Kamuela C. Searle stellte in dem Serial Son of Tarzan (1920, Regie: Harry Revier) den Sohn des Affenmenschen dar, während Perce Dempsey Tabler den Herrn des Dschungels und Karla Schramm wiederum Jane verkörperte. Der Film besteht aus einem Prolog und 15 Episoden. Kamuela C. Searle starb bei den Dreharbeiten zur letzten Folge unter den Füßen eines Elefanten.
Kaum eine Film-Serie lebte so wie die Tarzan-Filme von der Identifikation von Schauspieler und Rolle. Elmo Lincoln verkörperte den Herrn des Dschungels wieder in dem Serial The Adventures of Tarzan (1921). Der erste Tonfilm-Tarzan war Jim Pierce, der spätere Schwiegersohn von Burroughs; Dorothy Dunbar war seine Jane in Tarzan and the Golden Lion (1927, Regie: J. P. MacGowan); Frank Merrill musste als Tarzan the Mighty in dem gleichnamigen Serial auf eine Lebensgefährtin verzichten.
1932 trat erstmals der nicht nur meistbeschäftigte, sondern wohl auch der «beste» aller Tarzan-Darsteller in Aktion: Johnny Weissmuller war der große Tarzan-Darsteller der dreißiger und vierziger Jahre. Burroughs hatte für 20 . 000 Dollar die Film-Rechte an MGM verkauft, und das Studio brachte den fünffachen Olympiasieger und 67-fachen Weltmeister in verschiedenen Schwimm-Disziplinen in zumindest anfangs ausgesprochen aufwändig produzierten Filmen heraus. In Tarzan, the Ape Man ( Tarzan, der Affenmensch/Tarzan, der Herrscher des Urwalds ; 1932, Regie: Woodbridge Strong van Dyke) lernt er seine Jane (Maureen O’Sullivan) kennen (die mit ihrem Vater auf Elefantenjagd ist und von ihm entführt wird). Van Dykes Film erzählt gleichsam die origin story des Dschungelhelden; erst nach 35 Minuten tritt der Affenmensch, dann allerdings umso wirkungsvoller, in Erscheinung. Die Kunst des Regisseurs, mit der er den Maßstab für die kommenden Filme der Serie setzte, bestand in der flüssigen Verbindung der Atelier-Szenen mit dokumentarischen Aufnahmen von afrikanischer Landschaft und afrikanischen Tieren. Tarzan Escapes ( Tarzans Rache ; 1936, Regie: Richard Thorpe) handelt von einer Erbschaftsintrige, hinter der Janes (Maureen O’Sullivan) üble Verwandtschaft steckt. Während sie sich zu einem kurzen Ausflug zurück in die Zivilisation bereit erklärt, versucht man, Tarzan zu fangen und als «Affenmenschen» im Zirkus auszustellen. In Tarzan’s Secret Treasure ( Tarzans geheimer Schatz ; 1941, Regie: Richard Thorpe) hat sein Sohn Boy (Johnny Shefield) beim Tauchen Gold gefunden und begeht, trotz Tarzans Warnungen, die Unvorsichtigkeit, Weißen von seinem Fund zu berichten. Er will einmal die Zivilisation sehen, gerät dabei an allerlei Gelichter und wird von
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