Filmwissen
Zukunft sehen und die Ermordung des Papstes planen.
Und was mit einem «Heiligen Buch» klappt, das müsste doch auch mit einem Nationalepos klappen: In Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen (2008, Regie: Ralf Huettner) ist eben dies der Lebenstraum des Archäologen Eik Meiers (Benjamin Sadler), das sagenhafte Rheingold zu finden. Zusammen mit dem üblichen Freund (Fabian Busch) und der üblichen Wissenschaftlerin (Bettina Zimmermann), zuerst zickig aber dann..., und im Wettlauf mit den üblichen «skrupellosen» Schatzjägern führt die Jagd nach vielen Abenteuern und zu allen dramatischen Schauplätzen, die ein Deutschland-Touristik-Prospekt zu bieten hat, schließlich zum Erfolg, was unter anderem zu einem Sequel mit dem Titel Die Jagd nach der Heiligen Lanze (2010, Regie: Florian Baxmeyer) führte, bei dem Kai Wiesinger in die Rolle des Eik Meiers schlüpfte. Nach dem Verschwinden eines Museumsdirektors (Hubert Mulzer) machen sich Meiers mit dessen Mitarbeiterin und seiner Lebensgefährtin Katharina (Bettina Zimmermann) auf die Suche und finden ein Geheimlabor nebst geheimnisvollem Tagebuch in der sächsischen Schweiz. Dieses Tagebuch stammt von niemand Geringerem als Goethe, ja, genau dem Goethe, der nicht nur viel geschrieben, sondern auch eine Heilige Lanze vor dem Zugriff Napoleonischer Truppen gerettet und verborgen hat. Und neben Meiers ist wieder einmal ein skrupelloser Kunstsammler namens Baron von Hahn (Jürgen Prochnow) hinter dem nationalen Schatz her. Dass die Filme jedes nur erdenkliche Klischee bemühten und alle Ingredienzien des Subgenres «Archäologie + Historische Heiligtümer» abhakten, tat dem Vergnügen nur wenig Abbruch (mehr ins Gewicht fallen da wohl die hölzernen Dialoge), so dass für das Jahr 2012 die Produktion eines dritten Teils unabdingbar wurde: Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer.
Das Genre des Archäologie-Thrillers war in diesem Jahrzehnt wohl das «Harry Potter» für (mehr oder weniger) Erwachsene, ein zugleich frivoler wie nostalgischer Umgang mit nutzlosem Wissen, das sich der technologischen Effizienz in die Nebel der historischen Legenden und der «leichten» Transzendenz entzieht.
Die kindgerechte Version entstand dann wiederum nach den Romanen von Thomas Brezina um das «Tiger-Team», deren erster Film 2010 mit den Abenteuern von Biggi (Helena Siegmund-Schulze), Patrick (Bruno Schubert) und Luk (Justis Kammerer) in China gedreht wurde (wo die Romane sehr populär sind): Tiger-Team – Der Berg der 1000 Drachen (2010, Regie: Peter Gersina) beginnt mit dem Fund eines «Drachenschlüssels» in einer zertrümmerten antiken Statue und führt dann in den Süden von China, wo man nach dem Gewinn eines Preisausschreibens hinkommt, um dort noch kurz mit kriminellen Konkurrenten – Iris Berben als schurkische Chefin eines Kosmetikkonzerns – bei der Schatzsuche fertig zu werden. Tiefergehende Charakterzeichnung und ein Absehen von allereinfachsten Elementen der Gut/Böse-Rollenverteilung darf man von Filmen des Kinderabenteuer-Genres wohl nicht verlangen, doch was dieses Beispiel anbelangt, strapaziert man mit Klischee und Konstruktion wohl auch die Geduld der jugendlichen Zuschauer: Nichts ist schlimmer für das Abenteuer, als wenn alles genau so kommt, wie man es erwartet.
Auch die «Abenteuer-Romanze» wurde kurzfristig zu einem kleinen, ein wenig formelhaften, Subgenre im deutschen Fernsehen. Wie in Ein Schatz fürs Leben – Abenteuer in Panama (2011, Regie: Sigi Rothemund) wird aus den Zutaten exotischer Schauplatz, Schatzsuche und Liebesgeschichte Konfektion hergestellt, der man den Geist des Abenteuers gründlich ausgetrieben hat: Wilhelm Brock (Miguel Herz-Kestranek) sucht seit Jahren nach dem Schatz der Oromeken und erleidet, kaum hat er den entscheidenden Hinweis gefunden, einen Herzinfarkt. Um die notwendige Operation zu finanzieren, will seine Tochter Johanna (Julia Stinshoff) sein Expeditionsschiff verkaufen. Aber Wilhelms Freunde Michael (Oliver Bootz) und Christian (Marek Erhardt) entschließen sich stattdessen, die Schatzsuche aufzunehmen, auf der dann passiert, was eben so zu passieren pflegt, nicht zuletzt weil da ja auch ein entsprechend «zwielichtiger» Charakter namens Ortega (Uwe Kockisch) mitspielt. Das Abenteuer gehört offensichtlich zu den Erzählmomenten, bei denen deutsche Autoren und Regisseure keine wirklich glückliche Hand haben, wenn es nicht «essenziell» und metaphysisch aufgeladen ist. Aber gerade darin liegt der Reiz des Abenteuers,
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