Filmwissen
populären Mythologie. So erscheint er in Afrika ( Maciste nella valle dei re / Maciste, der Rächer der Pharaonen ; 1960, Regie: Carlo Campogalliani), in China ( Maciste alla corte del Gran Khan / Maciste in der Gewalt des Tyrannen ; 1961, Regie: Riccardo Freda), im Orient ( Maciste contro lo sceicco / Maciste im Kampf mit dem Piratenkönig ; 1962, Regie: Domenico Paolella), in Amerika ( Zorro contro Maciste / Zorro gegen Maciste ; Kampf der Unbesiegbaren, 1963 – Regie: Umberto Lenzi) und in Russland ( Maciste alla corte dello Zar / Marco – Der Unbezwingbare ; 1963, Regie: Amerigo Anton). Diese Filme also entfernten die Figur des Muskelprotzes von ihrem mythologischen Kontext und warfen ihn als «normalen» Abenteurer in die Grundsituationen aller Abenteuergenres, und auch er musste sich einmal mit den aus dem Horrorfilm bekannten Gefahren auseinandersetzen, nämlich in dem von Sergio Corbucci und Duccio Tessari geschriebenen und von Giacomo Gentilome inszenierten Maciste contro il Vampiro ( Macistes größtes Abenteuer ; 1961).
Solche Genremischungen sind vielleicht auch ein Beleg dafür, dass die Grundelemente des neomythologischen Films eher beschränkt waren und nur sehr bedingt für Neuerungen offen. Was an Qualität nicht zu erreichen war, das versuchte man gelegentlich über die Quantität zu erlangen: neue, «gewaltigere» Sensationen mit den Stilmitteln des B-Films. Man ließ zum Beispiel die Helden gemeinsam, mal miteinander, mal gegeneinander auftreten, so wie in Ercole, Sansone, Maciste e Ursus: Gli invincibili ( Die Stunde der harten Männer ; 1964, Regie: Giorgio Capitani) oder Ercole sfida Sansone ( Herkules, Samson und Odysseus; 1963, Regie: Pietro Francisci).
«Eine besondere Spielart des Genres waren Filme, in denen Gladiatoren, die sich im antiken Rom zur Belustigung des Volkes gegenseitig abschlachten oder mit wilden Tieren kämpfen mussten, im Mittelpunkt standen. Gladiatorenfilme waren nicht nur deshalb so beliebt, weil ihnen die klassischen Motive für die Handlungen der Helden zur Verfügung standen: Der Aufstand gegen die Willkürherrschaft eines römischen Kaisers ( I dieci gladiatori / Die Revolte der Gladiatoren ; 1963, Regie: Gianfranco Parolini; I due gladiatori / Kaiser der Gladiatoren ; 1964, Regie: Mario Caiano) oder die koloniale Unterdrückung eines Statthalters ( La rivolta dei gladiatori – Aufstand der Gladiatoren ; 1958, Regie: Vittorio Cottafavi; Sette contro tutti / Sieben gegen alle ; 1965, Regie: Michele Lupo) und der Kampf um die Befreiung einer unterdrückten Gruppe ( Il gladiatore di Roma / Der Gladiator von Rom ; 1962, Regie: Mario Costa; Il crollo di Roma / Die Zerstörung von Rom ; 1962, Regie: Anthony Dawson [d.i. Antonio Margheriti]; Maciste, gladiatore di Sparta / Maciste, der Held von Sparta ; 1964, Regie: Mario Caiano; Spartacus e i dieci gladiatori / Spartacus und die zehn Gladiatoren ; 1964, Regie: Nick Nostro). Sie ermöglichten darüber hinaus die Einführung eines Kollektivs von Muskelmännern an Stelle eines einzelnen Helden, was den Schauwert des Spektakels erhöhen sollte. Dennoch waren die Gladiatorenfilme auf die Dauer die vielleicht langweiligste Variante des Genres, weil ihre enge historische und zeitliche Eingrenzung der naiven Phantasie der Autoren kaum einen Spielraum ließ.» (Knappik)
Neben den neomythologischen Filmen um Helden mit übermenschlichen Kräften (eine wiederkehrende, später oft parodierte Szene in diesen Filmen war der schweißtreibende, aber erfolgreiche Versuch des Helden, mit bloßen Händen gigantische Säulen und was sie stützten zum Einsturz zu bringen) und Gladiatorengruppen (die «zehn Gladiatoren» rivalisierten dabei mit den «sieben Gladiatoren» um die Gunst des Publikums) hat der italienische Antikfilm auch eine Reihe von «historischen» Versuchen hervorgebracht. Auch hier spannte sich der Bogen von der griechischen Kultur ( L’Assedio di Siracusa / Archimedes, Löwe von Syrakus ; 1959, Regie: Pietro Francisci) bis zur Christianisierung Roms ( La Spada e la croce / Kreuz und Schwert ; 1957, Regie: C. L. Bragaglia). Große Ereignisse ( La Battaglia di Maratona / Die Schlacht von Marathon ; 1959, Regie: Jacques Tourneur) und große Persönlichkeiten ( Annibale/Hannibal ; 1959, Regie: Carlo Ludovico Bragaglia; Costantino il grande / Konstantin der Große ; 1960, Regie: Lionello de Felici) fanden ihre genregerechte Darstellung, und schließlich gab es immer neue Variationen der antiken Sagen, wie La Guerra di
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