Filmwissen
eingefädelte Heirat loszuwerden (was durch einen blutigen Normannen-Überfall vereitelt wird), tritt sie in einer männlichen Identität unter dem Namen Johannes in ein Benediktinerkloster ein. Sie lässt sich zum Arzt ausbilden und übersiedelt nach Rom. Dort steigt «Johannes», nachdem ihm die Heilung des Papstes (John Goodman) gelingt, immer weiter in der klerikalen Hierarchie auf, bis schließlich die Wahl des neuen Papstes ansteht, nachdem Papst Sergius einem Mordanschlag von Feinden und Verrätern zum Opfer fiel. Ohne ihr Zutun wird Johanna/Johannes zum neuen Pontifex bestimmt. Doch da mittlerweile auch Gerold wieder aufgetaucht ist und die beiden ihre Liebschaft wieder aufgenommen haben, wird Johanna schwanger. Nachdem sie auch Gerold durch den Verschwörer Anastasius verloren hat, stirbt die Päpstin bei den Geburtswehen. Anastasius ruft sich zum Nachfolger aus, wird wenig später vom römischen Volk vom Papstthron gestoßen. Weil er in der Kloster-Verbannung das Verzeichnis der Päpste verfasst, kann er Johanna aus dem Gedächtnis der Kirche tilgen.
Die Innenperspektive der Handlung bricht der Film schon durch die Einführung eines Erzählers auf, und das Mittelalter bleibt hier weitgehend Behauptung. Dem Film Die Päpstin gelang es nicht, die Verbindung von Flair und Idee zu schaffen, durch die Der Name der Rose reüssiert hatte. Es war eine handwerklich kompetente Buchverfilmung, nicht mehr und nicht weniger. Ridley Scotts Kingdom of Heaven ( Königreich der Himmel ; 2005; eine um 45 Minuten längere Director’s Cut-Fassung kam im Jahr 2006 heraus) spiegelt auf andere Weise die Krise des Genres. Das Konzept von Gladiator schien allzu bedenkenlos auf die andere Epoche angewandt, das Pathos, das den Antikfilm ohnehin begleitet, erscheint hier noch stärker im Vordergrund; immerhin geht es um ein durchaus traumatisierendes Ereignis in der Geschichte des Abendlandes, das gescheiterte Unternehmen der Eroberung des Heiligen Landes, das nicht nur die große Niederlage mit sich brachte, sondern auch die Erfahrung einer in vielen Bereichen überlegenen Kultur, die auf vieles vorbereitet schien, nur nicht auf die barbarische Intoleranz der Eindringlinge.
Und wieder geht es um einen Helden, den jungen Schmied Balian (Orlando Bloom), modelliert nach den zeitgenössischen Berichten um Balian von Ibelin, der sich durch Ehrbarkeit und Geradlinigkeit von vielen seiner Zeitgenossen unterscheidet. Schon bei den Eingangsszenen wird uns die Finsternis dieser Zeit nahegelegt, als ein Priester einer toten Frau ein Kreuz vom Hals reißt, weil sie als Selbstmörderin kein Anrecht auf Erlösung hat. Stattdessen wird ihr zum Zeichen ihrer Verdammung der Kopf abgeschlagen. Es ist die Frau des Helden. Der erhält kurz darauf Besuch von dem Kreuzritter Godfrey von Ibelin (Liam Neesson), der ihm eröffnet, dass er sein unehelicher Sohn ist. Balian soll ihn beim nächsten Zug ins Heilige Land begleiten, doch er lehnt ab. Dann erscheint auch der Priester (Michael Sheen), Balians Bruder, und hält ihm vor, dass seine Frau im ewigen Feuer der Hölle leiden müsse, es sei denn, er, Balian, reise nach Jerusalem, um dort für sie zu beten. Doch als Balian die Kette seiner Frau am Körper des Priesters sieht, verliert er die Beherrschung und tötet ihn mit einem noch glühenden Schwert aus der Esse. Nach dieser Tat bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich doch den Kreuzrittern unter seinem neu gefundenen Vater anzuschließen. Auf dem Weg kommt es zum Kampf zwischen den Rittern und den Schergen des Erzbischofs, die Balians Bestrafung verlangen. Obwohl Godfrey dabei verwundet wird, gelingt es den Überlebenden, den Hafen von Messina zu erreichen. Hier stirbt Godfrey und übergibt sterbend die Baron-Würde an seinen wiedergefundenen Sohn. Nicht alle akzeptieren diesen Emporkömmling, der Tempelritter Guy de Luisignan (Marton Csokas) wird zu seinem erbitterten Feind. Auch die Überfahrt entwickelt sich zu einem katastrophalen Unternehmen; nach einem Schiffbruch erreichen sie endlich die Küste des Heiligen Landes. Gleich darauf kommt es zum Streit mit zwei sarazenischen Aristokraten, bei dem Balian den syrischen Prinzen Mohammed al-Fayez tötet. Da er den zweiten Angreifer – später wird klar, dass es sich um Nasir, einen Vertrauten von Sultan Saladin (Ghassan Massoud) handelt – verschont, sieht sich dieser nun in seiner Schuld und begleitet Balian bei seiner weiteren Reise nach Jerusalem. Dort gibt er ihm die Freiheit zurück und
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