Filmwissen
staubfreien Kostümen. Im Morast versinken, war im neuen Mittelalterbild des Kinos so nahe liegend wie unter der Last der selbst gewählten, architektonischen wie militärischen Aufgaben zusammenzubrechen. Und am Beginn dieses Mittelalters stehen die Trümmer des Römischen Reiches, das die ursprünglichen Barbaren bezwungen hatte.
2001 besichtigte Jacques Dorfman noch einmal einen nationalen Mythos: Vercingétorix ( Vercingétorix – Kampf gegen Rom ). Im Jahre 60 v. Chr. muss der junge Gallier Vercingétorix (Christopher Lambert) hilflos miterleben, wie sein Vater einer Intrige der römischen Besatzungsmacht zum Opfer fällt. Seitdem hat er sein Leben dem einzigen Ziel geweiht, die römischen Besatzer aus dem Land zu verjagen. Von dem weisen Druiden Guttuart (Max von Sydow) in die Geheimnisse der Kampfkunst eingeweiht, beginnt Vercingétorix die versprengten Teile seines Volkes zu vereinen, eine schlagkräftige Armee aufzustellen und so den Aufstand gegen einen technisch weit überlegenen Gegner unter Gaius Julius Caesar (Klaus-Maria Brandauer) zu wagen, mit dem er zunächst ein Bündnis suchte, und von dem er so schmählich verraten wurde.
Von einem anderen Zusammenprall der Kulturen erzählt im selben Jahr John McTiernans The 13th Warrior ( Der 13. Krieger) : Eine unglückselige Liebesaffäre führt dazu, dass der kultivierte Ahmed Ibn Fadlan (Antonio Banderas) auf eine ganz und gar nicht erfreuliche Mission geschickt wird. Auf Befehl des Kalifen soll er Botschafter bei den Wikingern werden. Zusammen mit seinem Tross und einem Dolmetscher (Omar Sharif) bricht der Schöngeist zu den barbarischen Nordmännern auf. Und die erbitten denn auch gleich Hilfe im Kampf gegen eine höchst unzivilisierte Gefahr, die von menschenfressenden Dämonen ausgeht. Der Film, basierend auf Michael Crichtons Roman Eaters of the Dead , vermischte einigermaßen reizvoll Elemente des legendären Reiseberichts des Diplomaten und Abenteurers Ahmad Ibn Fadlan mit der Beowulf-Saga und macht Anleihen beim Indianer-Western wie beim klassischen Ritterfilm. Doch der Film wurde in seiner unglücklichen Produktionsgeschichte am Ende seiner Crossover-Intelligenz weitgehend beraubt. McTiernan und Crichton überwarfen sich, aus dem Material wurden gut 40 Minuten entfernt, die Michael Crichton nachdrehte. So wurde aus einem erwachsenen Abenteuerfilm mit deutlichen politischen Metaphern ein unentschlossen zwischen dem Kindlichen und dem Drastischen pendelnder Mix, der überdies etliche seiner Erzählstränge und Charaktere gegen Ende schlicht vergaß.
Natürlich musste auch der mittelalterliche Outlaw Robin Hood in der Nach-Milleniumszeit neu interpretiert werden, ein nicht ganz einfaches Unterfangen, nachdem Richard Lester mit seinem Robin and Marian einen wunderbar elegischen Spät-Abenteuerfilm und eine ergreifende Liebesgeschichte noch dazu vorgelegt hatte (auch wenn diese melancholische Revision nie die Würdigung erfuhr, die sie verdient), und Kevin Costners pragmatischer Held mit einem klugen Begleiter aus dem Morgenland aufwarten konnte. Der erste Versuch folgte der im Jahrzehnt zuvor bewährten Strategie der weiblichen Besetzung der Heldenrolle: In Princess of Thieves ( Gwyn – Prinzessin der Diebe ; 2001, Regie: Peter Hewitt) spielt Keira Knightley die 18-jährige Gwyn, die Tochter von Lady Marian und Robin Hood (Stuart Wilson), der sie gerne zu einer richtigen Dame erziehen würde. Aber sie treibt sich nun einmal lieber in den Wäldern als Diebin herum. Die kleine, nicht besonders ernst gemeinte, Phantasie zur «Zähmung der Widerspenstigen» (wie gewohnt durch Liebe und Politik) entfaltete ihre Unterhaltungsqualitäten, ohne nennenswerte Spuren im Genre zu hinterlassen.
Dagegen entpuppte sich Ridley Scotts großer Versuch, der «Robin Hood»-Saga neues Leben einzuhauchen, trotz des Staraufgebots mit Russell Crowe und Cate Blanchett als Maid Marian als arg konstruierter Kompromiss mit der alten Erzählweise. War nämlich ursprünglich eine radikale Neu-Interpretation versprochen (aus der Sicht des Sheriff von Nottingham), so wagte man schließlich doch keine tiefer reichende Dekonstruktion der Heldenlegende als immerhin eine Einbettung in die Historie. Robin Longstride ist in Scotts Robin Hood aus dem Jahr 2010 einer der Bogenschützen, die Richard Löwenherz (Danny Huston) auf dem Rückweg nach einem fehlgeschlagenen Unternehmen im Heiligen Land begleiten. Auf seinem Rückweg lässt dieser nun gar nicht gute Herrscher Burgen und
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